„Angst, dass der Stillstand bleibt“: Marzlinger Räte verlassen Fraktionen und wollen neue Liste gründen

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Die Initiatoren der Marzlinger Liste: Thomas Sellmeier, Michael Schwaiger und Christian Mäuer verließen ihre Fraktionen. © Lorenz

Paukenschlag im Marzinger Gemeinderat: Christian Mäuer (CSU/FW), Thomas Sellmeir und Juliane Dorfmüller (beide SPD) sowie Michael Schwaiger (PB) verließen ihre bisherigen Fraktionen. Sie werden die „Marzlinger Liste“ gründen.

Marzling – Unter dem letzten Punkt „Verschiedenes“ hob Christian Mäuer (CSU/FW) bei der jüngsten Gemeinderatsitzung am vergangenen Donnerstag die Hand und sorgte mit der anschließenden überraschenden Erklärung für kurze Sprachlosigkeit im Gremium: „Wir sind ja drei, die gern Ideen miteinander überlegen“, erklärte Mäuer. Er und seine zwei Mitstreiter Thomas Sellmeir (SPD) und Michael Schwaiger (PB) würden daher ihre Fraktionen verlassen, eine neue Fraktion gründen und eine Liste für die Kommunalwahl 2026 auf die Beine stellen. Auf Nachfrage aus dem Gremium nach der Namensnennung erklärte Schwaiger: „Ganz einfach: Marzlinger Liste. Wir werden auch einen Bürgermeisterkandidaten stellen“. Keiner aus dem Initiatoren-Trio ist übrigens Mitglied einer Partei. Doch dann trug sich nach der nichtöffentlichen Sitzung auch Juliane Dorfmüller (SPD) auf der Liste ein. Sie ist SPD-Mitglied. Damit wird die neue Fraktion die zweitstärkste nach der CSU/FW-Fraktion, während sich die SPD-Fraktion nach diesem Paukenschlag komplett aufgelöst hat.

„Überrascht bin ich jetzt nicht“, musste Bürgermeister Martin Ernst (CSU/FW) zugeben. Er hätte schon lange „gespannt“, dass die drei „zusammenhängen“ und sich auch „absprechen“. „Es wird sich sonst nie was ändern“, erklärte Sellmeir dem FT nach der Neugestaltung der Fraktionssitze. Die Marzlinger Liste werde laut Sellmeir „die treibende politische Kraft werden“, schlichtweg weil es jetzt einfach einen „neuen Weg“ brauche, um alles für Marzling und seine Bürger zu tun – mit dem alten Weg sei das einfach nicht mehr zu machen.

Gegenüber dem FT erklärte Mäuer: „Wir werden die stärkste Fraktion werden – und natürlich werden wir auch einen Bürgermeisterkandidaten aufstellen“. Auf die Nachfrage, wer 2026 in den Bürgermeister-Ring steigen wolle, gab es allerdings noch keine Auskunft, sondern nur ein „Abwarten“. Das Pikante: Bereits 2020 wollte Sellmeir ins Rathaus einziehen, unterlag allerdings dann bei der Stichwahl dem Mitbewerber Ernst. „Wir brauchen jetzt einfach einen Neustart“, betonte auch Schwaiger, der aufzählte, was die drei Gemeinderäte in der letzten Zeit schon alles angestoßen hatten – unter anderem die neue Nutzung des alten Feuerwehrhauses, die Tempo 30-Zone in der Isarstraße oder die Lösung des leidigen Themas der Busverbindung zur Realschule.

„Die Idee zur eigenen Liste gab es schon länger“, so Schwaiger. Mäuer erklärt: „Ich bin seit drei Amtsperioden dabei und immer wieder dachte ich mir, jetzt gibt es einen großen Ruck. Aber der kam nicht. Jetzt wollen wir einen gescheiten Ruck mit uns als stärkste Fraktion“.

„Ich bin einfach frustriert. Es ist Stillstand – und ich hab einfach Angst, dass der Stillstand bleibt“, ergänzte Sellmeir. Äußerungen wie: „Das haben wir immer schon so gemacht“ könne er langsam aber sicher nicht mehr hören. Was ihnen wichtig ist: „Es wird eine neutrale politische Liste, die sich für die Gemeinde einsetzt“, so Sellmeir.

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