Unter der Erde schlummern die Millionen
Gutes Geschäft mit heißem Wasser: Der Zweckverband Geowärme bleibt auf der Erfolgsstraße - und das in Zeiten weiterhin hoher Energiepreise.
Erding – In Zeiten weiter hoher Gaspreise und der sich zuspitzenden Notwendigkeit, von fossilen Energieträgern wegzukommen, spielt die Geothermie, also Erdwärme, eine Rolle, von der Zweckverband Geowärme von Stadt und Landkreis Erding lange nur träumen konnte. Zumal das heiße Wasser ja „nur“ Beifang war, als in den 80er Jahren der US-Ölmulti Texaco in Altenerding – vergeblich – nach Öl bohrte.
Nun zeichnet sich ab: Die bereits drei Jahrzehnte anhaltende Erfolgsgeschichte kann wohl fortgeschrieben werden. Das wurde am Montag in der Verbandsversammlung im Landratsamt deutlich, in der Geschäftsführer Michael Perzl den Wirtschaftsplan für 2024 vorstellte. Und der sieht nicht nur einen weiteren Netzausbau vor, sondern wiederum einen Millionengewinn. Vorsichtig schätzt ihn Perzl mit 1,4 Millionen Euro. Heuer sollen es 1,5 Millionen sein, 2022 waren es 1,4 Millionen.
Einige Punkte machen Perzl Hoffnung auf einen erfreulichen Geschäftsverlauf. Er rechnet mit einem weiteren Netzausbau, „auch wenn der nicht mehr so schnell vorangeht wie in früheren Jahren.“ Der Geschäftsführer berichtete, dass das neue Industriegebiet südlich der Dachauer Straße an die Geothermie angeschlossen werde. Zudem hätten mehrere Wohnungsbaugesellschaften angekündigt, ihre Mehrfamilienhäuser ans Netz zu bringen. Dessen Länge ist laut Perzl zuletzt um 500 Meter auf 32,2 Kilometer gewachsen, weitere 1,2 Kilometer seien geplant. Die Gesamtanschlussleistung sei von 69,1 auf 70,0 Megawatt gestiegen.
Weil die Therme nach Überwinden der Corona-Krise wieder stärker boomt denn je, erwartet er höhere Erträge bei der Thermalwasserabgabe. Auf der anderen Seite dürften die Materialaufwendungen sinken.
Als das Ergebnis möglicherweise belastend nannte Perzl die hohen Abschreibungen, vertraglich mit dem Energieversorger Iqony Energies (früher Steag) vereinbarte Pachtreduzierungen, allgemeine Preissteigerungen sowie die Abführung von Körperschaftssteuer.
Grundsätzlich verdient der ZV sein Geld, indem er der Therme Wasser verkauft sowie mit der Geothermie das Fernwärmenetz in Erding speist und für die Anlagen Pachteinnahmen erzielt. Insgesamt kalkuliert Perzl 2024 Umsatzerlöse in Höhe von 4,3 Millionen Euro. Davon entfallen allein auf den Pachtzinsertrag 3,3 Millionen Euro. Was viele nicht wissen dürften: Der Verband verkauft pro Jahr ein paar Hektoliter des Heilwassers aus der Ardeoquelle an Hersteller von Kosmetika.
Ein Diskussionspunkt ist immer der so genannte Primärenergiefaktor. Denn das Erdinger Wasser ist für die Wärmeversorgung trotz seiner 63 Grad zu kalt. Es muss zugeheizt werden – mit Gas. Immerhin konnte Perzl nun mitteilen, dass der Faktor von 0,74 auf 0,69 gesunken sei, was maßgeblich auf die neue Wärmepumpe im Heizwerk 2 auf dem Kletthamer Feld zurückzuführen sei. Nichts Neues gab es zu Plänen, den Gasverbrauch zu reduzieren beziehungsweise diesen Energieträger durch einen nachhaltigen zu ersetzen.
Seit 2017 muss der ZV nachweisen, dass durch die Förderung des Wassers aus über 2000 Metern Tiefe keine Erdbebengefahr besteht. Perzl räumte Probleme mit dem Finden einer geeigneten Messstelle ein. Standorte auf dem Kletthamer Feld, unter dem Korbinian-Aigner-Gymnasium sowie am Dr.-Ulrich-Weg hat der Erdbebendienst wegen störender Einflüsse abgelehnt. „Wir versuchen es nun auf Oberdinger Flur“, kündigte Perzl an – bei den Aufkirchener Stockschützen.
Verbandsrat Dominik Rutz (Grüne) fragte an, ob der ZV nicht in Erding in die Kommunale Wärmeplanung einsteigen könne. Das lehnte Vorsitzender und Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) ab: „Dafür sind wir nicht zuständig. Wir können nicht in die Befugnisse der Stadt Erding eingreifen.“ Perzl berichte, man habe vorsorglich Fördergelder beantragt. Noch wisse man aber nichts Konkretes. ham