10-Punkte-Plan: So soll der Wintertourismus im Allgäu stark bleiben

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Pures „Winterglück“ verspricht das Fellhorn in Oberstdorf. Das soll auch in Zukunft so bleiben. © Allgäu GmbH

Wie ist es vor dem Hintergrund des Klimawandels um die Zukunft des Wintertourismus im Allgäu bestellt? Ein Zehn-Punkte-Plan der Allgäu GmbH gibt darauf Antworten.

Allgäu/Nesselwang – Immer wieder fiel der Begriff „Winterglück“, als die Allgäu GmbH zur Pressekonferenz ins Explorer-Hotel in Nesselwang geladen hatte, um über einen Zehn-Punkte-Plan zur Zukunft des Wintertourismus im Allgäu zu berichten. Das Strategiepapier wurde von Vertretern verschiedener touristischer Leistungsträger gemeinsam erarbeitet und soll Antworten auf eine viel diskutierte Frage geben: Wie ist es um den Wintersport angesichts des Klimawandels bestellt und wie kann man mit den Herausforderungen umgehen?

Jenes fast magisch anmutende „Winterglück“ ist nach Ansicht der Touristiker jedenfalls etwas, das Einheimische und Gäste gleichermaßen suchen und etwas, was die Region auch zu bieten hat. „Sonne, Licht, Kälte und Naturerlebnis bleiben wichtige Sehnsuchtsmotive für die Gäste, Schneesport ist identitätsstiftend für die Einheimischen“, heißt es so auch unter Punkt zwei des Papiers.

Oder wie die Ostallgäuer Landrätin und Vorsitzende des Tourismusverbands Allgäu/Bayerisch-Schwaben, Maria Rita Zinnecker (CSU), es griffig formulierte: „Wir sagen: Der Klimawandel ist Fakt. Nichtsdestotrotz ist der Schnee für uns wichtig.“

Zinnecker betonte zunächst, dass man sich dem Thema faktenbasiert genähert habe. Zu diesen Fakten gehört, dass die Winterhalbjahre wechselhafter werden. Im Worst-Case-Szenario wird die Anzahl der Naturschneetage in Oberstdorf bis zum Jahr 2050 von 118 auf 105 sinken. Die Schlussfolgerung der Touristiker lautet dabei allerdings: „Für einen Alpinski-Betrieb ist dies weiterhin ausreichend.“

Hierzu gaben die beiden Bergbahn-Betreiber Henrik Volpert (Oberstdorf-Kleinwalsertal Berg­bahnen und Allgäuer Bergbahn Initiative), und Ralf Speck (Allgäu Tirol Bergwelt GmbH und Alpspitzbahn), genauere Einblicke.

Selbst im schlechtesten Fall „werden wir in den nächsten 30 Jahren trotzdem gute Bedingungen anbieten können“, sagte Volpert. Dafür habe man investiert und werde weiter investieren – insbesondere im Bereich der Beschneiung. „Die Gäste danken es uns“, so Volpert.

Die moderne Beschneiung ist ihm zufolge umweltverträglich: „Natürlich braucht sie Energie. Aber schon jetzt kommen drei Viertel davon aus eigener Produktion oder regenerativen Quellen“, erklärte Volpert. Und auch von Wasserverbrauch könne keine Rede sein: „Das Wasser bleibt dem Kreislauf am Berg erhalten.“

Auch Ralf Speck schlug in diese Kerbe: „Es hat sich viel getan in der Entwicklung der Schneeerzeugung. Wir sind enorm innovativ.“ Aktuell beschäftige man sich an der Alp­spitzbahn mit kleinen Windkraftanlagen am Schlepplift, die Beschneiung erfolge nach einem „Masterplan“ inklusive Schneehöhenmessung, und der aktuelle Strompreis werde in die Schneeerzeugung einbezogen, nannte Speck einige Beispiele für Innovation am Skihang.

Ein Aspekt, für den die Bergbahnen inzwischen sogar Lob aus Richtung der Naturschutzverbände erhielten, sei die Besucherlenkung, fügte Henrik Volpert an. Als während des Lockdowns die Skilifte stillstanden, seien die Schneefans kreuz und quer unterwegs gewesen, vom Parkplatzchaos ganz zu schweigen.

Zwei starke Saisonen auch in Zukunft

Letztlich sieht die Zehn-Punkte-Strategie also vor, dass das Allgäu eine Ganzjahresdestination mit zwei starken Saisonen bleiben soll. Der typische Wintergast wird dabei nicht nur als Skifahrer gesehen, sondern als jemand, der unterschiedliche Aktivitäten ausführt oder auch nur entspannt – Stichwort Wellness.

Entwickelt werden sollen unterschiedliche „Anpassungsstrategien“ an die sich verändernden Bedingungen, etwa durch besagte technische Beschneiung. Eine große Rolle soll bei all dem die Nachhaltigkeit spielen – wobei hier besonderes Augenmerk auf den Bereich Mobilität gelegt wird. Etwa 75 Prozent der CO2-Emissionen seien im alpinen Tourismus auf die Anreise zurückzuführen, heißt es.

An mangelnder Nachfrage wird der Wintersport jedenfalls wohl auch in Zukunft nicht scheitern: Die auf der Pressekonferenz präsentierten Zahlen belegen, dass das Winterhalbjahr rund 50 Prozent der gesamten touristischen Wertschöpfung im Allgäu ausmacht. Und „dass der Tourismus sich im Winter positiver entwickelt hat als im Sommer“, wie Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH, erläuterte.

Das beste Indiz für die Beliebtheit des Wintersports sieht Zinnecker im aktuellen Rekordverkauf bei den Saisonskipässen – und das trotz steigender Preise. Die Einheimischen, die diese Karten hauptsächlich kaufen, rechnen also offenbar mit einem guten Winter – „und unsere Allgäuer müssen es ja wissen“.

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