Seilpartnerin für immer mit Tod von Dahlmeier verbunden: „Trauma, das bleibt“
Marina Krauss war die Seilpartnerin von Laura Dahlmeier, sie hatte vergeblich versucht, die Ex-Biathletin zu retten. Es ist schwer vorstellbar, wie es ihr im Moment geht.
Karakorum-Gebirge – Marina Krauss hat alles versucht. Über „viele Stunden“ probierte sie als Seilpartnerin im pakistanischen Karakorum-Gebirge, die verunglückte Laura Dahlmeier zu bergen, wie das Management der früheren Biathletin mitteilte. Außerdem setzte Krauss sofort einen Notruf ab.
Aufgrund der Schwere des Geländes und des weiterhin anhaltenden Steinschlags sei eine Bergung unmöglich gewesen, heißt es in dem Statement weiter. Krauss zog deshalb die Notbremse und musste Dahlmeier zurücklassen. Sie wurde inzwischen für tot erklärt - alle Entwicklungen im Live-Ticker.
Dahlmeier-Unglück: Seilpartnerin entscheidet sich für Rückzug
„Nachdem die Seilpartnerin außerdem keine Lebenszeichen vernehmen konnte, entschied sie sich während der Nachtstunden für einen Rückzug aus der Gefahrenzone und den weiteren Abstieg“, so das Management weiter. Dahlmeier hatte zudem schriftlich verfügt, dass von einer Rettung oder Bergung abgesehen werden soll, falls sich sonst andere Menschen in Lebensgefahr begeben würden.
Es ist nur zu erahnen, wie Krauss sich nach dem tragischen Unglück fühlen muss. Bergsteiger-Legende Reinhold Messner wurde von der Bild gefragt, was es mit der Psyche macht, wenn man sich entscheiden muss, zu gehen. Das könne man nicht verallgemeinern, sagte Messner. „Da ist jeder Fall anders. Wenn ich 100-prozentig sicher bin, dass die Partnerin verstorben ist – aufgrund von Steinschlag wie in diesem Fall – dann werde ich alles versuchen, mein Leben zu retten.“

Aber: „Solange eine winzige Hoffnung besteht, die Partnerin zu retten und mit hinunterzunehmen – zum Beispiel durch die berühmte Technik des Abseilens – dann werde ich das tun“, stellte Messner klar.
Wie geht es der Seilpartnerin von Laura Dahlmeier?
Im Moment der Entscheidung treibe der Instinkt einen an, „mit Partner oder Partnerin, gemeinsam die Flucht nach unten anzutreten. Wenn das aber nicht mehr möglich ist, weil einer der beiden verstirbt, dann wird die andere nicht oben hockenbleiben, sondern sie wird versuchen, ihr Leben ins Tal zu retten“. Wie wird Marina Krauss mit dieser Erfahrung umgehen? „Das ist ein Trauma, das bleibt“, weiß Messner.
Krauss hatte vor längerer Zeit auf Instagram etwas zum Thema Tod gepostet. „Der Tod! Er ist Teil des Spiels. Trotzdem redet man selten darüber. Wenn er dann da ist, reißt es einem den Boden unter den Füßen weg. Gerade wir Bergsteiger/-innen fördern unser Glück öfter heraus als andere. Wirklich gut darauf vorbereiten kann man sich nicht. Meiner Meinung nach ist es aber hilfreich sich vorher schon damit zu befassen und vor allem auch mit Familie und Freunden darüber redet, sodass - wenn es passiert - nicht völlig aus dem Blauen heraus geschieht, denn das wäre wiederum etwas blauäugig.“ (anre)