„Jägerwirtin“ Friedl Jäger ist mit 97 Jahren gestorben. Sie war die Seele der Wirtschaft in der Tölzer Kohlstatt.
Bad Tölz – Als Pfarrer Johann Georg Lechner auf dem Tölzer Waldfriedhof der Trauergemeinde den Segen gespendet hatte, spielte die Musikkapelle Wackersberg den „Tölzer Schützenmarsch“. Ein ganz besonderer Abschiedsgruß für Friedl Jäger, der „Jägerwirtin“ von Bad Tölz, die am zweiten Weihnachtsfeiertag im Alter von 97 Jahren gestorben ist.
Bis ins hohe Alter wurde weiter gekocht
Am 15. September 1927 in Bad Tölz geboren, galt die „Friedl“ als die Seele der alteingesessenen und vor allem bei Einheimischen hochgeschätzten Wirtschaft in der Kohlstatt. Ganz wie es ihrem Fleiß und Arbeitseifer entsprach, hat sie das Rentenalter einfach ignoriert und die Gäste mit traditioneller bayerischer Küche bis ins hohe Alter verwöhnt.
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1959 hatte Friedl Fritzmeier ihren Sepp, einen angesehenen Kalkbrenner geheiratet. In der von der Familie betriebenen Wirtschaft ging es damals noch recht karg zu. Doch mit der neuen Schwiegertochter sollte sich bald vieles ändern. „Ich hab‘ halt die Spengler aus der Werkstatt gegenüber gefragt, ob’s mal a Supp’n möchten“, erzählte sie oft über die erste Zeit. Recht zügig nahm die Sache jedoch ihren Lauf, und es wurde immer mehr aufgekocht. Der „Jägerwirt“ entwickelte sich zu einem beliebten und gleichermaßen bekannten Gasthaus. Vieles wurde selbst gemacht: Senf, die Sülze. Ruhetage gab es damals nicht, Betriebsferien schon gar nicht, und krank war man auch nicht.
Gute Gastgeberin, Zuhörerin und Gesprächspartnerin
Von früh bis spät stand sie in der Küche, bereitete alles vor, kochte jeden Tag das, was ihr aus ihrem bayerischen Küchen-Repertoire so einfiel. Zudem war sie ihren Gästen eine gute Gastgeberin, Zuhörerin und Gesprächspartnerin. Die Friedl stand immer mit Rat und Tat zur Seite. Ihr Motto: „Zammhoit‘n, aa wenn‘s amoi zwickt.“ Ihre Mutter Franziska war 96 alt geworden, ein Ziel der „Jägerwirtin“: „Des pack i aa“, sagte sie.
In den letzten Jahren hat Friedl Jäger auch gerne ein „Fahrtl“ unternommen. Unvergessen bleibt ihre Städtereise 2005 in Amerika. Und einmal wollte sie auch immer für einen ganzen Tag auf die „Wies’n“. Ihren letzten runden Geburtstag hat sie übrigens nicht besonders gefeiert. Ihr Ehrentag war schließlich an einem Dienstag, und da gab’s wie immer viel zu tun in der Küche vom „Jägerwirt“.