„Wie Pokerchips“: Putin wollte Kinder gegen Soldaten tauschen

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Daria Zarivna war bei den Verhandlungen zum Ukraine-Krieg in Saudi-Arabien dabei. Als es um die Rückführung entführter Kinder ging, schockierte Moskau alle.

Kiew – Die Öffentlichkeit wird von Verhandlungen zum Ende des Ukraine-Kriegs meistens ausgeschlossen. Doch die ukrainische Regierungsberaterin Daria Zarivna hat jetzt brisante Details über gescheiterten Gesprächen zwischen ukrainischen und US-amerikanischen Delegationen im März 2025 in Saudi-Arabien preisgegeben. Damals standen Verhandlungen zur Rückführung entführter ukrainischer Kinder im Mittelpunkt.

Nach Eklat im Weißen Haus: Verhandlungen zum Ende des Ukraine-Kriegs in Saudi-Arabien sehr angespannt

„Wir haben uns Tag und Nacht intensiv vorbereitet. Wir waren alle konzentriert. Wir hatten keine Ahnung, wie es laufen würde“, zitiert sie The Sunday Times. Das Prekäre: Das Treffen fand nur wenige Tagen nach dem Eklat zwischen US-Präsident Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus statt.

Die Allianz stand damals auf dem Spiel, die Trump-Administration schien zunehmend Kreml-Propaganda zu übernehmen. Doch es gab ein Thema, bei dem Einigkeit unmöglich erschien: die systematische Entführung ukrainischer Kinder. Denn die Zahlen sind erschütternd: Mindestens 19.546 ukrainische Kinder wurden nach Kiews Angaben von ihren Familien getrennt und zur „Umerziehung“ als Russen nach Russland verschleppt.

Ein Kriegsverbrechen, das bereits zu einem internationalen Haftbefehl gegen Putin geführt hat. Nur 1399 Minderjährige konnten bisher durch Freiwillige, verzweifelte Verwandte oder die Vermittlung von Drittstaaten wie Südafrika, Katar oder dem Vatikan zu ihren Familien zurückkehren.

Schon bei Istanbul-Friedensgesprächen: Russland wollte Kinder gegen Soldaten wie „Pokerchips“ tauschen

Schon bei den Istanbul-Friedensgesprächen zum Ukraine-Krieg wagte die Ukraine einen gezielten Test: Sie übergab der russischen Delegation eine Liste mit 339 entführten Kindern – bewusst unvollständig, wie Zarivna heute einräumt. „Es war ein Test. Ein kleiner erster Schritt. Es war ein Weg zu sehen, ob Russland wirklich bereit ist, den Prozess der Rückgabe ukrainischer Kinder zu beginnen.“

Wir werden niemals Kinder gegen Territorium, Infrastruktur oder politische Zugeständnisse tauschen.

Was folgte, entlarvte die wahren Absichten des Kremls auf brutalste Weise: Während Moskau öffentlich bestritt, dass die 339 Kinder überhaupt entführt worden seien, machte die russische Seite hinter der verschlossenen Türen den Vorschlag, der selbst abgebrühte Diplomaten fassungslos zurückließ.

Sie wollten die Kinder wie Pokerchips gegen russische Kriegsgefangene tauschen, berichtet Zarivna. Das sei der Moment gewesen, in dem die Trump-Regierung den Charakter von Putins Regime zu verstehen begann.

Kiew gegen Moskau: Aktivistin wirbt für Rückführung entführter ukrainischer Kinder vor US-Senat

Die ukrainische Antwort war eindeutig: „Wir werden niemals Kinder gegen Territorium, Infrastruktur oder politische Zugeständnisse tauschen. Niemals. Das würde nur weitere Entführungen ermutigen.“ Zarivna, die heute eng mit der präsidialen Initiative „Bring Kids Back UA“ zusammenarbeitet, konnte inzwischen sowohl das US-Repräsentantenhaus als auch den US-Senat zu parteiübergreifenden Resolutionen für die bedingungslose Rückgabe der Kinder bewegen.

Wladimir Putin in Moskau.
Putins böse Machenschaften: Ist er wirklich am Ende des Ukraine-Kriegs interessiert? © IMAGO / ITAR-TASS

Jetzt, wenige Monate nach den Verhandlungen in Saudi-Arabien und einem Zickzack-Kurs in der Ukraine-Politik, hat Trump die Gangart gegenüber Russland wegen des Ukraine-Kriegs verschärft: Er kündigte am Montag (14. Juli) die Lieferung von Patriot-Abwehrsystemen für die Ukraine an und setzte Kreml-Chef Wladimir Putin eine Frist von 50 Tagen, um den Krieg gegen die Ukraine zu beenden.

Der Kreml bezeichnete Trumps Ultimatum am Dienstag (15. Juli) hingegen als „sehr ernst“. „Wir brauchen sicherlich Zeit, um zu analysieren, was in Washington gesagt wurde“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Moskau warte außerdem „auf Vorschläge der ukrainischen Seite zum Zeitpunkt der dritten Runde direkter russisch-ukrainischer Verhandlungen“, fuhr Peskow fort. Russland sei weiter bereit zu Gesprächen mit der Ukraine. Wie hart und schwierig diese aber werden können, zeigt der Einblick von Zarivna. (bg).

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