Beleuchtete Bäume passen nicht in die Zeit - Stadt nimmt 72 Baumstrahler nicht mehr in Betrieb

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Beleuchtung an der Bahnhofstraße: Die Lampen an Fahrbahn und Gehsteig leuchten. Die Strahler, die im Boden bei den Bäumen eingelassen sind und wie Bullaugen aussehen (siehe Bild), sind seit langem außer Betrieb. © Wolfgang Schörner

Der Penzberger Bauausschuss hat einen zwei Jahre alten Beschluss einkassiert, die Bodenstrahler für Bäume in der Innenstadt zu erneuern und wieder in Betrieb zu nehmen. Die Bodenstrahler waren im Zuge der Innenstadtsanierung eingebaut worden, leuchten aber schon seit langem nicht mehr. Dabei soll es nun auch bleiben.

Die Bodenstrahler für die Bäume in der Innenstadt waren Teil des Lichtkonzepts, als vor 17 Jahren die erste Etappe der umgestalteten Bahnhofstraße eingeweiht wurde. 72 Baumstrahler wurden in den Boden versenkt, um die Baumkronen von unten anzustrahlen. Umstritten war schon damals, Bäume in der Nacht zu beleuchten. Fünf Jahre später wurden die Strahler dann ab 22 Uhr abgeschaltet. Als es vor zwei Jahren um die LED-Umrüstung der Innenstadtbeleuchtung im Stadtbereich ging, standen auch die Baumstrahler wieder auf der Agenda. Sollten sie ebenfalls umgerüstet werden? Der Penzberger Bauausschuss entschied damals nach kontroverser Diskussion und gegen die Empfehlung der Stadtverwaltung, die Bodenstrahler unter den Bäumen in der Innenstadt umzurüsten und wieder in Betrieb zu nehmen. Bislang geschah dies allerdings nicht.

Einstimmige Entscheidung: gegen beleuchtete Bäume

Nun lag dem Bauausschuss erneut die Empfehlung der Stadtverwaltung vor, die Bodenstrahler dauerhaft außer Betrieb zu setzen. Diesmal fiel die Entscheidung einstimmig – gegen beleuchtete Bäume.

„Wir haben es mit einem Wechsel in der Betrachtung zu tun“, sagte Stadtbaumeister Justus Klement, der zunächst an das Lichtkonzept vor knapp 20 Jahren erinnerte. Die Baumstrahler hätten früher die Bäume schön in Szene gesetzt, es sei ein sehr ansprechendes Bild gewesen. Heute stünden sie gegen alles, was man in Sachen Lichtverschmutzung, Insektenfreundlichkeit und Energieverbrauch machen würde. Deshalb empfahl er, auf die Bodenstrahler in Zukunft zu verzichten. Sie seien ohnehin seit geraumer Zeit nicht mehr in Betrieb, erklärte Klement. „Das hat zu keinen Rückmeldungen geführt, es hat sie in der Öffentlichkeit also keiner vermisst.“ Die Verkabelung soll ihm zufolge im Boden belassen werden, „falls es in 20 Jahren wieder neue Erkenntnisse gibt“.

Lichtverschmutzung und Energieverbrauch

Klement rechnete zudem vor, dass die Stadt circa 11 000 Euro spare, wenn sie auf die Umrüstung der Baumstrahler verzichtet. Als sinnvoll, auch in der aktuellen Haushaltssituation, bezeichnete er dagegen die sonstige LED-Umrüstung der Innenstadt-Beleuchtung. Die Investition amortisiere sich bereits nach vier bis fünf Jahren, erklärte er. Laut Klement kostet die Umrüstung rund 170 000 Euro. Die Förderung, die „enorm hoch“ sei, betrage 119 000 Euro. Die Stadt selbst, so Klement, müsse also für die LED-Umrüstung circa 51 000 Euro aufbringen, ohne die Bodenstrahler sind es rund 39 800 Euro. Durch die Umrüstung habe die Stadt außerdem nur noch ein Drittel der bisherigen Stromkosten: 4000 statt 12 000 Euro (darin enthalten sind auch Marktstände, die kommunalen Strom anzapfen).

Problematisch waren die Baumstrahler auch, weil sie laut Stadtverwaltung zu den wartungsintensivsten Beleuchtungen gehören. Es komme durch Wassereinbrüche und Kondenswasser immer wieder zu Störungen. Gerechnet wird sogar damit, dass LED-Strahler im Boden noch anfälliger als konventionelle Technik sind, weil es durch die geringere Wärme mehr feuchtebedingte Ausfälle geben könnte, wie es hieß.

„Seit zwei Jahren gehen sie nicht und keiner hat‘s gspannt“

„Seit zwei Jahren gehen sie nicht und keiner hat‘s gspannt“; sagte Ludwig Schmuck (CSU) in der Sitzung. In der jetzigen Zeit sei es nicht richtig, Bäume zu beleuchten, fügte er an und erwähnte als Beispiel die Lichtverschmutzung. Markus Bocksberger (PM) erinnerte daran, dass seine Fraktion bereits bei der Diskussion vor zwei Jahren dagegen war, die Baumstrahler mit LED umzurüsten. Armin Jabs (BfP) sprach sich ebenfalls dafür aus, die Bodenstrahler nicht mehr in Betrieb zu nehmen. Gottseidank habe man den vor zwei Jahren gefällten Beschluss nicht umgesetzt, sagte er. Was ihm zufolge aber die grundsätzliche Frage aufwirft, wieso ein Beschluss so lange nicht realisiert wird. Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) erklärte die Verzögerung mit einem krankheitsbedingten Ausfall und Tiefbauarbeiten, die dem entgegengestanden hätten.

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