„Was, wenn deshalb jemand ums Leben gekommen wäre?“: Defekte Warnanlagen am Walchensee sorgen für Ärger

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Kochel am See

Kommentare

Blitzt die Sturmwarnanlage 40 Mal pro Minute, soll man die Wetterentwicklung beobachten und sich darauf einstellen, den See kurzfristig verlassen zu müssen. Sie wird etwa eine Stunde vor dem erwarteten Eintreffen von Starkwinden ausgelöst. Blitzt sie 90 Mal pro Minute, muss man unverzüglich ans Ufer. © privat

Seit Monaten gibt es Probleme mit den Sturmwarnanlagen am Walchensee. Erst durch die Recherche unserer Zeitung scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Das Landratsamt sichert eine rasche Umrüstung zu.

Walchensee – Dass der Walchensee ein Mega-Ziel von Wassersportlern ist, ist nicht neu. Rettungstechnisch wird der See von den Wasserwachten Walchensee und Bad Tölz betreut, Tölz besetzt die Station am Südufer in Niedernach. Wie Recherchen unserer Zeitung ergeben haben, haben beide Organisationen seit Monaten Probleme mit ihren Sturmwarnanlagen: „Unsere funktioniert seit Anfang der Saison überhaupt nicht mehr“, berichtet Wolfgang Schmidt, Leiter der Tölzer Wasserwacht, auf Anfrage unserer Zeitung. In Walchensee funktioniere sie unzuverlässig, berichtet Alois Grünwald, Leiter der Walchenseer Wasserwacht. „Sie funktioniert so zu rund 80 Prozent“, berichtet Grünwald. An Pfingsten hätte man das festgestellt. Die Anlagen gehen in Betrieb, wenn eine Wetter-Alarmierung von der Integrierten Leitstelle Oberland erfolgt, die wiederum ihre Informationen vom Deutschen Wetterdienst erhält.

Warnanlagen am Walchensee: Wasserwachten wurden immer wieder vertröstet

Die Sturmwarnanlage der Wasserwacht Walchensee befindet sich neben der Rettungsstation.
Die Sturmwarnanlage der Wasserwacht Walchensee befindet sich neben der Rettungsstation. © privat

Beide Wasserwachten wandten sich an das Tölzer Landratsamt, das im Rahmen des Katastrophenschutzes für den Unterhalt zuständig ist. „Wir wurden immer wieder vertröstet, dass bald jemand kommen würde, berichtet Grünwald. „Aber es hat sich den ganzen Sommer über nichts getan.“ Ähnlich äußert sich Schmidt. Beide Wasserwacht-Chefs sind erzürnt. „Das ist ein grobes Versäumnis vom Landratsamt“, sagt Schmidt. Denn beide Wasserwachten hatten Einsätze, als Unwetter aufzogen, und trotzdem noch Menschen auf dem Wasser waren. „Die Leute verlassen sich drauf, dass die Sturmwarnanlage funktioniert. Wenn sie nicht blinkt, dann denken sie sich: So schlimm wird‘s schon nicht werden“, sagt Schmidt. Alle Wasserwachtler arbeiten ehrenamtlich.

Die beiden Leiter schalteten auch die Kochler Polizei ein, die die Aufgabe der Wasserschutzpolizei hat. Polizeihauptkommissar Hans Eder sagte auf Kurier-Anfrage, dass auch er den Ausfall ans Landratsamt meldete, und nichts sei geschehen. „Das kann ja wohl nicht sein“, sagt Eder. „Was wäre passiert, wenn deshalb jemand ums Leben gekommen wäre?“

„Das ist unverantwortlich“

Auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte das Landratsamt am vergangenen Freitag die Probleme und sprach von „elektromagnetischen Störungen“. Man wolle die beiden noch analog betriebenen Anlagen umrüsten und digitalisieren. „Die Umrüstung soll nach dem Ende der Sturmwarnsaison erfolgen“, teilte Pressesprecherin Sabine Schmid nach Rücksprache mit dem Katastrophenschutz mit. Die Sturmwarnsaison dauert vom 1. März bis 31. Oktober.

Wasserwachten sauer über Vorgehen vom Landratsamt

Diese Auskunft erzürnt die Wasserwachten. „Das ist unverantwortlich“, sagte Alois Grünwald am Montag, sichtlich erbost. „Die Anlagen gehören so schnell wie möglich instand gesetzt.“ Es wäre vom Landratsamt „das Mindeste gewesen“, nicht nur die Wasserwachten, sondern auch andere Akteure am See wie beispielsweise die Bootsverleiher über diese Situation zu informieren. Das sagt auch Wolfgang Schmidt: „Dass unsere Sturmwarnanlage digitalisiert werden soll, ist ja gut. Aber ich höre jetzt zum ersten Mal durch die Zeitung davon.“ Dass man die Umrüstung erst nach der Badesaison machen werde, findet er ebenfalls viel zu spät.

Für die Sturmwarnanlage in Niedernach ist die Wasserwacht Bad Tölz zuständig.
Für die Sturmwarnanlage in Niedernach ist die Wasserwacht Bad Tölz zuständig. © privat

Durch die Recherche unserer Zeitung kam nun offensichtlich Bewegung in die Sache. Wie am Montag aus der Pressestelle des Landratsamts zu erfahren war, soll die Umrüstung nun doch schon früher erfolgen – im September, hieß es. Aus Wasserwacht-Kreisen war zu erfahren, dass der Techniker eventuell sogar schon an diesem Donnerstag kommt.

(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Auch interessant

Kommentare