Einzelkritik und Noten zum Bayern-Feuerwerk in Kiel: Zwei Stars ragen heraus
Der FC Bayern München brillierte im Bundesliga-Topspiel bei Holstein Kiel. Die Einzelkritik samt Noten zum Gala-Auftritt.
Kiel – Was für ein Auftritt des FC Bayern München bei Holstein Kiel! Jamal Musiala eröffnete die Tor-Gala des Rekordmeisters im hohen Norden schon nach 14 Sekunden. Harry Kane legte nach sieben Minuten das 2:0 nach, ehe Jamal Musiala sechs Zeigerumdrehungen weiter noch ein Kieler Eigentor erzwang. Kane sorgte kurz vor der Pause noch für die endgültige Entscheidung (43.).
FC Bayern überrollt Holstein Kiel
Nach dem Seitenwechsel schraubte der für Serge Gnabry eingewechselte Michael Olise das Ergebnis weiter in die Höhe (65.). Der einzige Schönheitsfehler: Armin Gigovic erzielte nach 85 Minuten den Kieler Ehrentreffer, nachdem Konrad Laimer sich einen Fehlpass geleistet hatte. Die zweite Hälfte ging dennoch nach München, weil Kane noch einen an ihm selbst verursachten Foulelfmeter zum 6:1-Endstand verwandelte (90. +1).
Die Münchner hatten beim Aufsteiger keine Mühe. Die Qualität im Kader ließ sich schon vor der Partie an der Bank ablesen: Thomas Müller, Leroy Sané, Mathys Tel, Michael Olise, Konrad Laimer, Aleksandar Pavlovic, Alphonso Davies, Eric Dier und Sven Ulreich hatte Trainer Vincent Kompany als zusätzliche Optionen.

FC Bayern ohne Leon Goretzka bei Holstein Kiel
Für Leon Goretzka war im Aufgebot nicht einmal Platz – der Coach und Sportvorstand Max Eberl mussten die Situation vor der Partie sogar am Sky-Mikrofon erklären.
Wie haben sich Goretzkas Kollegen auf dem Platz geschlagen? Die Einzelkritik samt Noten zur FCB-Gala.
Manuel Neuer: Kam so ausgeruht wie lange nicht aus einer Länderspielpause. Und Kiel sorgte auch dafür, dass er noch ein wenig ausgeruht blieb. Hatte 45 Minuten so gut wie gar nichts zu tun, musste dann aber mal ein paar Minuten wach sein. Mit Blick auf die Champions League am Dienstag vielleicht ganz gut. In der Schlussphase wurde es hektisch für ihn. Note: 3
Meine news
Sacha Boey: Durfte zurück in die Startelf, weil Vincent Kompany – anders als gegen Freiburg vor zwei Wochen – auf zwei Sechser setzte und Joshua Kimmich somit versetzte. Musste sich auf defensive Aufgaben nicht allzu sehr konzentrieren und ließ den Ball mit seinen Neben- und Vordermännern oft ganz gut zirkulieren. Solider Auftritt, nicht mehr, nicht weniger. Note: 3 (ab 64. Alphonso Davies: o.B.)
Dayot Upamecano: Ist Teil der Stamm-Innenverteidigung und machte seine Sache solide. Als es nach einer guten halben Stunde mal laut wurde, unterband er den Angriff clever. Die Botschaft kam an: Hier geht’s nicht vorbei. Den Kieler Ehrentreffer mal ausgenommen. Note: 2
Minjae Kim: Hatte eine lange Reise in den Knochen, musste aber zwei Tage nach seiner Rückkehr aus Seoul wieder ran. Hatte bei den einigen Kieler Bemühungen einen Fuß dazwischen und war meist zur Stelle, wenn es mal brenzlig wurde. Note: 2
Raphael Guerreiro: Hat sich links hinten festgespielt – zum Leidwesen von Alphonso Davies. Machte ein solides Spiel, agierte aber unauffällig. Was auch heißt, dass er sich keinen groben Fehler leistete. Note: 3 (64. Konrad Laimer: o.B.)
Starke Bayern in Kiel
Joshua Kimmich: Kompany hatte bereits angedeutet, dass es ihn „nullkommanull“ beeinflusse, was Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Kimmich anstelle. Daher setzte er ihn auch wieder vor der Abwehr und nicht rechts hinten ein. Dort machte es seine Sache gut, mit Augen nach vorne und hinten. Note: 2
Joao Palhinha: Ob es nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, dass Palhinha gegen Kiel zu seinem Startelf-Debüt für den FC Bayern kam? Man wird es erst am Dienstag wissen, wenn die Champions League gegen Zagreb startet. War gut im Spiel und unterband kurz vor der Halbzeit einen Kieler Vorstoß beherzt im Mittelfeld. Jubelte selbst über die Aktion, wenn auch sie hart war. Gelungener Einstand, auch wenn es später noch unnötig Gelb gab. Note: 3
Serge Gnabry: Ist so etwas wie der Dauerbrenner in der Offensive und durfte auch schnell einen Assist für sich verbuchen. Ein langes Bein reichte, um Kane vor dem 2:0 zu bedienen. Hatte das 4:0 nach einer Kimmich-Ecke auf dem Fuß, als noch keine 25 Minuten gespielt waren. Dafür legte er es Kane auf. War ein Aktivposten mit vielen guten Gelegenheiten. Note: 2 (ab 46. Michael Olise: Brauchte etwas, um so gut im Spiel zu sein wie die ausgewechselten Offensivmänner. Nachdem er aber seine Klasse bei Seitenverlagerungen, Flanken und flinken Läufen immer wieder angedeutet hatte, schlug er zu. Das 5:0 ging auf die Kappe des Franzosen. Gedankenschnell, links unten. Note: 2)
Zweier-Hagel für Bayern-Stars: Aber Musiala und Kane ragen heraus
Jamal Musiala: Ließ genau 14 Sekunden vergehen, um das drittschnellste Tor der Bundesliga-Geschichte zu schießen und einen Gruß an Chefkritiker Didi Hamann zu senden. Über Umwege kam ein langer Ball von Neuer beim Nationalspieler an, der aus 16 Metern flach und präzise nach links unten schoss. 1:0 – keine Chance für den Kieler Keeper Weiner. Und kann man es ihm wirklich zum Vorwurf machen, wie vor dem 3:0 ein Dribbling durch die gesamte Kieler Abwehr zum Abschluss zu bringen? Am Ende war es ein Eigentor durch Remberg, aber die Aktion war Musiala-Weltklasse. Durfte zur Pause raus und sich schonen. Note: 1 (ab 46. Thomas Müller: Musste eine große Lücke füllen – nach DEM Auftritt. Machte es solide wie gewohnt. Aktiv, Beherzt, lautstark – nur diesmal ohne zählbaren Ertrag. Note: 3)
Kingsley Coman: War in der ersten Halbzeit seines ersten Startelf-Einsatzes an keinem Tor beteiligt, kam aber immer wieder mit Tempo nach vorne. Auch nach der Pause mit einigen guten Aktionen, aber nicht der einen zwingenden. Bei der besten hatte Kiels Keeper den Fuß noch dran. (59.). Am 5:0 hat er einen großen Anteil, weil er Davies bediente, dessen Schuss von Keeper Weiner bei Torschützen Olise landete. Note: 3 (ab 75. Tel o.B.)
Harry Kane: War nach 14 Sekunden am 1:0 beteiligt und schoss das 2:0 in der 7. Minute dann höchstselbst. Einen Gnabry-Ball verwertete der 31-Jährige kaltschnäuzig – und hatte somit früh auch gegen den 17. aktuellen Bundesligisten getroffen. So konnte man ihm auch verzeihen, dass er mal einen Ball verzog (26.). Zumal er vor der Halbzeit ja noch mal einnetzte (43.). Nach dem Elfmeter zum 6:1 in der Schlussminute steht er bei vier Saisontreffern – 36 gilt es aus der Vorsaison zu überbieten. Note: 1