Ähnlich wie Menschen - Wissenschaftler entdecken strukturierte Sprache bei Weißbüschelaffen
Forscherinnen und Forscher aus der Schweiz haben herausgefunden, dass Weißbüschelaffen in strukturierten Rufen miteinander kommunizieren können. Wie der ORF berichtet, ist diese Erkenntnis einer der wenigen Beweise für strukturierte Kommunikation zwischen Tieren.
Weißbüschelaffen können systematisch kommunizieren
Die Lautfolgen der Affen bestehen aus bis zu neun verschiedenen Rufen. Nach Forschungsergebnissen der Universität Zürich (UZH) sind die Sequenzen nicht nur vom Kontext abhängig, sondern folgen auch bestimmten Regeln.
Unklar bleibt jedoch, wie diese Strukturen entstehen und ob die Rufe unterschiedliche Bedeutungen haben. Die Bedeutung könnte zudem abhängig vom Aufbau der Sprachstrukturen sein. Ähnliche Kommunikationsformen wurden laut ORF bereits bei Schimpansen beobachtet.
Soziale Interaktion beeinflusst offenbar Affen-Kommunikation
Solch komplexe Kommunikation könnte auf einen evolutionären Ursprung vor etwa 45 Millionen Jahren hinweisen. Die Forschenden der UZH betonen, dass die soziale Interaktion und Erziehung von Weißbüschelaffen – die dem Sozialverhalten bei Menschen ähnelt – eine wichtige Rolle bei der Struktur ihrer Kommunikation spielt.

Alle Mitglieder der Affen-Gruppe beteiligen sich an der Aufzucht der Jungen, was eine hohe soziale Kompetenz dieser Affenart begründet. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Zürich stellte zudem fest, dass diese soziale Struktur die kommunikativen Fähigkeiten der Affen positiv beeinflussen könnte.
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Intensiver sozialer Austausch prägt Affengehirne
Die Forschenden aus der Schweiz haben zudem herausgefunden, dass diese soziale Interaktionen die Gehirnentwicklung bei Weißbüschelaffen stark prägen und erst im Erwachsenenalter der Affen vollständig ausgereift sind.
Wie beim Menschen fördert der intensive soziale Austausch von Geburt an die Entwicklung sozial-kognitiver Fähigkeiten. "Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig soziale Erfahrungen für die Gestaltung der neuronalen und kognitiven Netzwerke sind, nicht nur bei Affen, sondern auch beim Menschen", erklärt die Studienleiterin Paola Cerrito.
Dies könnte auch für das Verständnis der menschlichen Evolution von Bedeutung sein. Soziale Einflüsse könnten wie beim Menschen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Mitgefühl und Empathie gespielt haben. Diese Erkenntnisse könnten Auswirkungen auf die Neurowissenschaften und Psychologie haben, betonen die Forschenden der Universität Zürich.
Schimpansen zeigen ähnliche Mimik wie Menschen
Bereits vor einigen Jahren konnt man ein ähnliches Verhalten bei Schimpansen beobachten. Forscher der Universität Portsmouth haben herausgefunden, dass Schimpansen ihre Mimik ähnlich flexibel einsetzen wie Menschen. Beim Spielen lachen sie laut oder grimassieren lautlos. Die Affen zeigten insgesamt 14 verschiedene Gesichtsausdrücke mit offenem Mund, unabhängig von Lautäußerungen.
Das Team um Marina Davila-Ross filmte 46 Schimpansen im Alter von zwei bis 35 Jahren. Die Affen zeigten drei typische Bewegungen der Gesichtsmuskeln, die auch bei Menschen auftreten: das Hoch- und Zurückziehen der Mundwinkel, das Öffnen der Lippen und das Senken des Kinns. Die Wissenschaftler schlussfolgerten, dass Schimpansen ihre Mimik flexibel und situationsabhängig nutzen.