Wachsende Rezessionsgefahr in den USA: Trumps Beraterriege reagiert nervös

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Die meisten Amerikaner wollen keine hohen Zölle. In den USA wächst die Sorge vor einem wirtschaftlichen Abschwung. Im Lager von Donald Trump zeigen sich erste Risse.

Washington – Der „Liberation Day“ von US-Präsident Donald Trump hat den größten Ausverkauf auf dem US-Anleihemarkt seit der Coronakrise im Jahr 2020 ausgelöst. Dahinter steht die Sorge der Investoren vor einer Abschwächung der US-Wirtschaft, der die US-amerikanischen Unternehmen schwer treffen könnte, meldete die britische Wirtschaftszeitung Financial Times. Finanzunternehmen wie Barclays, Deutsche Bank und UBS Global Wealth Management warnten, dass die US-Wirtschaft ein höheres Risiko hat, in diesem Jahr in eine Rezession abzugleiten, wenn Trumps neue Abgaben in Kraft bleiben.

„Welthandel neu ausrichten“: Trump-Regierung verteidigt US-Zölle

Mitglieder der US-Regierung haben Amerikas Kehrtwende in der Handelspolitik mit der Verhängung der höchsten Importzölle seit den Vierzigerjahren hingegen verteidigt und Hoffnungen gedämpft, die Zölle könnten nur von kurzer Dauer sein oder gar aufgeschoben werden. Es sei weder mit einer Rezession zu rechnen noch damit, dass amerikanische Verbraucher die Zölle spüren. In einer TV-Sendung bekräftigte Handelsminister Howard Lutnick, dass Trump „den Welthandel neu ausrichten“ müsse.

US-Bevölkerung erwartet Preissteigerungen durch US-Zölle

Die Regierungsvertreter versuchen damit offensichtlich, die Bevölkerung zu beschwichtigen, die Umfragen zufolge in der Mehrheit hohe Zölle ablehnt. Drei von vier Amerikanern erwarten laut einer Reuters/Ipsos-Umfrage, dass die Preise steigen werden, wenn Trumps Zölle in Kraft treten. US-Bekleidungshändler erklärten, dass sie Aufträge verschieben und mit der Einstellung von Mitarbeitern warten. In Vietnam hergestellte Laufschuhe, die derzeit im Einzelhandel 155 Dollar kosten, werden 220 Dollar kosten, wenn Trumps 46-prozentige Zölle auf dieses Land in Kraft treten, so eine Industriegruppe.

Breit angelegte Preiserhöhungen werden sich möglicherweise nicht sofort bemerkbar machen, da die Zölle nicht für Waren gelten, die sich bereits im Transit befanden, bevor sie in Kraft traten.

Risse im Lager der Trump-Vertrauten werden sichtbar

Der Hedgefonds-Manager Bill Ackman, ein enger Unterstützer von Präsident Donald Trump, riet eindringlich dazu, die Zölle aufzuschieben, um „eine größere Störung der Weltwirtschaft“ zu verhindern. Zölle seien zwar ein wichtiges Instrument, um „unfaire Handelspraktiken“ der Partner zu unterbinden, doch ihre Einführung ohne Zeit für Vereinbarungen würde „unnötigen Schaden“ anrichten, schrieb er in einem Beitrag auf der Online-Plattform X.

Ackman gehört zu einer Reihe von hochrangigen Führungskräften, die sich besorgt über Trumps neue Zollpläne geäußert haben. Wenn die „asymmetrischen Zollvereinbarungen“ nicht gelöst werden, können sie zu einem „wirtschaftlichen nuklearen Winter“ führen, sagte er.

Spannung in der inneren Führungsriege wegen US-Zöllen

Die Politik hat auch zu Spannungen innerhalb von Trumps innerem Kreis geführt, insbesondere zwischen Elon Musk, dem Leiter der Abteilung für Regierungseffizienz, und Peter Navarro, Trumps oberstem Handelsberater, der weithin als Architekt der Zollpläne gilt. Navarro hat einen Vorstoß von Musk für „Null-Zölle“ zwischen den Vereinigten Staaten und Europa zurückgewiesen und nannte Musk einen „Auto-Monteur“, der von importierten Teilen abhängig sei, die doch lieber in den USA entstehen sollten.

Donald Trump gibt gemischte Signale

Trump selbst hat den Investoren gemischte Signale darüber gegeben, ob die Zölle langfristig bestehen bleiben werden. Er bezeichnete sie als „dauerhaft“, prahlte aber auch damit, dass sie andere Staatsoberhäupter unter Druck setzen, um Verhandlungen zu fordern. „Wir haben eine Menge Länder, die zu Verhandlungen bereit sind“, sagte er bei einer Veranstaltung im Weißen Haus am Dienstagnachmittag.

Gepräche mit Giorgia Meloni geplant

Trumps Regierung hat Gespräche mit Südkorea und Japan, zwei engen Verbündeten und wichtigen Handelspartnern, anberaumt, und der italienische Premierminister Giorgia Meloni wird nächste Woche nach Washington reisen.

Der stellvertretende Premierminister Vietnams, des asiatischen Niedriglohnstandorts, der mit einigen der höchsten Zölle weltweit belegt ist, wird ebenfalls kurzfristig mit Trumps Finanzminister Scott Bessent sprechen. Die Aussicht auf Abkommen mit anderen Ländern hatte die Aktienmärkte zuletzt in die Höhe getrieben, aber die US-Aktien gaben ihre Gewinne zwischenzeitlich wieder ab.

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