Mehr Wohnraum: Keine Dachanhebung auf dem kurzen Dienstweg

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Bald darf‘s etwas höher sein: Ein neuer Bebauungsplan ist nötig, um den Anwohnern des Wendelsteinrings in Otterfing (Bildmitte) den Ausbau ihrer Dachgeschosse zu ermöglichen. © TP

Ein Hausbesitzer im Otterfinger Wendelsteinring will mehr Wohnraum schaffen und dafür das Dach heben. Um 50 Zentimeter sollte das Haus in die Höhe wachsen. Die Gemeinde sah kein Problem, wollte den Ausbau über den kleinen Dienstweg ermöglichen. Das Landratsamt jedoch besteht auf einem Bebauungsplan, Einspruch zwecklos. Viele Gemeinderäte schüttelten die Köpfe.

„Das ist doch Wahnsinn“, entfuhr es Roberto Sottanelli (SPD) bereits im Bauausschuss. Gerhard Heimerer (CSU) sprach von „Wortklauberei“ und „altertümlichem Denken“. Aber es half alles nichts. Die Gemeinde sieht sich gezwungen, für das längst komplett bebaute Wohnquartier am Wendelsteinring, für das ein Uralt-Bebauungsplan von 1954 sogar aufgehoben worden war, einen neuen Bebauungsplan aufzustellen. Einziger Zweck: Den Anwohnern zu ermöglichen, ihre Häuser statt bisher 6 Meter künftig 6,60 Meter hoch bauen zu dürfen.

Es genügt zwar ein etwas weniger aufwendiger „einfacher“ Bebauungsplan, wie Bauamtsleiter Hubert Zellner zunächst im Bauausschuss und dann im Gemeinderat erläuterte; aber ohne den umständlichen und zeitraubenden Verwaltungsakt wollte das Landratsamt nicht mitspielen. Kopfschüttelnd stimmte der Gemeinderat zu, einstimmig. Auch Georg Schlickenrieder (CSU), der im Ausschuss noch dagegen gestimmt und ein neuerliches Gespräch mit den Landratsamt-Verantwortlichen im Kreisbauamt angeregt hatte, fügte sich der übergeordneten Behörde.

Mehr Wohnraum

Ausgangspunkt war der Wunsch eines Hausbesitzers gewesen, das Dachgeschoss auszubauen, um mehr Wohnraum zu bekommen. 50 Zentimeter höher wäre das Dach geworden. „Wir dachten, das lässt sich über das Einfügungsgebot und Paragraf 34 Baugesetzbuch regeln“, erklärte Bürgermeister Michael Falkenhahn (SPD) in der Sitzung. Bauamtsleiter Zellner begründete dies mit höheren Häusern, die jüngst in der näheren Umgebung genehmigt worden waren.

„Doch das Landratsamt geht da nicht mit“, sagte Falkenhahn, „die sagen, der Wendelsteinring ist ein ,isoliertes Mittelquartier‘ und braucht eigene Regeln.“ Sprich: Wieder einen Bebauungsplan. Sechsmal habe man in der Sache in der Kreisbehörde vorgesprochen, aber stets auf Granit gebissen. „Da wird eine sehr strenge Linie gefahren“, stellte Zellner fest. „Schon sehr merkwürdig, dass das so kompliziert gemacht wird“, fand Robert Schüßlbauer (CSU), „hier will doch nur eine einheimische Familie etwas mehr Wohnraum schaffen.“ Altbauten zu erhöhen, um Flächenverbrauch zu verhindern, das sei doch politisch ausdrücklich gewollt, merkte Falkenhahn an.

Landratsamt besteht auf Bebauungsplan

Jetzt also wird der große Dienstweg beschritten. Der neue Bebauungsplan soll dafür sogar Wandhöhen von 6,60 Meter ermöglichen – also 60 statt 50 Zentimeter mehr. „Das ist technisch sinnvoll, um auch eine saubere energetische Dämmung hinzubekommen“, erklärte Zellner. Es sei wichtig, die Bürger bei solchen Vorhaben zu unterstützen, erklärte Thomas Hogger (Grüne); der Bebauungsplan sende ein Signal auch an die anderen Anwohner, ergänzte Falkenhahn.

Die Kosten des Verfahrens, die sich laut Zellner in Grenzen halten, übernimmt der Hausbesitzer, der den Antrag stellte. Profitieren wird aber automatisch das ganze Quartier am Wendelsteinring; sollten Häuser ganz abgerissen werden, dürfen auch Ersatzbauten die neue Höhe erreichen. „So ein Aufwand für eine Hütte aus den 60er Jahren“, schimpfte Heimerer, das sei ja wie im Kindergarten, „mir fehlt da jedes Verständnis.“

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