Wende im Handelskonflikt? USA und China vor Verhandlungen im Zollstreit
Erste Entspannung im Handelskrieg? In Genf wollen die USA und China an einem Tisch über Zölle sprechen. Es ist das erste Treffen seit Monaten.
München – Die Globalisierung hat den weltweiten Handel revolutioniert – Länder profitieren von offenen Märkten, internationale Lieferketten verbinden Volkswirtschaften, und der Austausch von Waren und Dienstleistungen treibt Wachstum an. Doch dieses Modell gerät zunehmend unter Druck. Seit Donald Trump erneut ins Weiße Haus eingezogen ist, nimmt der Ton im transatlantischen und pazifischen Handel wieder an Schärfe zu. Besonders betroffen: China.
Mit Strafzöllen von bis zu 145 Prozent auf chinesische Importe eskaliert Washington den wirtschaftlichen Schlagabtausch. Jüngst traf es Autokomponenten – weitere Maßnahmen dürften folgen. Doch der aggressive Kurs trifft nicht nur Peking, sondern auch die US-Wirtschaft selbst. Nun soll ein Gespräch in Genf zwischen Vertretern beider Staaten Bewegung in die verfahrene Situation bringen. Steht eine Annäherung bevor?
Zollstreit: Erstes hochrangiges Treffen zwischen den USA und China seit Monaten
Wie die Tagesschau berichtet, wird US-Finanzminister Scott Bessent am 8. Mai in die Schweiz reisen, um sich dort mit einem führenden Wirtschaftsvertreter der Volksrepublik China zu treffen. Auch der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer wird an dem Treffen in Genf teilnehmen. Auf chinesischer Seite soll Vize-Ministerpräsident He Lifeng in Genf erwartet werden. Das chinesische Handelsministerium sowie chinesische Staatsmedien haben das Treffen offiziell bestätigt.
Bessent selbst äußerte sich im Vorfeld verhalten optimistisch. In einem Interview mit Fox News sagte er, man wolle „produktive Gespräche mit dem Ziel führen, das internationale Wirtschaftssystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen, um den Interessen der USA besser gerecht zu werden“. Er gehe davon aus, dass es zunächst um eine Verständigung auf die Themen gehe, die beide Seiten besprechen wollen. „Ich habe das Gefühl, dass es um eine Deeskalation geht, nicht um das große Handelsabkommen, aber wir müssen erst deeskalieren, bevor wir vorankommen können.“

Zölle, Gegenzölle und politische Rhetorik
Die Spannungen zwischen Washington und Peking hatten sich zuletzt weiter verschärft. US-Präsident Donald Trump verhängte Anfang April Strafzölle von bis zu 145 Prozent auf chinesische Einfuhren. Das bezeichnete er als „Befreiungstag“ für die US-Wirtschaft. China ließ die Reaktion nicht lange auf sich warten: Peking konterte mit Zöllen von bis zu 125 Prozent auf US-Waren, verschärfte Ausfuhrbeschränkungen für strategisch wichtige Mineralien und stoppte die Einfuhr zahlreicher Agrarprodukte aus den USA.
Dabei sorgten widersprüchliche Aussagen Trumps in den vergangenen Wochen für Verwirrung. Während er einerseits betonte, es gebe bereits Gespräche mit Peking über eine mögliche Senkung der Importzölle, dementierte das chinesische Außenministerium jeglichen Austausch. Die Position Pekings ist laut Redaktionsnetzwerk Deutschland klar: China werde bei einer Einigung „weder seine Prinzipien noch die globale Gleichheit oder Gerechtigkeit opfern.“
Wirtschaftlicher Druck auf beiden Seiten des Zollstreits
Der Handelsstreit hat längst Folgen für Unternehmen und Verbraucher in beiden Ländern. In den USA klagen Industrieverbände über gestiegene Produktionskosten, unterbrochene Lieferketten und sinkende Wettbewerbsfähigkeit. Auch in China sind die Auswirkungen spürbar – insbesondere in exportorientierten Branchen.
Auf US-Seite sei nicht zuletzt der wachsende Druck aus der Industrie und von Verbraucherschützern gewesen, der die Regierung zu einem Umdenken bewegt habe. Die nun geplanten Gespräche in Genf sind vor diesem Hintergrund mehr als nur diplomatischer Austausch – sie könnten den Auftakt für eine mögliche Deeskalation darstellen.
Ein fragiler Hoffnungsschimmer im Handelskonflikt zwischen den USA und China
Trotz der harten Rhetorik zeigen sich beide Seiten nun grundsätzlich gesprächsbereit. Das Treffen in Genf gilt als erstes hochrangiges Gespräch seit Monaten. Dass Vize-Ministerpräsident He Lifeng persönlich anreist, werten Beobachter als Zeichen dafür, dass Peking dem Treffen eine gewisse Bedeutung beimisst.
Ob es tatsächlich zu einer spürbaren Entspannung kommt, bleibt jedoch abzuwarten. Der Ball liegt derzeit vor allem auf dem Spielfeld Washingtons. Eine vollständige Rücknahme der Zölle oder gar ein umfassendes Handelsabkommen sind kurzfristig kaum zu erwarten.