Nach Infoveranstaltung mit Proteststurm: Keine Abwehrfront gegen Flüchtlinge

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Ein paar der Bürger, die am Donnerstag zur Infoveranstaltung gekommen waren, protestierten lautstark. © bb

Laut Kirchheims Bürgermeister Stephan Keck (SPD) seien „nur ein paar wenige Krakeeler“ gegen den Container-Standort. Der Großteil der Kirchheimer stehe den Flüchtlingen positiv gegenüber.

Sehr eindeutig bezieht Kirchheims Bürgermeister Stephan Keck (SPD) Stellung zur Veranstaltung am Donnerstagabend am Schlehenring bei der Besichtigung der Flüchtlings-Container, zu der rund 150 Anwohner gekommen waren. Einige protestieren lautstark gegen die Unterkunft (wir berichteten). „Die Kirchheimer stehen allen Flüchtlingen sehr positiv gegenüber. Es waren nur ein paar wenige Krakeeler, die gegen den Standort der Container am Schlehenring sind“, so Keck. Ebenso sehen das der Helferkreis Asyl und die Integrationsbeauftragte Anja Wosch.

Ukrainer mit Protest laut Bürgermeister verschreckt

Keck unterstreicht, dass es in Kirchheim seit 2015 mit der ersten Flüchtlingswelle und dem Bau der Unterkunft an der Räterstraße eine große Solidarität gebe. „Es war nicht immer einfach, aber wir haben einen engagierten Freundeskreis Asyl, der sich super um alle Flüchtlinge kümmert. Ebenso haben wir eine Integrationsbeauftragte – nicht viele Gemeinden unserer Größe haben das.“ Es täte ihm leid, sagt Keck, dass einige wenige das Wort bei der Besichtigung am Schlehenring geführt hätten, das habe auch anwesende Ukrainer, die dort Mitte Oktober einziehen sollen, „ziemlich verschreckt und verängstigt“. Zudem seien viele Kirchheimer da gewesen, die sich nur informieren wollten und nicht protestieren. Das sieht auch Rolf Siegel, Vorsitzender des Kirchheimer Helferkreises Asyl, so. „Da waren nur wenige Anwohner, die meisten waren vom Landratsamt, der Kommune, dem Helferkreis, der Diakonie und Bürger aus Kirchheim.“

Container-Standort für Flüchtlingsunterkunft zwischen Neubau-Anlagen „nicht sehr ideal“

Keck gesteht ein, dass der Standort so eng zwischen zwei Neubau-Anlagen „nicht sehr ideal“ sei, „aber wir hatten kein anderes Grundstück zur Verfügung und damit wir unsere Vorgabe des Landkreises nach Aufnahme von Flüchtlingen erfüllen können, haben wir ein Grundstück anbieten müssen.“ Der Landkreis hätte das gerne deutlich länger gemietet, aber Ende 2026 sei Schluss und dann werden die Container abgebaut, sagt Keck. Er verwahrte sich ausdrücklich gegen die Pauschalaussage, dass sämtliche Syrer und Afghanen Messerstecher seien. „Wir hatten in Kirchheim mit ihnen noch nie ein Problem.“ Rolf Siegel vom Helferkreis bestätigt dies: „Wir haben schon über zehn Jahre Flüchtlinge in Kirchheim und es gab noch keine einzige Messerstecherei. Es gibt eine gute Koexistenz zwischen Kirchheimer Bürgern und Geflüchteten.“

Kosten in Millionenhöhe entstehen jährlich, wenn die Anlage in Kirchheim voll belegt mit 192 Personen ist.
Kosten in Millionenhöhe entstehen jährlich, wenn die Anlage in Kirchheim voll belegt mit 192 Personen ist. © Bert Brosch

Aus Siegels Sicht würden sogar die meisten der ehemaligen Flüchtlinge in Kirchheim oder der Umgebung arbeiten. Siegel und Keck gehen davon aus, dass die Kirchheimer gemeinsam mit der Diakonie, die vor Ort sein wird, auch mit den Ukrainern am Schlehenring sehr gut klarkommen werden.

Kosten bei rund 2,2 Millionen Euro jährlich

Am Schlehenring stehen auf drei Stockwerken 33 abgeschlossene Wohneinheiten für jeweils sechs Personen. Jede hat einen Aufenthaltsbereich mit Küchenzeile (Spüle, Kühlschrank und Herd) und Bad, drei Schlafzimmer mit je zwei Betten, einem Spind, Tisch und Stühle. Hinzu kommen drei Wohneinheiten für Gemeinschaftsräume, das Büro für Sozialberatung/Helferkreis und das Büro des Sicherheitsdienstes sowie Räume mit Waschmaschinen. Insgesamt sind das 108 Schlafraum-Container mit einem Innenraumvolumen von je 14,5 Quadratmeter und 36 größere Aufenthalts-Container mit Bad und Küchenzeile mit rund 18 Quadratmeter. Dazu kommen noch drei Lager-Container. Da es im Landkreis München keine gleiche derartige Anlage gibt, kann man die Kosten nur schätzen. Das Landratsamt rechnet mit monatlichen Betriebskosten in Höhe von 15 000 bis 17 000 Euro. Hinzu kommen Kosten für die Objektbetreuung von monatlich 50 000 Euro sowie Kosten für den Bauunterhalt von 2000 bis 3000 Euro pro Monat. Die geschätzten jährlichen Kosten belaufen sich also auf 822 000 Euro. Je Person kommen dann noch monatliche Kosten von 600 Euro hinzu. Ist die Anlage in Kirchheim voll belegt mit 192 Personen entstehen insgesamt jährliche Kosten von 2,2 Millionen Euro.

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