Lehrerin: Fehler in Elterngesprächen gefährdet Erfolg der Kinder

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Eine Grundschullehrerin erzählt, welches Verhalten von Eltern sie „nachvollziehbar“ findet und was negative Konsequenzen für die Kinder haben kann.

„Welchen Beruf romantisieren Menschen viel zu sehr, bis sie ihn tatsächlich ausüben?“, fragt ein Nutzer im Online-Forum Reddit. In den mehr als 4000 Kommentaren starten Diskussionen über Jobs in der Landwirtschaft und falsche Vorstellungen davon, ein eigenes Café zu besitzen. Ein Nutzer schreibt: „Unterrichten. Es ist extrem stressig“. Außerdem würden Lehrkräfte „ständig von Eltern kritisch beobachtet“.

Eine weitere Lehrkraft stimmt zu: „Ich habe vor, kommendes Jahr zu kündigen. Ich habe genug von Eltern!“. Es sei „lächerlich, wie empfindlich Eltern heute sind“, findet eine andere Person. Sie bewundere alle, die mit Kindern arbeiten. Sie „könnte das niemals“. Lehrkräfte berichten immer wieder von Elternverhalten, das sie als anstrengend und störend empfinden. Eltern hätten viele Nachfragen, begleiten das Kind teilweise bis ins Klassenzimmer. Saskia Niechzial kann diese Tendenz bestätigen. Sie ist seit 14 Jahren Grundschullehrerin.

Vor allem in der Grundschule sei der Wunsch der Eltern da, die Kinder eng zu begleiten. Im weiteren Schulleben nehme das meistens sukzessive ab. „Ich finde das jedoch nicht störend. Für mich ist das nachvollziehbar und ich finde häufige Nachfragen sogar besser, als wenn sich über What’s-App-Gruppen oder den Spielplatzfunk Dinge unnötig aufbauschen“, sagt Niechzial BuzzFeed News Deutschland von Ippen.Media.

Erziehungsmethoden entwickeln sich weiter – Schule hinkt hinterher

Auch schon vor der Grundschule beeinflussen Eltern den späteren Erfolg ihrer Kinder. (Symbolbild) © Pond5 Images/Imago

Die Grundschullehrerin findet es wichtig, als Lehrkraft immer davon auszugehen, dass Eltern das Beste für ihr Kind wollen. Das steigende Interesse der Eltern hänge auch damit zusammen, dass es inzwischen viele unterschiedliche Ansichten gebe, wie man Kinder am besten begleitet. „Früher gab es unter Erwachsenen einen ganz anderen Konsens. Es wurde hierarchisch erzogen und es gab kaum Diskussionsgrundlagen“, sagt Niechzial.

Katharina Hübner, Erzieherin und Familienberaterin, nennt den Erziehungsstil mit dem Millennials groß geworden sind „konventionell“, er sei aber schwierig einzuordnen. „Unsere Großeltern, die Nachkriegsgeneration, haben autoritär erzogen – keine Gefühle, keine Tränen“. Die Eltern der Millennials seien bereits weniger streng gewesen – dennoch schadeten einige der Psyche ihrer Kinder. Ein Gute-Frage-Nutzer erzählt, dass ihn die Erziehungsmethoden seiner Boomer-Mutter zwar „abgehärtet haben“, aber auch seiner „Gesundheit sehr geschadet“ hätten. Erst seit er nicht mehr dort lebe, gehe es ihm mental besser. 

Junge Eltern von heute wollen einen liebevollen Umgang mit ihren Kindern etablieren, sagt Hübner. „Heute individualisieren sich Familien viel mehr, Erziehung wird anders reflektiert“, bestätigt Niechzial. Schulen würden sich in dieser Entwicklung langsamer bewegen, dadurch können Konflikte entstehen. Sie erlebe es jedoch als „bereichernd, sich ihnen zu stellen.“

Wann Gespräche mit Eltern in der Grundschule „schwierig“ werden

Trotz ihres Verständnisses für die Wünsche der Eltern, könne Niechzial auch kritische Gespräche führen. „Schwierig wird es, wenn Eltern unsere Expertise infrage stellen. Sie sehen ihre Kinder aus einem häuslichen Blickwinkel, ich sehe sie in der Schule“, sagt die Grundschullehrerin BuzzFeed News Deutschland.

Diese Perspektiven könnten unterschiedlich sein, aber auch die Sicht der Lehrkraft habe ihre Berechtigung. Dem sollten Eltern Raum geben. „Eltern müssen selbstverständlich nicht alles sofort annehmen und umsetzen, was wir empfehlen. Es geht um Offenheit, unsere Vorschläge zumindest in Erwägung zu ziehen“, erklärt Niechzial. Gerade wenn es um die Analyse von Schwierigkeiten und Diagnostik bei den Kindern gehe, „verschließen sich manche Eltern jahrelang und verzichten so auf Hilfe, die bereitstünde.“

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