Kritik aus dem Kreml? Verteidigungsminister ordnet „bessere Waffen“ für die Armee an
Die Ukraine leidet unter Munitionsmangel. Indes läuft die Rüstungsproduktion in Russland auf Hochtouren – und Verteidigungsminister Schoigu kurbelt weiter an.
Moskau – Russland hat schon lange auf Kriegswirtschaft umgestellt. Die Rüstungsbetriebe arbeiten im Akkord, ein Großteil produziert Waffen in drei Schichten rund um die Uhr. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu ist damit offenbar noch nicht zufrieden. Er habe mehr und schnellere Waffenlieferungen für den Ukraine-Krieg angeordnet, sagte der Minister am Mittwoch (1. Mai) laut einer Meldung des Verteidigungsministeriums auf Telegram.
Ukraine-Krieg: Russlands Rüstungsproduktion läuft rund um die Uhr
Der russische Staat habe Verträge mit Industrieunternehmen unter Berücksichtigung ihrer vollen Auslastung und der maximalen Verkürzung der Produktionszeit geschlossen, so Schoigu am Mittwoch weiter. „Um das erforderliche Tempo der Offensive aufrechtzuerhalten und den Aufbau der Kampfkraft der Truppengruppen für weitere Aktionen zu gewährleisten, ist es notwendig, den Umfang und die Qualität der Waffen und des militärischen Geräts, vor allem der Vernichtungsmittel, zu erhöhen“, erklärte Minister Schoigu weiter. Es gebe Fragen, „die besondere Aufmerksamkeit und dringende Lösungen erfordern, insbesondere im Hinblick auf die Bereitstellung der am meisten nachgefragten Muster.“
Zudem solle auch die Dauer der Reparatur militärischer Ausrüstung verkürzt werden und der Umlaufbestand an Ersatzteilen erhöht werden. Schätzungen des Nato-Geheimdienstes zufolge produziert Russland aktuell bereits etwa drei Millionen Stück Artilleriemunition pro Jahr. Europa und die USA kommen zusammen – trotz weit überlegener Wirtschaftskraft – auf nur rund 1,2 Millionen Stück jährlich. Russland habe in den vergangenen 18 Monaten über eine halbe Million Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie geschafften, hatte Kremlchef Wladimir Putin im Februar gesagt.
Waffen für Russland: Unterstützung kommt aus dem Iran und Nordkorea
Neben der Ausweitung der eigenen Produktionskapazitäten kann Russland auch auf die Herstellung im Iran und Nordkorea zurückgreifen. Im Januar hieß es vom Weißen Haus, Nordkorea liefere Marschflugkörper und Raketenwerfer an Russland. Auch der ukrainische Geheimdienst SBU sowie die UN hatten vom russischen Einsatz nordkoreanischen Waffen berichtet. Sowohl Russland als auch Nordkorea wiesen die Vorwürfe zurück. Der Iran versorgt Moskau indes unter anderem mit Drohnen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters lieferte Teheran auch rund 400 ballistische Boden-Boden-Raketen mit einer Reichweite von bis zu 700 Kilometern.
Russland, Nordkorea und der Iran sind bererits die weltweit am meisten sanktionierten Länder. Doch immer wieder gelingt es, die Beschränkungen zu umgehen. Die jüngsten Sanktionen der US-Regierung zielen daher insbesondere auf Russlands Waffenproduktion ab. Betroffen seien rund 200 Unternehmen und 80 Einzelpersonen in Drittstaaten wie etwa China, Belgien und der Slowakei, erklärte das US-Finanzministerium am Mittwoch. Allerdings: Wie ein Bericht der Organisation Conflict Armament Research im Februar feststellte, enthielt ein in der Ukraine gefundener nordkoreanischer Marschflugkörper 290 elektronische Teile, die nicht aus Nordkorea stammen – 75 Prozent kamen von Unternehmen in den USA, knapp 12 Prozent von deutschen Firmen (bme).