5. Tag im Ofarim-Prozess endet - Sprach nach Vorfall mit ihm: Jetzt soll Musik-Star im Ofarim-Prozess aussagen

Prozess gegen Ofarim geht am Dienstag weiter

Montag, 27. November: Vor dem Landgericht in Leipzig geht der Prozess gegen Gil Ofarim in die zweite Hälfte. Bis zum 7. Dezember sind bislang noch fünf Verhandlungstage geplant - in dieser Woche Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Der Musiker hatte im Oktober 2021 in einem viralen Video Antisemitismus-Vorwürfe gegen ein Leipziger Hotel erhoben. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hat sich der Vorfall aber nicht so zugetragen.

Jeanette Biedermann soll im Ofarim-Prozess aussagen

21.38 Uhr: Die Sängerin und Schauspielerin Jeanette Biedermann ist als Zeugin im Prozess gegen den jüdischen Musiker Gil Ofarim wegen Verleumdung und falscher Verdächtigungen geladen. Die 43-Jährige und ihr Ehemann sollen am Dienstagmorgen vor dem Landgericht Leipzig aussagen, wie das Gericht am Freitag mitteilte.

Anfang Oktober 2021 hatte Ofarim in einem Instagram-Video schwere Antisemitismusvorwürfe gegen den Manager eines Leipziger Hotels erhoben. Der Musiker solle seinen Davidstern abnehmen, erst dann dürfe er einchecken, soll der Mann nach Darstellung des Sängers gesagt haben. Nach umfangreichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft folgte jedoch eine Anklage gegen Ofarim selbst. Das Verfahren gegen den Hotelmanager wurde eingestellt.

Biedermann war nach Angaben eines Gerichtssprechers zwar nicht in dem Hotel, soll aber wenig später Kontakt mit Ofarim gehabt haben.

Der Mann, der Gil Ofarim stürzen könnte - vor ihm zittern sogar Clans und Rocker

Freitag, 24. November, 9.17 Uhr: Dirk Labudde von der Hochschule Mittweida in Sachsen hilft Strafverfolgern bei der Aufklärung von Verbrechen. „Professor Adlerauge“ gilt als Koryphäe. Im Prozess gegen den Musiker Gil Ofarim tritt er als Gutachter auf. Bringt er den Angeklagten zu Fall? Das lesen Sie hier.

„C-Promi“ auf der Anklagebank - warum der Ofarim-Prozess die Massen fasziniert

Dienstag, 21. November, 7.35 Uhr: Gil Ofarim ist allenfalls ein „C-Promi“, die ihm vorgeworfenen Straftaten sind keine schweren Delikte. Dennoch schaut ganz Deutschland gespannt auf den Prozess gegen den jüdischen Musiker in Leipzig. Fünf Gründe für ein schwer fassbares Phänomen. Lesen Sie hier.

Der 5. Tag im Ofarim-Prozess im Tickerprotokoll

  • Der 5. Tag des Ofarim-Prozesses im Liveticker
  • FOCUS-online-Reporter Stefan Huber ist live für Sie vor Ort
  • Managerin über Ofarims Instagram-Video: „Habe ihm davon abgeraten“ (09.19 Uhr)
  • Ofarims Managerin: „Als ich das Video sah, war ich in Schockstarre“ (09.39 Uhr)
  • TV-Producerin: Davidstern-Kette hatte Ofarim „den ganzen Tag an“ (11.02 Uhr)
  • Video-Gutachter macht aufwendigen Vorschlag - neuer Zeuge meldet sich bei Anwälten (11.48 Uhr)
  • Direkt zu Wiederbeginn kommt es im Ofarim-Prozess zu Slapstick-Szene (14.21 Uhr)
  • „Das mag jetzt albern klingen“ - Forensiker analysiert Videos haargenau (15.51 Uhr)

5. Prozesstag endet - Plötzlich melden sich Zeugen, die überhaupt keine sind

17.01 Uhr: “Hier hat sich jemand versucht, als Zeuge zu melden, der definitiv nicht dort war”, berichtet einer der Ofarim-Anwälte zum Schluss. Das lehne er in aller Deutlichkeit ab. Auch der Richter berichtet von einer Zeugin, die sich meldete und nennt deren Initialen. “Sollten Sie an die Staatsanwaltschaft weitergeben, keine ernstzunehmende Zeugin”, sagt der Anwalt. Dann beendet der Richter Prozesstag Nummer fünf.

16.59 Uhr: “Ich habe Herrn Labudde bereits für den 6. Dezember verhaftet”, sagt Richter Stadler. Auch die Verteidigung hat keine Fragen mehr. Labudde deutet an, dass man ja “jetzt mit dem zweiten Teil weitermachen” könne. Kurzes Gelächter. 

16.57 Uhr: Darin ist die Rezeption von der Seite zu sehen. Es geht um den Anruf der Produktionsassistentin im Hotel, den der Hotelmanager abnahm, der dort mutmaßlich zu sehen ist. 

Nach Fragen von Verteidigern redet sich Forensiker in Rage

16.55 Uhr: Labudde redet sich etwas in Rage und wird vom Richter kurz erinnert, “dass Sie gerade Ihren wissenschaftlichen Gutachtenauftrag verlassen”. Er verstummt. Dann möchte der Richter noch eine Videosequenz zeigen.

16.52 Uhr: Der Richter ist sauer, dass die Anwälte das so kryptisch ankündigten. “Das ist seit zwei Jahren in der Akte und wir hätten es mit einem Klick abspielen können.” “Jetzt haben Sie es ja gesehen”, meint der Anwalt achselzuckend. “Meine Frage an Herrn Labudde: Die zwei Männer können keine Aussage treffen, wie können Sie das?” Labudde erklärt, dass es möglich sei und wie er vorgegangen ist. Er habe das alles tiefer analysiert. “Die erste Frage ist: Reflektiert der Stern überhaupt?” Draußen haben ihn alle gesehen – nun sei die Aufgabe herauszufinden, ob er drinnen auch sichtbar vorhanden gewesen sei.

16.48 Uhr: “Durchgängig wird deutlich, dass eine konkrete Aussage nicht getroffen werden kann”, sagt die Erzählerstimme, bevor die beiden Männer erklären, dass es “sehr schwierig zu erkennen” sei, was da tatsächlich zu sehen sei. 

16.47 Uhr: Es handelt sich um einen Fernsehbeitrag der ARD-Sendung “Brisant”, indem zwei Multimedia-Forensiker das Geschehen analysieren. 

16.44 Uhr: Nun wollen die Anwälte endlich das angekündigte Video zeigen, um Herrn Labudde etwas zu fragen – 28 Minuten, nachdem das eigentlich passieren und die Fragen der Anwälte an den Forensiker zum ersten Teil des Gutachtens abschließen sollte. 

16.42 Uhr: Die Anwälte sagen, dass es “keine schlüssige Beweiskette” gebe, dass Labudde nicht-manipuliertes Material bekommen habe. Und: “Wir wissen einfach nicht, was in diesen zwei Sekunden passiert ist. Dass möglicherweise manipuliert wurde, das ist doch die Sache.” Beweise gibt es keine, aber ihnen reicht die Möglichkeit, um an dem Material zu zweifeln.

16.40 Uhr: Jetzt klingt es doch sehr nach potenziell großem Crime. Allerdings ist vieles sehr theoretisch, das gibt der Anwalt Ofarims auch zu. “Es ist so, dass ich einen Anfangsverdacht habe, auch wenn mir diese Theorie auch nicht gefällt.” Labudde schaltet sich ein. “Wenn manipuliert wurde, muss das im Rohmaterial passiert sein.” Das sei allerdings auch viel Arbeit, die Zeit in Anspruch nehmen würde. 

16.36 Uhr: Der Richter versucht sich zu nähern. “Herr Ofarim war mutmaßlich am 4. Oktober da und die anderen Menschen, die wir gesehen haben, auch.” Die Anwälte nicken. “Um relevant zu werden, müsste der Bewegungsablauf manipuliert worden sein”, sagt der Richter. “Nein, es reicht ja jemanden in Einzelbildern rauszuschneiden”, kontert einer der Anwälte, Herr Müller. Sein Kollege ergänzt, dass man ja genau den Moment hätte herausschneiden können, in dem der Stern aufblitzt. 

“Diese Theorie gefällt mir jetzt nicht so wirklich”, sagt Richter Stadler und kommt auf das Gutachten zurück. “Wenn der Stern oberhalb der Oberbekleidung getragen worden wäre, es also zusammenhängende Pixel gäbe in den vier Szenen, die im Detail analysiert worden wären und ich ihrer Theorie folge, müsste jemand in allen vier Situationen, den Stern retuschiert haben.” Der Anwalt wirft ein, dass die Manipulation an den Stellen, an denen der Stern wirklich zu sehen war, gereicht hätte. 

16.31 Uhr: Der Anwalt kommt zu seinem Punkt. Er wirft eine mögliche Manipulation des Materials, das Labudde bekomme hatte, sowie den verschwundenen Mann zusammen und nennt es auffällig. “Dann bringen Sie mir die Indizien”, kontert der Richter trocken. 

16.28 Uhr: Der Richter versucht zu erklären, wie der Mann gelaufen sein könnte. Auf dem Grundriss wird gezeichnet und gesprochen, wie der Mann denn gelaufen sein könnte. “Ist schon ein bisschen ‘Walk the Line’”, sagt der Anwalt. “Herr Rechtsanwalt Müller, ich bin hauptsächlich froh, dass er nicht im Nirgendwo verschwunden ist. Ich weiß jetzt nicht, wie uns diese Diskussion weiterbringt, auch wenn sie spannender ist als das Bewegungsverhalten ostasiatischer Getreidebehälter.” 

16.25 Uhr: Nun will einer der Anwälte etwas auf dem Grundriss zeigen: Die Kameras samt Winkel. Dann fragt er kurz: “Wo ist er hin?” Es ist wohl eine Tür, die zur Küche führt, glaubt Labudde. Welchen Weg er genau gelaufen sei, “kann man aber nur überprüfen, wenn man den Weg kennt”. Dass es tote Winkel gebe, sei für ihn unstrittig. 

Richter über verschwundenen Kellner: „Ist nicht in ein Zeitloch gefallen“

16.21 Uhr: Er zeigt auf Bildern des Hotels, dass es tote Flecke gebe, die keine Kamera zeigen würde. “Weil uns die zwei Sekunden fehlen, können wir aber gar nicht sagen, wo er hingegangen ist”, sagt ein Anwalt. Der Richter fasst zusammen. “Der Kellner ist nicht in ein Zeitloch gefallen, sondern aus dem Barbereich herausgegangen ohne in der Lobby anzukommen...” - da rufen schon die Anwälte und Labudde dazwischen. Stadler versucht es nochmal. “Er muss einen Weg genommen haben, der von der Barkamera nicht abgedeckt ist, weil er ja zehn Minuten später wieder reinkommt.” Der Forensiker nickt. 

16.17 Uhr: Es wird nun etwas kleinteilig. Dann will der Anwalt einen kurzen Fernsehbeitrag zeigen und Labudde dazu befragen – dazu kommt es aber erstmal nicht. Ein anderer Anwalt fragt zu dem Mann, der in den zwei Sekunden verschwindet, aber nicht in der Lobby auftaucht. “Hat der sich weggebeamt?”, fragt einer der Anwälte. Der Richter versucht aufzulösen. “Die Barkamera überlappt sich in meinem Verständnis der Aussagen von gestern nicht mit der aus der Lobby. Es gibt quasi so etwas, wie blinde Flecke. Es ist nicht alles abgedeckt. Es kann quasi sein, dass jemand aus dem einen Video verschwindet und nicht in dem anderen ankommt.” Labudde bietet an, sich das örtlich anzusehen. 

16.09 Uhr: Labudde geht etwas ins Detail und erklärt, wie das funktionieren könne. Er könne eine Manipulation nicht ausschließen, habe aber eine technische Erklärung dafür. “Das Video wird dann mit dem Zeitstempel versehen, wenn es aus dem Arbeitsspeicher auf die SD-Karte kommt.” Den Arbeitsspeicher könnte man durchaus manipulieren, sagt der Forensiker. Er könne das nicht ausschließen, aber ebensowenig bestätigen. 

Forensiker: „Alles was digital da ist, kann manipuliert werden“

16.06 Uhr: Nun geht es um die Möglichkeit der Manipulation. Ob er prüfen könne, dass sein Video aus manipulierten Rohdaten enstanden sei, wird Labudde gefragt. “Nein, kann ich nicht.” Er habe auch lange über die fehlenden zwei Sekunden des Videos der Anwälte nachgedacht. “Da fehlt kein Key Frame.” “Aber eine Manipulation wäre möglich?”, fragt ein Anwalt. “Alles, was digital da ist, kann manipuliert werden.” 

16.03 Uhr: Nun kommen die Anwälte auf die Aussage des Zeugen vom Mittwoch, dem Sicherheitsadministrator, zu sprechen. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum das Ziehen des Materials fast drei Tage gedauert hat”, sagt Labudde. Bei der Nachstellung sei das auch schneller gegangen. Eine Bereitstellung der Rohdaten hätte rund vier- bis achtmal länger gedauert als die der komprimierten Daten. Ob es möglich gewesen wäre, die Rohdaten vom Hotelserver zu ziehen? “Wenn Sie ein anständiges System haben – dann ja. Aber jeder Datenplatz kostet.” Hier wurde sich aus Sicht des Forensikers um Datensparsamkeit bemüht, die durchaus üblich sei.

15.59 Uhr: Ob er nach Rohdaten gefragt habe? “Ja.” Wann? “Zwei oder drei Tage später”, so Labudde. Mit wem er in Kontakt gewesen sei? Er nennt den Namen eines Kriminalhauptkommissars aus Leipzig. 

15.58 Uhr: Nun wird von der Verteidigung gefragt, wann er beauftragt wurde, das Gutachten zu erstellen. Am 12. Oktober telefonierte er, einen Tag später wurde er schriftlich beauftragt. Dann folgt die Frage, wann er das Videomaterial erhalten habe. “Ebenfalls am 13. Oktober”, sagt Labudde. Auftraggeber sei die Polizeidirektion Leipzig gewesen. Das Material sei per CD bereitgestellt worden, “elf Videos und ein Vergleichsbild aus dem Instagram-Video“. 

15.55 Uhr: “Also aus dieser Ausflösung lässt sich nicht auf die Form des Gegenstandes schließen?”, fragt der Richter. “Nein”, sagt Labudde und erklärt das kurz. Der Richter bedankt sich. 

15.54 Uhr: Ob man anhand der benannten hellen Fläche ableiten könne, welche Form das Gebilde habe? “Ja und nein”, sagt Labudde zu der Szene vor dem Hotel. “Wenn ich den Ring an die Stelle des Sterns halten würde, wenn das denn ein Stern ist, würde das möglicherweise genauso reflektieren.” Je nach dem Grad der Komprimierung würde sich die angenommene Form ändern, wenn man das betrachte.