Biden empfängt Trump – der hatte einst mit dieser Konvention gebrochen
Eine Woche nach dem Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl empfängt der scheidende Amtsinhaber Joe Biden seinen Nachfolger.
Washington D. C. – Eine Woche nach Donald Trumps Wahlsieg empfängt der scheidende Präsident Joe Biden seinen Nachfolger am Mittwoch im Weißen Haus. Das Treffen ist für 11 Uhr (Ortszeit, 17 Uhr MEZ) angesetzt. Biden betonte, er werde einen geordneten Übergang gewährleisten. Der Kontrast zum letzten Machtwechsel ist deutlich: Vor vier Jahren, als Biden Trump besiegte, weigerte sich der damalige Präsident, Biden zu begrüßen, blockierte die Bestätigung des Wahlergebnisses und blieb dessen Amtseinführung fern.
Dies ist einer der Gründe, warum das Treffen mit Donald Trump im Oval Office für Biden zu den bittersten Momenten seiner nun endenden Amtszeit zählt. Mit düsterer Miene verfolgte der 81-Jährige in den letzten Monaten, wie der drei Jahre jüngere Rechtspopulist, den er als ernsthafte Bedrohung für die US-Demokratie ansieht, im Wahlkampf schwere Geschütze auffuhr und mit hetzerischen Parolen um Wählerstimmen warb.
Nach US-Wahl: Biden macht den Weg für Trump frei
Obwohl Biden Trumps erste Amtszeit als „Anomalie“ bezeichnet hatte, muss er nun akzeptieren, dass Trump Realität ist – und er selbst eine Art Zwischenspiel zwischen zwei Amtszeiten des Republikaners. Während der 78-jährige Trump nach einem Wahlsieg sein Comeback auskostet, sieht sich Biden als ein den Traditionen verpflichteter Demokrat gezwungen, einen „friedlichen und geordneten Übergang“ zu gewährleisten. Die Tatsache, dass es so weit gekommen ist, wird ihm selbst zugeschrieben.

Ursprünglich hatte Biden vor vier Jahren aufgrund seines bereits hohen Alters erklärt, er wolle ein Übergangspräsident sein. Später war davon nichts mehr zu hören. Im Frühjahr 2023 kündigte Biden an, er werde erneut gegen Trump antreten. Offensichtlich glaubte er, der bestgeeignete Kandidat zu sein, um den politischen Wiedergänger noch einmal zu besiegen – schließlich hatte das 2020 ja funktioniert. Damit wurde die Möglichkeit versäumt, rechtzeitig einen Nachfolger in der Demokratischen Partei aufzubauen.
„Das Desaster der Demokraten ist in erster Linie Joe Biden zuzuschreiben“ – Biden TV-Debatte gegen Trump
Als Biden am 27. Juni in der TV-Debatte gegen Trump den Faden verlor, seine Sätze nicht zu Ende führte und scheinbar geistesabwesend vor sich hin starrte, läutete dies sein politisches Ende ein. Er bestand noch einen weiteren Monat auf seiner Kandidatur, bevor er schließlich unter dem immer größer werdenden Druck aus seiner eigenen Partei nachgab. Seine Entscheidung, für eine zweite Amtszeit zu kandidieren, sei „vielleicht ein bisschen arrogant“ gewesen, sagt der Politikwissenschaftler Alex Keena von der Virginia Commonwealth University.
Die Demokraten hätten so eine Chance verpasst. „Das Desaster der Demokraten ist in erster Linie Joe Biden zuzuschreiben“, sagt der Politikwissenschaftler Larry Sabato von der University of Virginia. „Er hätte niemals im Alter von 80 Jahren versuchen sollen, sich zu bewerben.“
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Biden reflektiert auf eine jahrzehntelange politische Laufbahn, die er mit dem Einzug ins Weiße Haus gekrönt hat. Er ist sich nur zu gut bewusst, dass sein Nachfolger sofort damit beginnen wird, wichtige Aspekte seiner Amtszeit zu demontieren – von der Förderung erneuerbarer Energien bis zur Unterstützung für die Ukraine.
Biden müsse am Mittwoch nun für sich selbst die Frage beantworten, „wie herzlich er ist“, sagt Keena. „Zu wissen, dass Trump alles daran setzen wird, sein Vermächtnis zu zerstören, muss für jemanden, der so viele Jahre im öffentlichen Dienst gestanden hat, ein schrecklicher Abschied sein.“
Trump gewinnt US-Wahl 2024 und wird am Kapitol den Eid ablegen
In Anwesenheit des scheidenden Präsidenten wird Trump am 20. Januar am Kapitol den Eid auf die Verfassung ablegen – an jenem Ort, den seine radikalen Anhänger vor vier Jahren stürmten, um die Verkündung von Bidens Wahlsieg zu verhindern. Danach, für „Tag eins“ im Amt, hat Trump angekündigt, die verurteilten Randalierer zu begnadigen.
Das Treffen am Mittwoch ist eine der seltenen direkten Begegnungen von Biden und Trump. Zuletzt hatten sich die beiden Ende Juni bei einer Fernsehdebatte im Wahlkampf auf der Bühne gegenübergestanden. Am 11. September nahmen die beiden an einer Gedenkveranstaltung in New York teil, dort gab es allerdings keinen größeren Austausch. (afp/dpa)