Sexualberaterin Regina Heckert - Lust kennt kein Verfallsdatum – wie Sie Ihre Sexualität neu entdecken

Altersgrenze für Leidenschaft? Gibt’s nicht!

Dass Sexualität eine Frage der Jugend sei, ist eines dieser überholten Klischees, die wir schleunigst entsorgen sollten. Studien zeigen: Menschen jenseits der 60 sind sexuell aktiver, als viele denken – und sie genießen es oft sogar mehr als in jungen Jahren. Warum? Weil mit der Erfahrung die Entspanntheit kommt.

Niemand muss mehr irgendetwas beweisen, sich in wilde Abenteuer stürzen, um irgendjemandes Erwartungen zu erfüllen. Es geht um echten Genuss – und um das, was sich wirklich gut anfühlt. Klar, der Körper verändert sich, aber das bedeutet nicht, dass das Feuer erlischt. Mit mehr Zeit, Erfahrung und weniger Leistungsdruck entdecken viele Paare (oder auch Singles) ihre Lust völlig neu. Es geht nicht mehr um schnelle Abenteuer, sondern um Qualität, Intimität und echte Nähe.

Scham: Der Spielverderber Nummer eins

Doch halt! Es gibt eine unsichtbare Barriere, die gerade älteren Menschen immer noch im Weg steht: Scham. Während sich junge Menschen oft noch unsicher darüber sind, was sie wollen oder wie sie es kommunizieren, kämpfen Ältere mit der Frage, ob über Sex überhaupt noch gesprochen werden darf oder ob man sich mit dem älter gewordenen Körper noch zeigen kann.

Schließlich wurde vielen von ihnen Jahrzehnte lang suggeriert, dass Erotik und junge Körper zusammengehören und der sexuelle Appetit mit zunehmendem Alter dementsprechend aus dem Leben verschwindet – was natürlich völliger Unsinn ist!

Besonders Frauen spüren diesen Druck. Sie wurden oft dazu erzogen, sich in sexuellen Dingen zurückzunehmen, sich anzupassen, anstatt laut ihre Wünsche zu äußern. Und das bleibt oft ein Leben lang haften. Besonders im Alter können sie mit dem Schönheitswahn nicht mehr mithalten und stellen ihr sexuelles Licht unter den Scheffel. Die Folge? Bedürfnisse werden verschwiegen, Wünsche unterdrückt – und dabei könnte es so viel schöner sein, wenn man einfach den Mund aufmacht.

Reden hilft – und macht heiß!

Also hilft nur eins: raus aus der Komfortzone! Reden. Und zwar Klartext. Sexualität kann sich nur entfalten, wenn man sich traut, darüber zu sprechen. Auch über die altersbedingten Ängste. Ja, das mag sich erst einmal unangenehm anfühlen. Aber es gibt eine einfache Regel: Wer echten Genuss will, muss durch das Tor der Peinlichkeit gehen. Und wer sich erst einmal traut, über Wünsche, Unsicherheiten oder Fantasien zu sprechen, wird schnell merken: Offenheit macht Lust – und verbindet, egal in welchem Alter!

Herausforderungen? Na klar! Lösungen? Aber sicher!

Natürlich gibt es kleine Stolpersteine: Die Gelenke sind nicht mehr so geschmeidig, die Libido schwankt mal und auch die hormonelle Umstellung spielt eine Rolle. Doch statt resigniert das Handtuch zu werfen, setzen viele auf Hilfsmittel und neue Wege, um Lust und Leidenschaft zu erhalten. Ob Gleitmittel, erotische Fantasien oder kreative Stellungen – die Möglichkeiten sind vielfältig. Heutzutage gibt es wirkungsvolle Hilfen bei Scheidentrockenheit, wie zum Beispiel eine auf naturidentischen Hormonen basierende Vaginalcreme.

Auch das Thema Gesundheit spielt mit: Medikamente können Einfluss auf die Lust haben, ebenso wie Erkrankungen. Doch ein offenes Gespräch mit dem Arzt (oder der Ärztin des Vertrauens) hilft oft mehr, als man denkt. Die sanften Methoden der körperlichen Liebe können völlig unbeeindruckt von körperlichen Einschränkungen und sogar Libidoverlust weiter praktiziert werden.

Die besten Jahre kommen noch!

Was viele unterschätzen: Sex kann mit dem Alter sogar besser werden. Die Jugend mag die Phase des Experimentierens sein, aber mit den Jahren kommt die echte Meisterschaft. Man weiß, was man will, worauf es ankommt, und vor allem: was wirklich guttut. Statt unruhiger Selbstzweifel gibt es tiefe Selbstsicherheit – und genau das macht oft den Unterschied. Denn mit Gelassenheit steigt auch die Qualität der gemeinsamen Momente im Bett.

Dazu kommt: Die Forschung zeigt, dass regelmäßige Intimität nicht nur glücklich, sondern auch gesund macht. Ein erfülltes Liebesleben stärkt das Immunsystem, reduziert Stress und sorgt für besseren Schlaf. Was will man mehr?

Und selbst wenn körperliche Einschränkungen eine Rolle spielen, gibt es zahllose Wege, sich und dem Partner (oder der Partnerin) Lust zu bereiten. Tantra-Techniken, sinnliche Massagen oder einfach nur eine längere Vorbereitungsphase – viele berichten, dass sie erst im Alter gelernt haben, echte Hingabe zuzulassen.