Deutschland erstmals seit Jahren nicht EU-Spitzenreiter bei Asylanträgen
Laut einem vertraulichen Bericht der EU-Kommission wurden im ersten Quartal 2025 37.387 Asylanträge in Deutschland gestellt - ein Rückgang um 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Bericht liegt der „Welt am Sonntag“ vor. Demnach war Frankreich zwischen dem 1. Januar und 31. März das beliebteste Land für Anträge (40.871 Asylanträge), gefolgt von Spanien (39.318). Deutschland, das jahrelang Spitzenreiter war, liegt damit nur noch auf Rang drei.
Auf den letzten Plätzen liegen dem Bericht zufolge Ungarn (22 Anträge) und die Slowakei (37). Insgesamt seien 210.641 Anträge gestellt worden – 19 Prozent weniger als im Vorjahr.
Großteil der syrischen Asylanträge in Deutschland gestellt
Weiter gehe aus dem Bericht hervor, dass mehr als jeder zweite Asylantrag von Syrern in Deutschland gestellt worden sei. Insgesamt machten diese ein Viertel der in Deutschland gestellten Anträge aus, gefolgt von Anträgen aus Afghanistan (16 Prozent) und der Türkei (11 Prozent).
Europaweit gingen Anträge von Syrern allerdings stark zurück (-56 Prozent). Starke Anstiege gab es bei Venezolanern (+44 Prozent), Ukrainern (+84 Prozent), Chinesen (+87 Prozent) und Indern (+56 Prozent). Die meisten Ukrainer würden ihre Anträge in Frankreich stellen.
Sorge wegen Türkei und Nahem Osten
Angesichts der steigenden Zahlen blickt die Kommission besorgt in die Türkei. Eine Eskalation der dortigen politischen Lage könne zu einer steigenden Zahl von Asylanträgen in der EU führen, heißt es in dem Bericht. Auch die unsichere Lage im Nahen Osten werde kritisch gesehen.
Im vergangenen Jahr beschloss die EU eine Reform, die die Asyl- und Migrationspolitik ändern soll, um die Zahl illegaler Einreisen zu reduzieren. Bis Juni 2026 sollen die entsprechenden Maßnahmen umgesetzt werden.
EU-Reform verzögert sich
Allerdings lehnt Ungarn die EU-Pläne strikt ab. Europaminister Janos Boka erklärte gegenüber der „Welt am Sonntag“, keine von der EU geplanten Migrantenlager in Ungarn errichten zu wollen.
Zudem verzögert sich die Einführung des neuen Ein- und Ausreisesystems EES, das Grenzkontrollen von Drittstaatsangehörigen automatisieren soll. Statt wie geplant 2024 soll es im Oktober 2025 an den Start gehen.