Mit Knallgerät gegen Krähen - Anwohnerin in Sorge um Wildtiere
Saatkrähen machen manchen Bauern das Leben schwer. Die schlauen Vögel picken die frisch ausgebrachte Saat aus dem Boden. In Emmering soll jetzt ein Knall-Apparat die Krähen vertreiben. Dagegen regt sich Widerstand – auch aus Angst um andere Wildtiere.
Emmering – Immer wieder erschüttern laute Knallgeräusche die Gegend um die Untere Au in Emmering. Doch es sind nicht etwa Jäger dort unterwegs. Ursprung der Knalle ist ein unscheinbarer Apparat auf drei Beinen, der auf einem Feld steht. Er ist so etwas wie eine moderne Vogelscheuche, mit der der Landwirt und ehemalige Bürgermeister Michael Schanderl seine Saat schützen will.
Denn Saatkrähen machen sich mit Vorliebe über die frisch gepflanzten Körner im Boden her, berichtet Schanderl. Die Schäden durch die schlauen Vögel seien beträchtlich. „In den letzten drei Jahren waren es rund 35 000 Euro“, sagt der Landwirt. Deshalb sehe er keine andere Möglichkeit, als die Tiere mit dem Knallapparat zu vertreiben.
Nur ein paar Tage
Doch diese Vorgehensweise stößt auch auf Kritik. Eine Anwohnerin macht sich ernste Sorgen um andere Wildtiere. „Auf der einen Seite wird versucht, die in dem Gebiet lebenden Wildtiere, Vögel und Fledermäuse zu beschützen, auf der anderen Seite werden die Tiere, die gerade jetzt Ruhe brauchen, erbarmungslos mit infernalischem Lärm zu Tode erschreckt“, so die Frau. Sie weist auf die gerade laufende Brut- und Setzzeit hin, in der Vögel und Säugetiere ihren Nachwuchs bekommen. Darauf würden auch Schilder hinweisen – mit dem Appell, dem Wild seine Ruhe zu gönnen.
Landwirt Schanderl sieht darin allerdings kein so großes Problem. Schließlich stehe der Knallapparat auf dem Acker. Rehe etwa würden ihre Kitze aber auf Wiesen zur Welt bringen. Auch der Jagdpächter habe ihm mitgeteilt, kein Problem mit der Anlage zu haben. Zudem sei die Maßnahme ja zeitlich begrenzt. Es gehe nur „um ein paar Tage“, bis aus den Körnern kleine Pflänzchen werden. Diese seien dann nicht mehr attraktiv für die Krähen.
Vor allem Biobauern sind betroffen
Unterstützung bekommt Schanderl von der Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbands. Deren Vorsitzender Gerhard von Hößlin erklärt, er habe Verständnis für die Probleme des Landwirts. Schließlich gehe es um sein Einkommen. Die Auswirkung auf das Wild sei überschaubar – und die Maßnahme ja nur vorübergehend.
Dass ausgerechnet er Probleme mit den Vögeln habe, liege daran, dass er biologische Landwirtschaft betreibe, sagt Schanderl. So könnte die Saat nicht gebeizt werden, was sie für die Krähen anziehender mache. Schanderl findet die Situation ungerecht. Die Gesellschaft wolle mehr Bio-Landbau. Die Bauern, die sich dafür entscheiden, bekämen aber nicht genügend Unterstützung. Zudem würden in Kommunen zehntausende Euro ausgegeben, um die Krähen zu verscheuchen. Bauern wie er würden mit dem Problem hingegen alleine gelassen. Denn bejagt werden dürfen die geschützten Tiere nicht. Das sei auf europäischer Ebene geregelt. Die Folgen seien aber sehr lokal.
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