Sportgymnasium: Bürgerbegehren soll den Geretsrieder Stadtwald retten
Beim SPD-Stadtgespräch kündigte die Interessengemeinschaft Wald weiteren Widerstand gegen das Vorhaben an.
Geretsried - Vor knapp zwei Monaten befürwortete eine große Mehrheit des Stadtrats eine Kooperation mit der München Süd Sportschule Projekt GmbH, die auf einem etwa 20 000 Quadratmeter großen Grundstück südlich des interkommunalen Hallenbads ein Sportgymnasium errichten will. Gegen diesen Standort und die geplanten Baumfällungen protestierte die Interessengemeinschaft Wald (IG) seither mit einem Infostand, Unterschriftensammlungen und offenen Briefen (wir berichteten). Im Rahmen des SPD-Stadtgesprächs in der Gaststätte Isarwinkel kündigten die Initiatoren am Sonntagvormittag nun sogar ein Bürgerbegehren an.
„Müssen jetzt aktiv werden“
„Wir müssen jetzt aktiv werden, weil von allein nichts mehr passieren wird“, forderte IG-Sprecher Thomas Laumont. Er kritisierte, dass der Stadtrat den Beschluss nur zu einem Standort gefasst hat, ohne zuvor Alternativen geprüft zu haben. Sein Mitstreiter Thomas Sichert fürchtet nicht nur um den Bestand des Waldstücks, sondern sorgt sich auch um eine drastische Verkehrszunahme. Werde das Sportgymnasium mit einer Kapazität für 700 Schüler gebaut, könnten aufgrund der Erweiterungspläne der benachbarten Mittelschule und des Gymnasiums bald nahezu 3000 Schüler ihren jeweiligen Unterricht besuchen. „Das ist eine große Gefahr“, warnte Sichert vor Unfällen.
Aktuelle Nachrichten aus Geretsried lesen Sie hier.
SPD-Mitglied Wolfgang Kohler plädierte deshalb für eine Verlegung auf dem Areal des alten Hallenbads an der Jahnstraße. Davon riet Sportreferent Wolfgang Werner ab. „Dieser Platz wäre schlichtweg zu klein“, gab er zu bedenken. Ein Rats- oder Bürgerbegehren hält Werner dennoch für sinnvoll. „Dann kann der Bürgermeister zeigen, ob er Bürgerbeteiligung ernst nimmt“, wünscht sich der SPD-Stadtrat. Der Wolfratshauser Stammtischgast Heinz Wensauer stellte die wachsende Versiegelung von Flächen angesichts der jüngsten Hochwasserkatastrophen generell infrage.
Vor- und Nachteile eines Sportgymnasiums wurden aufgelistet
Projektleiterin Ute Hennekes versuchte erneut, die Bedenken der IG Wald zu zerstreuen, und wehrte sich gegen das Image der Eliteschule. „Wir planen auch Stipendien und ein einkommensabhängiges Schulgeld, das schon bei einem Monatsbeitrag von 100 Euro beginnt“, versicherte sie. SPD-Ortsvorsitzender Martin Bruckner und SPD-Schriftführer Bernhard Lorenz versuchten ebenfalls, die Wogen zu glätten. Akribisch listeten sie die Vor- und Nachteile eines Sportgymnasiums auf, das ihrer Meinung nach auch zur Bereicherung des Bildungsstandortes Geretsried und zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen könnte. „Als ehemaliger Lehrer bin ich immer begeistert, wenn neue Schulen gebaut werden“, gestand Lorenz. Es bräuchte aber ein nachhaltiges Konzept.
Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.
IG-Sprecherin Resi Harth schien nach der hitzigen Debatte zu allem entschlossen. „Notfalls baue ich mir ein Baumhaus auf einem der Bäume und bleibe dort sitzen“, kündigte sie massiven Protest an. Nachpflanzungen sind für die resolute Naturschützerin keine Option. Ohnehin sei Sport für sie nicht mehr als eine schöne Nebensache. „Wir brauchen nicht super Sportler, sondern mehr Handwerker, Ärzte und Pflegekräfte“, stellte Harth klar.