Neue Verkehrsstatistik der Starnberger Polizei: Mehr Unfälle und mehr Verletzte

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Das Unfallgeschehen auf den Straßen in Starnberg, Tutzing, Berg, Pöcking und Feldafing hat 2024 zugenommen. (Symbolbild) © IMAGO/Anton Geisser

Auf den Straßen in Starnberg, Tutzing, Berg, Pöcking und Feldafing haben sich im vergangenen Jahr 1717 Verkehrsunfälle ereignet, bei denen 279 Menschen verletzt wurden. Das geht aus der Statistik hervor, die die Starnberger Polizei in dieser Woche vorgestellt hat.

Starnberg – Es ist eine der ganz schlimmen Situationen für Verkehrsteilnehmer. Auf einmal springt ein Tier aus einem Feld oder einem Waldstück auf die Straße, eine Kollision lässt sich nicht mehr vermeiden. 252-mal hat sich ein solches Szenario im vergangenen Jahr auf den Straßen in Starnberg, Tutzing, Berg, Pöcking und Feldafing abgespielt. Das waren fünfzig Wildunfälle mehr als im Jahr 2023, und es war der zweithöchste Wert in den vergangenen zehn Jahren. Das teilte Polizeihauptkommissar Oliver Jauch bei der Vorlage der Verkehrsstatistik der Starnberger Polizei in dieser Woche mit. Auch insgesamt hat das Unfallgeschehen auf den 582 Kilometern Straße, die die Inspektion betreut, im Jahr 2024 zugenommen. 1717 Verkehrsunfälle bedeuteten im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 83. Von den Werten der Vor-Corona-Zeit, zum Beispiel den 2035 Unfällen im Jahr 2019, ist die Zahl aber noch weit entfernt. „Der Corona-Knick hält lange an“, sagte Jauch. Was beim Blick in die Statistik auffällt:

Verletzte und Tote: Deutlicher als die Gesamtzahl (plus 5,1 Prozent) ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten gestiegen (von 197 auf 230, plus 16,8 Prozent). Dabei wurden 241 Menschen leicht und 38 schwer verletzt. Zu den Schwerverletzten gehörte ein zwei Jahre altes Kind, das im November am Tutzinger-Hof-Platz in Starnberg von einem BMW X7 angefahren worden war. Dessen 40 Jahre alter Fahrer war im stockenden Verkehr auf der Hauptstraße zunächst bis zur Fußgängerfurt gefahren, hatte dort gestoppt und war dann weitergefahren – just in dem Moment, als sich das Kind direkt vor der Front des Fahrzeugs befand. „Der Autofahrer hat das Kind nicht sehen können“, schilderte Jauch nun. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass niemandem strafrechtlich ein Vorwurf zu machen sei. Für den Fall habe sich auch die BMW-Unfallforschung sehr interessiert, da die Assistenzsysteme des Fahrzeugs kein Hindernis gemeldet hätten. Das Wichtigste: „Dem Kind geht es wieder sehr gut“, betonte Jauch. Drei Menschen – ein Autofahrer (63), eine Radfahrerin (83) und ein Rollstuhlfahrer (85) – kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben.

Unfallursachen: Die häufigsten Ursachen für Verkehrsunfälle blieben ungenügender Sicherheitsabstand (576 Fälle) und Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Ausfahren (429 Fälle). Darunter fallen auch Parkrempler, Spiegelstreifer und ähnliches. Eine der Hauptursachen bei Unfällen mit schwer verletzten Personen sei nach wie vor nicht angepasste Geschwindigkeit, erklärte Jauch. Bei 67 Unfällen waren die Verursacher zu schnell unterwegs, in mehr als der Hälfte der Fälle (36) wurden dabei Menschen verletzt. Bemerkenswert: Während die Gesamtzahl der Unfälle mit Beginn der Pandemie zurückgegangen ist, ist die der Geschwindigkeitsunfälle seitdem gestiegen und hat sich seit 2021 zwischen 64 und 73 eingependelt. Alkohol war in 24 Fällen (plus drei) die Unfallursache, Drogenkonsum in sechs Fällen (plus fünf).

Unfallfluchten: Beim unerlaubten Entfernen vom Unfallort registrierten die Starnberger Beamten mit 359 Fällen ein Zehn-Jahres-Tief. Die Aufklärungsquote von gut 40 Prozent schwankt in diesem Zeitraum nur gering. Bei den Ermittlungen setzt die Polizei im Übrigen auch auf Bilder aus Überwachungskameras.

Junge und Alte: Seit mindestens zehn Jahren rückläufig ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung junger Erwachsener (18 bis 24 Jahre). 93 Fälle stehen in der Statistik (minus elf zum Vorjahr), 45-mal davon waren die jungen Leute auch die Verursacher. „Hier macht sich mit Sicherheit das begleitende Fahren bemerkbar“, sagte Jauch. Deutlich höher waren die Zahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Senioren (ab 65 Jahren) und deren Verantwortung. Bei 158 von insgesamt 210 Unfällen (minus 23) waren Senioren auch die Verursacher. Jauch gab allerdings zu bedenken, dass ältere Menschen vermehrt an Kleinunfällen beteiligt seien.

Radfahrerunfälle: Seit dem absoluten Höhepunkt im ersten Corona-Jahr 2020 mit 137 Radfahrunfällen ist die Zahl kontinuierlich auf nun 101 gesunken. Dabei wurden 100 Radfahrer auch verletzt. In 76 Fällen waren die Radfahrer nach Angaben der Polizei die Verursacher, 50-mal waren sie alleinbeteiligt. Wenig verwunderlich: Die Zahl der beteiligten Pedelecs steigt kontinuierlich auf mittlerweile rund ein Drittel.

Wildunfälle: Die Zahl der 252 Unfälle verteile sich auf den gesamten Dienstbereich, erklärte Jauch. Häufungen auf bestimmten Strecken gebe es nicht. 218-mal war Reh-, Rot- und Damwild beteiligt, siebenmal Schwarzwild. Darüber hinaus kamen elf Füchse, zehn Dachse und sechs Hasen/Kaninchen zu Tode.

Verkehrsüberwachung: In 109 Stunden waren die Beamten mit dem Lasermessgerät im Einsatz. Dabei wurden 136 Autofahrer verwarnt, weitere 90 mussten ein Bußgeld bezahlen. Zweifelhafter Rekordhalter 2024 war ein 50 Jahre alter Münchner, der auf der B 2 in Starnberg von der Autobahn kommend mit 114 km/h von der Verkehrspolizei geblitzt wurde. Erlaubt waren 60 km/h.

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