Wegen abgeschafften Kinderreisepässen: Lange Wartezeiten für neue Dokumente
Die Reise ist gebucht, die Vorfreude groß, aber der Reisepass ungültig? Das könnte für einige zum Problem werden – vor allem für Familien.
Landkreis – Die großen Sommerferien starten bald, viele haben ihren Urlaub schon gebucht oder gar die Packliste geschrieben. Wichtig wäre vor allem der Blick auf die Reisedokumente. Sind Ausweis und Reisepass noch gültig, auch die der Kinder? Bei wem das nicht der Fall ist, der sollte sich schleunigst um neue Dokumente bemühen, denn die Wartezeiten sind aktuell lang – sehr lang.
„Wir haben in den letzten drei Monaten 1400 Reisepässe ausgestellt. Im selben Zeitraum im letzten Jahr waren es 900 Reisepässe, das ist ein Anstieg um knapp 65 Prozent“, erzählt beispielsweise Rupert Widmann vom Freisinger Hauptamt auf FT-Nachfrage. Er gibt als Wartezeit bei der Bundesdruckerei vom Zeitpunkt der Beantragung bis zur Lieferung der Reisepässe derzeit sechs bis sieben Wochen an. Normal sind es nur etwa zwei Wochen. Ähnlich sieht es im Moosburger Bürgerbüro aus. Im ersten Halbjahr vergangenen Jahres wurden 678 Reisepässe und 857 Personalausweise beantragt, in diesem ersten Halbjahr waren es 939 Reisepässe und 1007 Personalausweise. „Reguläre Reisepässe brauchen aktuell ab dem Beantragen acht Wochen – Tendenz steigend“, heißt es von Evelyn Stadler, Geschäftsleitung der Stadt Moosburg. Auch in Eching wartet man derzeit etwa sieben bis acht Wochen auf seinen Pass, für den Personalausweis etwa zwei Wochen. Susann Sander, Leiterin des Echinger Bürgerbüros stellt ebenfalls mit dem Blick auf ihre Statistik fest, „dass jetzt schon knapp 100 Dokumente mehr beantragt sind als im gleichen Zeitraum 2023“.
Knappe Termine und längere Wartezeiten
Die Bundesdruckerei ist nicht das einzige Problem. „Da wir terminlich aufgrund einer seit langem andauernden personellen Unterbesetzung derzeit fünf Wochen im Voraus ausgebucht sind, kommt es täglich zu einem erheblichen Andrang von Bürgerinnen und Bürgern, die ohne Terminvereinbarung zu uns kommen und dann mit längeren Wartezeiten zwischendurch drangenommen werden müssen“, schildert Widmann die Situation in Freising. In Moosburg kommt es vor allem am Donnerstag, dem langen Behördennachmittag, an dem bis 18 Uhr geöffnet ist, zu längeren Warteschlangen und Wartezeiten als üblich. „Im Durchschnitt etwa 30 Minuten“, so Evelyn Stadler. Von 30 Minuten spricht auch Susann Sander für die Wartezeit im Echinger Bürgerbüro während den Öffnungszeiten.
Die drei Verantwortlichen vermuten unisono die Abschaffung des Kinderreisepasses als Hauptgrund für den erhöhten Bedarf an Reisepässen. Der Kinderreisepass wird seit diesem Jahr nämlich nicht mehr ausgestellt, verlängert oder aktualisiert, sodass für Kinder nun auch normale Reisepässe beantragt werden müssen. „Aber auch eine höhere Anzahl an Einbürgerungen aufgrund des neuen Staatsangehörigkeitsgesetzes führen zu höheren Antragszahlen“, so Stadler. Widmann ergänzt: „Hier erfordert die Prüfung vor Ausstellung der Dokumente meist einen erhöhten Zeitaufwand wegen fehlender Dokumente.“
Express als teurere Alternative
Sonst sei der Express-Reisepass eine Alternative, zu der schon 50 Prozent der Familien in Moosburg greifen. Mit 32 Euro pro Express-Antrag sind diese aber deutlich teurer. „Express-Reisepässe werden von anderen Maschinen gefertigt und sind deshalb schneller, aber eben auch teurer“, erklärt Widmann. Der Express-Pass ist normalerweise innerhalb von 72 Stunden nach Beantragung in der Behörde. Widmann: „Ich bin aber nicht sicher, wie lange das noch so geht.“
„Kann der Reisepass, auch im Expressverfahren, nicht rechtzeitig vor Reisebeginn fertig gestellt werden, besteht die Möglichkeit, dass ein vorläufiger Reisepass sofort ausgestellt und ausgehändigt wird“, erklärt Sander vom Echinger Bürgerbüro. „Wir hatten aber auch schon ein paar Fälle, in denen reguläre Pässe beantragt wurden, diese nach sieben Wochen immer noch nicht da waren und wir dann nochmal vorläufige Dokumente ausgestellt haben“, schildert die Moosburger Geschäftsleiterin. Dies führe natürlich zu Unmut bei den Bürgern.
Für die Notwendigkeit der Ausstellung dürfen die Mitarbeiter geeignete Nachweise von den Bürgern verlangen, wie Flugtickets oder andere Reiseunterlagen. Doch: „Die Gültigkeitsdauer des vorläufigen Reisepasses wird dem Reisezweck angepasst und darf nicht mehr als ein Jahr betragen“, betont Sander und empfiehlt den vorläufigen Reisepass nicht als alternative Lösung. Widmann bittet um Vorsicht: „Nicht in jedes Land kann man mit einem vorläufigen Reisepass einreisen.“ Jeder sollte vor seiner Reise sich unter https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/reise-und-sicherheitshinweise informieren, welche Dokumente für die Einreise benötigt werden.