Ab welchem Kontostand man bei Banken als „reich“ gilt

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Wie viel Geld muss man haben, um „reich“ zu sein? Die Frage beschäftigt auch Banken. Doch überraschend ist besonders eine Kundengruppe hart umkämpft.

München – Oftmals landet der Anruf bei der eigenen Bank in der Warteschlange. Einige Kunden werden indes sofort zu einem persönlichen Berater durchgestellt. Was für die meisten ein Traum bleibt, ist für manche bereits angenehme Realität – und das funktioniert schon bei weniger Geld auf dem Konto, als viele denken.

Bankkunden werden in unterschiedliche Gruppen eingeteilt. Eine davon gilt als besonders umkämpft. © Bildmontage/IPPEN.MEDIA

Banken haben ihre eigene Definition von Reichtum entwickelt. Bereits ab einem liquiden Vermögen von 100.000 Euro stufen Banken ihre Kunden als „Affluent“ – also „wohlhabend“ – ein, berichtet faz.net. Diese erste Kategorie reicht bis zu einer Million Euro. Wer diese Schwelle überschreitet, wird zum „High-Net-Worth-Individual“ – kurz HNWI.

Reiche Bankkunden: Ab Kontostand von 100.000 Euro beginnt die VIP-Behandlung

Bankkunden im Vermögensbereich ab einer Million Euro zählen als „reich“. Übertroffen werden die HNWIs nur von Kunden mit mindestens 30 Millionen Euro Vermögen. Hier sprechen Banken von „Ultra-High-Net-Worth-Individuals“ (UHNWI) oder auch „Superreichen“. Die Einteilung folgt einem klaren System: Dabei zählt nicht das Gesamtvermögen, sondern das frei verfügbare Kapital für Anlagen.

Doch überraschenderweise seien Multimillionäre nicht die Lieblingskunden der Banken. Die „Superreichen“ stehen nicht ganz oben auf der Wunschliste der Banken. Der Grund liegt im Verhältnis zwischen Beratungsaufwand und erzielbaren Provisionen. Felix Germann, Partner bei McKinsey & Company, erklärt dazu bei faz.net: „Von der Marge her am interessantesten ist das Geschäft mit wohlhabenden Kunden, also denen mit einem Vermögen zwischen 100.000 und einer Million Euro. Hier lassen sich in weiten Teilen digitale Prozesse einsetzen.“ Sowohl reiche als auch weniger wohlhabende Bankkunden sollten indes die Zehn-Sekunden-Regel kennen.

Bereits wohlhabende Bankkunden erhalten spürbare Vorteile – und sind besonders interessant für Geldinstitute

Wer zur Gruppe der „Affluents“ gehört, profitiert von spürbaren Vorteilen. Die „wohlhabenden“ Bankkunden setzen laut Germann mehrheitlich auf hybride Lösungen: Sie schätzen die Möglichkeit, bei Bedarf einen schnellen, persönlichen Kontakt zu einem Bankberater zu erhalten. Ohne lästige Wartezeiten im Callcenter. Doch „wohlhabende“ Bankkunden wollen nicht alle Bankgeschäfte mit dem Berater besprechen.

Zumal gilt: Die Erstellung einer individuellen, maßgeschneiderten Finanzplanung bleibt „reichen“ und „superreichen“ Bankkunden vorbehalten. Ab einer Million Euro steigt der Beratungsaufwand daher deutlich an, da diese Kunden komplexere Anforderungen an ihre Bank haben. Derweil gilt für Millionen Bankkunden eine gravierende Änderung.

Hans-Martin Kraus, Partner bei der Unternehmensberatung Deloitte, bestätigt indes faz.net den Konkurrenzkampf um die attraktivsten Bankkunden: „Der Markt mit ‚Affluents‘ ist heiß umkämpft.“ Neben traditionellen deutschen Banken drängen zunehmend internationale Institute, insbesondere aus der Schweiz und Liechtenstein, in diesen Markt.

Zahl der Millionäre in Deutschland steigt laut Statistischem Bundesamt an

Derweil zeigen aktuelle Zahlen aus einer Mitteilung des Statistischen Bundesamts von Juni 2025: Die Anzahl der Millionäre in Deutschland wächst. „Im Jahr 2021 hatten gut 34.500 aller in Deutschland erfassten Lohn- und Einkommensteuerpflichtigen Einkünfte von mindestens einer Million Euro“, heißt es darin. „Das waren 18 Prozent beziehungsweise knapp 5.200 Einkommensmillionärinnen und -millionäre mehr als im ersten Corona-Krisenjahr 2020.“

Die Boston Consulting Group bezifferte die weltweite Anzahl der „Superreichen“ in einem Bericht von Juli 2024 auf 73.000. Dabei leben die meisten „Ultra-High-Net-Worth-Individuals“ in den USA (26.000), auf Rang zwei folgt China (8.300) vor Deutschland (3.300). Demnach besaßen die UHNWI in Deutschland rund 2,1 Billionen US-Dollar (etwa 1,8 Billionen Euro), was 23 Prozent des gesamten Finanzvermögens der Bundesrepublik entspricht.

Doch das muss für Sparer mit deutlich weniger Geld hierzulande keine schlechte Nachricht sein. Schon mit 100.000 Euro auf dem Konto gehören sie zu einer bevorzugten Kundengruppe, die von Banken intensiv umworben wird. Das Geld muss dabei nicht unbedingt auf dem Girokonto liegen – entscheidend ist das gesamte Vermögen. (kh)

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