Handwerkskosten steigen - Preise für Handwerker vervierfacht – wie Sie dennoch sparen können

Mit solchen Preissteigerungen ist sie nicht allein. In den letzten Jahren sind die Kosten für Handwerksarbeiten - ob Maler, Elektriker oder Klempner - drastisch gestiegen.

Unkomplizierter Auftrag, aber viermal so teuer

Eigentlich war es ein unkomplizierter Auftrag: Marie Strobel aus München wollte ihr Schlafzimmer und das Kinderzimmer neu streichen lassen. Vor vier Jahren hatte sie diese Räume bereits selbst gestrichen, doch mit den neuen Möbeln sollten nun auch die Wände einen frischen Anstrich bekommen. „Dann habe ich für die nächsten zehn bis zwölf Jahre Ruhe“, dachte sich die 44-jährige Lehrerin.

Damals hatte sie für die rund 50 Quadratmeter einen Malerbetrieb beauftragt – zum Preis von 500 Euro, wobei sie die Farbe selbst besorgte. Auch das Abdecken für die Möbel übernahm sie selbst. 

Der Maler habe damals lediglich Bürsten und Malervlies mitgebracht. Als sie nun erneut nach einem Kostenvoranschlag fragte, traf sie der Schock: 2000 Euro sollte der Anstrich kosten – ohne Farbe, Material und diesmal sollte sie auch für den Malervlies zahlen. Knapp 40 Euro wollte der Maler dafür haben. „Ich hatte mit 700 bis 900 Euro gerechnet, aber dieser Preis hat mich völlig überrascht“, erzählt Strobel. 

Urlaub genommen - und selber gestrichen

Der Maler konnte sich an die Wohnung erinnern. Als Grund gab er an, dass die Anfahrtskosten gestiegen seien und auch der Stundensatz teurer geworden sei. Zudem werde die Arbeit nun von zwei Malern ausgeführt, so dass die Arbeiten innerhalb von wenigen Tagen abgeschlossen werden. So könne man den Auftrag noch kurzfristig in den nächsten Wochen „annehmen“.

Überrascht war sie auch, als sie bei anderen Betrieben anrief. „Wenn da jemand ans Telefon ging, war die Antwort auch immer so zwischen 1700 Euro, einer wollte sogar über 2500 Euro haben.“ Strobel entschied nun, die zwei Zimmer selbst zu streichen. „Dafür muss ich aber Urlaubstage nehmen und vielleicht wird es nicht so schön, aber ich spare mir die Kosten“, sagt die Münchnerin. 

Haben Sie auch heftige Preissteigerungen bei Maler-, Elektriker- oder anderen Handwerkerarbeiten erlebt? Dann schildern Sie uns Ihren Fall kurz in einer E-Mail. Schreiben Sie eine E-Mail an mein-bericht@focus.de. Geben Sie zur besseren Zuordnung "Handwerker 2025" in die Betreffzeile. 

Handwerkerkosten in den Vorjahren stark gestiegen

Die Geschichte ist kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren sind die Handwerkerkosten deutlich gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) erhöhten sich die Umsätze im zulassungspflichtigen Handwerk in Deutschland im ersten Quartal 2022 um 16,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. 

Auch zwischen 2023 und 2024 setzten sich die Preissteigerungen fort. So erhöhten sich die durchschnittlichen Stundensätze für Auszubildende und Hilfsarbeiter in der Handwerksbranche von 58 Euro im Jahr 2023 auf 61 Euro im Jahr 2024. Das entspricht einem Anstieg von etwa fünf Prozent. 

Fachkräftemangel treibt die Preise

Hauptursachen für diese Entwicklung sind gestiegene Material- und Energiekosten sowie der anhaltende Fachkräftemangel. Handwerkskammern klagen auch über steigende Lohnnebenkosten, die viele Betriebe an Kunden weitergeben müssen. Die Lohnnebenkosten im Handwerk haben mit 42,3 Prozent des Bruttolohns einen Rekordwert erreicht und treiben die Gesamtkosten pro Arbeitsstunde weiter in die Höhe.

Laut den Handwerkskammern, die sich auf Anfrage von FOCUS online äußerten, sind die Betriebsausgaben zwar deutlich gestiegen, doch die Umsätze konnten mit dieser Entwicklung nicht in gleichem Maße Schritt halten. Das geht auch aus Zahlen des Statistischen Bundesamt hervor. Das Handwerk verzeichnete im Jahr 2022 etwa einen Umsatzanstieg von 9,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Preissteigerungen werden akzeptiert

In Regionen mit einer geringeren Dichte an Handwerksbetrieben führen diese Faktoren zu noch höheren Preisen. Dennoch akzeptieren die meisten Kunden die Preissteigerungen, da Handwerker wie Maler, Elektriker oder Klempner oft volle Auftragsbücher haben und ihre Dienstleistungen stark nachgefragt sind. Von Entwarnung ist keine Rede. In zehn Jahren werden die Menschen in Deutschland „keinen Handwerker oder Pflegekraft mehr bekommen“, warnt Stepstone-Chef Sebastian Dettmers. 

Der Grund für diese Prognose liegt in der demografischen Entwicklung: Deutschlands Gesellschaft altert, und in den kommenden zehn Jahren werden rund fünf Millionen Menschen mehr in den Ruhestand gehen, als neue Arbeitskräfte nachrücken. Das bedeutet, dass die gleiche Menge an Arbeit von deutlich weniger Beschäftigten bewältigt werden muss - eine Herausforderung für viele Branchen - auch für Maler, Elektriker und Klempner. 

Handwerkskosten bald unbezahlbar?

Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des deutschen Handwerks, warnt vor steigenden Kosten durch die Sozialsysteme und durch Bürokratie. Setzt sich der Trend fort, würden Handwerkskosten bald unbezahlbar werden, warnt er. 

„Es ist nicht im Interesse der Gesellschaft, dass Handwerkerleistungen unbezahlbar werden und dadurch vom Markt verschwinden.“ Sozialsysteme müssten auch in Zukunft finanzierbar bleiben. „Wir sehen ganz deutlich, dass insbesondere lohnintensive Bereiche unter einen größeren Schwarzarbeits-Druck geraten.“

So können Sie bei Handwerkerkosten sparen

Um bei Handwerkerkosten zu sparen, lohnt es sich, mehrere Angebote einzuholen und die Preise zu vergleichen. Große Unterschiede zwischen den Betrieben sind keine Seltenheit. Besonders kleinere Handwerksfirmen oder selbstständige Handwerker haben oft geringere Fixkosten und können ihre Leistungen günstiger anbieten. 

Ein weiterer effektiver Spartipp ist, das benötigte Material selbst zu besorgen, da viele Handwerksbetriebe hohe Aufschläge darauf verlangen. Farben, Fliesen oder Baustoffe lassen sich oft preiswerter im Baumarkt oder online kaufen.

Eigenleistung spart Geld

Auch durch Eigenleistung lassen sich Kosten reduzieren. Wer beispielsweise Möbel ausräumt, Wände vorbereitet oder alte Tapeten selbst entfernt, verringert den Arbeitsaufwand des Handwerkers und damit auch die Rechnung. Zudem ist es sinnvoll, auf regionale Anbieter zu setzen, um hohe Anfahrtskosten zu vermeiden. Besonders lohnenswert kann es sein, mehrere Arbeiten zu bündeln und in einem Sammelauftrag erledigen zu lassen, sodass der Handwerker nicht mehrfach anreisen muss.