Beim HNO- und Augenarzt - Drei Checks ab 40 senken Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt und Alzheimer
Seh- und Hörprobleme können das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall bei Menschen ab 45 Jahren steigern. Das zeigt eine Studie von Forscher der Jiangnan Universität in Wuxi (China), die kürzlich im „Journal of the American Heart Association“ veröffentlicht wurde.
Die Wissenschaftler griffen für ihre Untersuchung auf Daten von 11.332 Teilnehmern einer anderen chinesischen Studie zurück, welche die Gesundheit von Chinesen im Ruhestand untersucht hatte. Sie waren mindestens 45 Jahre alt, herzgesund und hatten im Jahr 2011 Angaben zu ihrem Seh- und Hörvermögen gemacht. Nach sieben Jahren wurden die Probanden erneut zu ihrem Gesundheitszustand befragt.
Diesmal gaben 2156 von ihnen an, dass sie einen Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzstillstand oder anderen Herzprobleme erlitten hatten.
Höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung bei Hör- und Sehproblemen
Im Vergleich zu den Studienteilnehmern, die ohne Einschränkungen sehen und hören konnten,
- war bei den Probanden mit Sehproblemen das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung um 24 Prozent erhöht.
- Bei denjenigen, die ein vermindertes Hörvermögen hatten, war das Risiko 20 Prozent höher.
- Studienteilnehmer, die sowohl schlecht sahen als auch hörten, hatten sogar ein um 33 Prozent erhöhtes Risiko.
Bewegungsmangel und psychische Erkrankungen
Warum ein reduziertes Seh- beziehungsweise Hörvermögen Herzerkrankungen begünstigt, erforschten die Wissenschaftler nicht explizit. Sie vermuten jedoch, dass Bewegungsmangel eine große Rolle spielt. Betroffenen falle es aufgrund ihrer Einschränkungen schwer, sich körperlich zu betätigen. So hätten mehrere andere Studien gezeigt, dass sehbehinderte Menschen mit größerer Wahrscheinlichkeit sportlich inaktiv sind als Personen mit voller Sehkraft. Auch mittel oder stark eingeschränktes Hörvermögen gehe mit Bewegungsmangel einher. Dieser gilt als einer der Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Außerdem beeinträchtige schlechtes Sehen und Hören die Kommunikation und die kognitiven Fähigkeiten bei älteren Menschen, was psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen verursachen kann. Diese können die Betroffenen an Informationsaustausch und sozialer Teilhabe hindern, was letztlich auch Auswirkungen auf die körperliche Aktivität habe.
Darüber hinaus mutmaßen die Forscher, dass Betroffene aufgrund ihrer Seh- oder Höreinschränkung medizinische Behandlungen oder Medikationen nicht verstehen, was langfristig ebenfalls zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann.
Allerdings zeigt die Studie nur Verbindungen zwischen Seh- und Hörvermögen und Herzerkrankungen auf – keine Kausalitäten. Das heißt, dass nicht nachgewiesen werden konnte, ob die Einschränkungen tatsächlich die Herzgesundheit beeinträchtigen. Wie Geriaterin Rebecca Boxer vom UC Davis Health Center in Sacramento (USA) erklärt, sei weitere Forschung nötig, um die tatsächlichen Zusammenhänge zu überprüfen.
Schwerhörigkeit ist beeinflussbarer Risikofaktor für Demenz
Probleme beim Sehen und Hören werden derweil nicht nur mit Herzerkrankungen in Verbindung gebracht, sondern auch mit einer weiteren Volkskrankheit: Demenz.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Schwerhörigkeit ein wichtiger beeinflussbarer Risikofaktor Demenz und seine häufigste Form Alzheimer ist. Bereits eine leichte Hörminderung kann das Alzheimerrisiko verdoppeln, wie frühere Studien zeigten.
Wer nicht mehr richtig hört, schaltet in der Kommunikation innerlich öfter mal ab, weil er dem Gespräch, vor allem in der Gruppe, nicht mehr richtig folgen kann. Und will häufig nicht nerven durch ständiges Nachfragen wie „Was hast du gerade gesagt?“ Dadurch ziehen sich die Betroffenen aus ihrem Umfeld mehr und mehr zurück. Das Gehirn wird in der Folge immer weniger mit Reizen gefordert, Demenz kann sich entwickeln.
Eingeschränkte Sehkraft erhöht Demenzrisiko um 19 Prozent
Auch zwischen Sehstörungen und Demenz besteht ein Zusammenhang. Das zeigte 2023 eine Untersuchung an 3817 älteren Menschen, die im Rahmen von Hausbesuchen an Sehtests sowie kognitiven Tests teilgenommen hatten. Mit eingeschränkter Sehkraft stieg ihr Risiko für Demenz. Wer etwa eine leichte Kurzsichtigkeit hatte, dessen Demenzrisiko lag um 19 Prozent höher als das von Menschen, die keine Beeinträchtigung hatten.
Wichtig ist, die Augen bereits im Kindesalter zu schonen. Von klein auf verbringen wir viel Zeit drinnen – beim Lesen und Schreiben in der Schule, mit einem Buch, vor dem Computer oder am Smartphone. Das ständige Nahsehen und vielleicht auch der Mangel an Tageslicht scheinen Kurzsichtigkeit schon in der Kindheit zu begünstigen. Wichtig ist für Kinder daher viel Spielen im Freien.
Erwachsene bekommen Kurzsichtigkeit nicht mehr weg. Ab 30 Jahren kann man sie lediglich ausgleichen und sollte dafür immer eine passende Brille oder Kontaktlinsen tragen. Dadurch werden die Augen nicht schlechter, wie ein Mythos besagt.
Drei Checks beugen schweren Folgen vor
Sowohl Sehstörungen als auch Schwerhörigkeit können im Rahmen von Routine-Checks frühzeitig festgestellt werden. So empfiehlt der Berufsverband der Augenärzte Menschen ab 40 Jahren eine Glaukom-Früherkennung alle zwei Jahre – insbesondere dann, wenn Risikofaktoren wie eine Glaukomerkrankung in der Familie oder Kurzsichtigkeit vorliegen.
Bei einem Glaukom, umgangssprachlich auch Grüner Star genannt, schädigt ein zu hoher Augeninnendruck den Sehnerv. Symptome stellen sich zunächst nicht ein. Wenn sie auftreten, ist es meist schon zu spät. Das Glaukom gilt daher als eine der häufigsten Erblindungsursachen.
Im Zuge der Früherkennung wird der Augeninnendruck überprüft. Ist er zu hoch, können Medikamente oder ein chirurgischer Eingriff Abhilfe schaffen. Die Kosten für eine Augeninnendruckmessung übernimmt die Krankenkasse nicht – es sei denn, es besteht aus ärztlicher Sicht ein Verdacht.
Ab 60 Jahren ist dann eine Vorsorgeuntersuchung zur Vorbeugung der altersbedingten Makulardegeneration ratsam. Mit steigendem Alter kann es zu einer krankhaften Veränderung der Makula kommen – dem wichtigsten Sehbereich der Netzhaut, der für das zentrale und Farbsehen verantwortlich ist. Auch diese Vorsorge zahlt die Kasse nicht.
Außerdem empfehlen sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte regelmäßige Hörtests für Erwachsene ab 50 Jahren. Ab diesem Alter nehme die Hörfähigkeit ab. Oft bekämen die Betroffenen davon aber nichts mit.
Falls Sie sicherheitshalber einen Hörtest machen wollen, können Sie diesen bei Ihrem HNO-Arzt oder bei einem Akustiker durchführen. Eine Minderung können Sie ausgleichen. Mit dem passenden Hörgerät sinkt das Demenzrisiko wieder deutlich.