Trotz großer Nachfrage bei Verteidigung: Rüstungsfirma überraschend insolvent

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Viele Firmen müssen in Deutschland Insolvenz anmelden. Die Aussichten bleiben auch für 2025 düster. Ein Unternehmen aus NRW zieht nun ebenfalls Konsequenzen.

Hagen – Eigentlich sollte die Rüstungsindustrie florieren. Die Branche gilt als größer Gewinner des Ukraine-Kriegs. Doch offenbar bleibt auch der Bereich nicht von Krisen und finanziellen Schieflagen verschont. Eine Firma im nordrhein-westfälischen Hagen muss nun überraschend einen Antrag auf Insolvenz stellen.

Deutsche Rüstungsindustrie sollte florieren – Zulieferer nun insolvent

Das Unternehmen bearbeitet unter anderem Panzerstahlbleche und beliefert die Rüstungsindustrie. Experten hatten der Firma eine rosige Zukunft vorausgesagt. Doch laut Angaben des Geschäftsführers Felix Urban ist das Unternehmen zu schnell gewachsen. Die erhofften Aufträge aus dem 100-Milliarden-Sonderprogramm für die Bundeswehr blieben bislang aus, sodass das Unternehmen nun überraschend Insolvenz anmelden muss.

„Die Bürokratie arbeitet wirklich sehr langsam. Alle schreien nach Kapazitäten, ich habe sie jetzt. Aber der Auftragseingang verzögert sich“, sagte Geschäftsführer Urban gegenüber der Westfalenpost. Hinzu komme, dass ein bedeutender Kunde eine hohe Rechnung nicht bezahlt habe. Das Familienunternehmen wurde 1981 als Schlosserei gegründet und stieg 2004 in die Rüstungsbranche ein. 

Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Mike Westkamp zeigt sich optimistisch. Aus seiner Sicht bestünden „sehr gute Sanierungsaussichten im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Lage in der Rüstungsindustrie“, sagte er auf Anfrage der Bild-Zeitung. Der Geschäftsbetrieb laufe aktuell in vollem Umfang weiter, die deutschen Mitarbeiter erhielten von April bis Juni Insolvenzgeld.

In Italien will Rheinmetall bald zusammen mit dem Rüstungskonzern Leonardo andere Panzer herstellen. © Philipp Schulze/dpa

Hoch in der Rüstungsindustrie seit Ukraine-Krieg – EU hat noch große Pläne

Seit dem Ukraine-Krieg erlebt die deutsche Rüstungsindustrie einen großen Boom. Für viele Fachkräfte, vor allem aus der angeschlagenen Autoindustrie, öffnen sich mit der Rüstungsbranche viele Chancen. Denn die technischen Qualifikationen sind häufig übertragbar. Der Branchenriese Rheinmetall hat bereits im Juni 2024 Mitarbeiter des Autozulieferers Continental übernommen. Auch eine mögliche Zusammenarbeit mit Volkswagen am Standort Osnabrück steht im Raum.

EU-weit stehen die Zeichen auf Aufrüstung. Die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten entschieden bei ihrem Frühjahrsgipfel, alles daranzusetzen, um Europas Verteidigungsbereitschaft in den nächsten fünf Jahren entscheidend zu stärken, wie aus einer am Abend veröffentlichten Erklärung hervorgeht. Dafür sollen unter anderem die Arbeiten an den jüngsten Vorschlägen der EU-Kommission zügig vorgetrieben werden.

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