Ernährungswissenschaftler Uwe Knop - Demenz durch Fleisch - Experte enthüllt, was hinter der Studie steckt
Also machen uns Schnitzel, Hamburger und Salami dumm und dement?
Das weiß niemand! Man kann es nicht oft genug wiederholen: Wie alle Studien zur Ernährung ist auch das neue Paper nur eine ganz schwache Beobachtungsstudie, die auf den unüberprüfbaren Eigenangaben der Teilnehmer basiert. Diese Art der Forschung kann nur Hypothesen generieren, aber keinerlei Beweise liefern - denn Beobachtungsstudien zeigen ausschließlich wachsweiche Korrelationen (banale statische Zusammenhänge), jedoch keine Kausalevidenz (Ursache-Wirkungs-Beziehungen).
Ob die Teilnehmer also wegen des Fleischverzehrs ein leicht erhöhtes Demenzrisiko aufweisen oder wegen vieler anderer Lebensstilfaktoren - das ist absolut unklar. Ernährungswissenschaft ist und bleibt Forschung auf Glaskugelniveau, das hat eine wunderbare Grundlagenstudie zur Absurdität von Beobachtungsstudien jüngst eindrucksvoll untermauert.
Was hat die Grundlagenstudie zur Absurdität von Beobachtungsstudien gezeigt?
Kanadische Forscher haben im Journal of Clinical Epidemiology analysiert, welche statistischen Berechnungen bei Beobachtungsstudien angewandt werden. Denn die zugrunde liegenden Datensätze, die auf den unüberprüfbaren Eigenangaben der Teilnehmer basieren lassen sich auf zahlreiche, ganz unterschiedliche Arten auswerten – beim Fleisch beispielsweise konnten die Wissenschaftler 70 verschiedene Berechnungsmethoden identifizieren, obwohl alle die gleiche Fragestellung untersuchten.
Dabei herrscht große Uneinigkeit, welche Methode die beste ist. Hinzu kommt: In diesen Studien gibt es oft mindestens 50 Faktoren mit Einfluss auf die Sterblichkeit. Und je nachdem, welche und wie viele dieser Faktoren in einer Beobachtungsstudie berücksichtigt werden, wie stark die Autoren diese Faktoren bewerten und welche Arten statistischer Berechnung sie auswählen ergibt das etwa zehn Billiarden (!) verschiedene und grundsätzlich nachvollziehbare Analysemöglichkeiten.
So waren auch die kanadischen Ergebnisse total widersprüchlich: Einmal war Fleischkonsum mit einem 50 Prozent niedrigeren Sterberisiko verknüpft, dann wiederum mit einem +70 Prozent erhöhten. Viele andere Ergebnisse lagen irgendwo dazwischen. Aus den Daten konnte man also herausarbeiten, was man wollte. Alles war möglich und machbar. Unabhängig davon: Alle Ergebnisse sind gleichermaßen nur Korrelationen.
Wie viel Fleisch sollen wir denn essen?
Das weiß niemand. Vertrauen Sie auf Ihren guten Geschmack und Ihr Körpergefühl, also was sie gut vertragen und verdauen können. Der Verzehr aller Lebensmittel ist stets individuell. Und beim Fleischverzehr kommt es nicht auf die wilden „Hypothesen zur Gesundheit“ an, sondern auf ganze andere, viel wichtigere persönliche Parameter.