Projekt „Tango“ - Bafin ermittelt gegen Hugo-Boss-CEO Daniel Grieder wegen „geheimen Plänen“
2021 hat Daniel Grieder bei Hugo Boss als CEO angefangen. Zwei Jahre später hat er den Umsatz verdoppeln können. Doch der Erfolg scheint ihm zu Kopf gestiegen zu sein. Dokumente, die nun ans Licht gekommen sind, offenbaren schwere Verstöße gegen das Gesetz.
Daniel Grieder, der CEO von Hugo Boss, hat zusammen mit René Benko, dem pleitegegangenen Immobilienmogul, eine Beteiligung an der von Grieder geführten Hugo Boss AG geplant, berichtet das „Handelsblatt“. Grieder und Benko wollten über eine gemeinsame Holding in das Modeunternehmen einsteigen. Ermittlungsbehörden prüfen den Fall nun.
Das Projekt „Tango“ sollte in mehreren Phasen umgesetzt werden, zunächst durch den Erwerb von Aktien über die Börse. Eine E-Mail von Grieder an Benko vom 26. März 2023, die dem „Handelsblatt“ vorliegt, zeigt den dringenden Wunsch, die Pläne vor dem Investorentag am 12. Juni 2023 umzusetzen. Grieder schrieb: „Das wird den Aktienkurs extrem hochtreiben, denke ich.“
Hugo-Boss-CEO Grieder und Benko wird Insiderhandel vorgeworfen
Zwischen dem Hinweis an Benko und dem Investorentag stieg der Aktienkurs von 59 Euro auf 69 Euro. Die Finanzmarktaufsicht Bafin prüft mögliche Verstöße gegen das Verbot von Insidergeschäften.
Daniel Grieder und René Benko planten offenbar ein Modeimperium. Die geplante Beteiligung an der Hugo Boss AG durch die Fashion Investment Group sollte in drei Phasen erfolgen, berichtet das „Handelsblatt“ und die „Wirtschaftswoche“.
Phase eins sah den Erwerb von Aktien vor. Phase zwei beinhaltete den Kauf weiterer Marken, darunter möglicherweise Adidas oder Bogner. In Phase drei sollte Grieder die Leitung der Investmentfirma nach seiner Zeit bei Hugo Boss übernehmen.
Benko sollte als Finanzier auftreten, fällt aber durch seine Insolvenz aus. Grieder bestreitet geheime Pläne: „Es gab weder 2023 noch zu einem anderen Zeitpunkt geheime Pläne“, ließ er über eine Unternehmenssprecherin mitteilen.

Deutsche Behörden und IG Metall wollen Aufklärung
Die deutschen Behörden prüfen nun die Verbindung zwischen Grieder und Benko sowie die Folgen ihrer Pläne. Laut dem „Handelsblatt“ könnte es um Insidergeschäfte und unrechtmäßige Offenlegung von Informationen gehen.
Doch nicht nur die Justiz will ermitteln, auch die Gewerkschaft IG Metall fordert Aufklärung, berichtet die „Wirtschaftswoche“. Die Pläne von Grieder und Benko waren den Interessenvertretungen der Arbeitnehmerseite bislang nicht bekannt, so die IG Metall Reutlingen-Tübingen.
Grieder hatte bei seinem Amtsantritt als „Messias“ gegolten, nachdem Hugo Boss durch Corona stark gebeutelt war. Der Umsatz war auf 1,9 Milliarden Euro eingebrochen, der Verlust stieg auf über 200 Millionen Euro. Grieder konnte den Umsatz 2023 auf 4,2 Milliarden Euro verdoppeln, berichtet die „Wirtschaftswoche“. Doch mittlerweile spürt auch Hugo Boss den nachlassenden Konsum. Die Aktie verlor seit Jahresbeginn rund 40 Prozent.