Der Zusatzbeitrag steigt – 2024 werden die Krankenkassen teurer
Die Bundesregierung hat den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz für das Jahr 2024 angehoben. Viele der Krankenkassen ziehen nach und erhöhen die Beiträge. Ein paar Kassen schwimmen jedoch gegen den Strom.
Berlin – Der Zusatzbeitrag zur gesetzlichen Krankenkasse soll im neuen Jahr auf 1,7 Prozent steigen. Das bedeutet einen Anstieg um 0,1 Prozent, verglichen mit dem im Jahr 2023 gültigen Satz. Verglichen mit dem Vorjahr fällt die Erhöhung gering aus: Von 2022 auf 2023 stieg der Zusatzbeitrag um 0,3 Prozent. Der Zusatzbeitrag wird auf den gesetzlich festgelegten Krankenkassenbeitrag von 14,6 Prozent aufgeschlagen und zu je einem Teil von Arbeitgeber und Versicherten gezahlt.
Zusatzbeitragssatz im neuen Jahr | 1,7 Prozent |
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Anzahl der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland | 96 |
Anstieg bei den stationär psychiatrischen Krankenhausleistungen | 14 Prozent |
Ein teurerer Zusatzbeitragssatz
Der Grund dafür: Die 96 gesetzlichen Krankenkassen haben in den ersten drei Quartalen 2023 ein Defizit von rund einer Milliarde Euro in den Papieren. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit ist hierfür maßgeblich die im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz festgelegte Verpflichtung des Gesetzgebers verantwortlich, im laufenden Jahr 2,5 Milliarden Euro aus den Finanzreserven der Krankenkassen an den Gesundheitsfonds abzuführen.

Ohne diesen Beitrag zur Stabilisierung hätten die Krankenkassen in diesen drei Quartalen einen Überschuss von etwa 900 Millionen Euro erzielt, schätzt die Behörde. Insgesamt sollen die Kassen Ende September über Reserven in Höhe von etwa 9,3 Milliarden Euro verfügt haben – das Doppelte der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestreserve.
Mehrausgaben belasten die Krankenkassen
Gleichzeitig aber steigen die Ausgaben bei den Krankenkassen stetig an. Zum Beispiel stiegen die Leistungs- und Verwaltungsausgaben in den ersten drei Quartalen 2023 um 4,9 Prozent, die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen entwickeln sich mit einem Plus von 6,9 Prozent „äußerst dynamisch“, erklärt das Bundesgesundheitsministerium. Steigende Personalkosten und ein „sehr hoher“ Anstieg bei den stationär psychiatrischen Krankenhausleistungen (plus 14 Prozent) sorgen ihrerseits für höhere Ausgaben.
Zuletzt stiegen die Aufwendungen für die Versorgung mit Arzneimitteln (plus 2,5 Prozent).
GKV-Verband warnt vor „Spirale“ bei den Zusatzbeiträgen
Der GKV-Spitzenverband warnt dafür, die Erhöhungen der Beiträge fortzusetzen. „Steigende Zusatzbeiträge dürfen keine Selbstverständlichkeit werden“, sagt Dr. Doris Pfeiffer, die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, dazu. Der Gesetzgeber müsse „dringend“ die Weichen für eine nachhaltige Finanzierung stellen. Weiterhin müssten „effizienzverbessernde Maßnahmen auf der Ausgabenseite“ her. Der GKV sieht „insbesondere bei unwirtschaftlichen Strukturen“ Handlungsbedarf. „Der anhaltend hohe Ausgabenanstieg für Krankenhäuser, Arzthonorare und Arzneimittel (...) muss für alle ein Warnsignal sein“, fordert Dr. Pfeiffer.
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Barmer erhöht die Beiträge
Eine der Krankenkassen, die bereits auf die neuen Zahlen der Bundesregierung reagiert hat, ist die Barmer. Im Jahr 2024 soll der Beitragssatz 16,79 Prozent betragen. Auf Anfrage nannte der Unternehmenssprecher die Teuerung im Gesundheitswesen und die „spürbar steigenden“ Krankenhausausgaben als Gründe dafür. Im stationären Bereich habe die Kasse allein für den stationären Bereich 1,1 Milliarden Euro mehr ausgegeben als noch 2022 – und fordert eine tiefgreifende Krankenhausreform. „Die stationäre Versorgung muss endlich qualitativ besser und wirtschaftlicher werden.“
Welche Krankenkassen halten den Zusatzbeitragssatz stabil?
Andere Krankenkassen behalten ihre Beitragssätze im Jahr 2024 bei. Der Verwaltungsrat der Techniker Krankenkasse zum Beispiel hat im Dezember entschieden, den Zusatzbeitragssatz bei 1,2 Prozent zu belassen. Ähnlich sieht es bei der HKK aus. Diese belässt ihren Zusatzbeitragssatz bei 0,98 Prozent. „Obwohl die Bundesregierung den durchschnittlichen Zusatzbeitrag für 2024 auf 1,7 Prozent angehoben hat, werden wir auf eine Erhöhung verzichten“, sagte hkk-Vorstand Michael Lempe in einer Unternehmensmeldung.
Augen auf vor dem Wechsel
Für gesetzlich Versicherte heißt das vor allem eines: Es lohnt sich, den Zusatzbeitrag ihrer Krankenkasse genauestens im Auge zu behalten. Je nachdem, wie dieser Wert ausfällt, kann sich ein Wechsel lohnen. Jede Kasse darf selbst entscheiden, ob (und wie stark) sie ihren Zusatzbeitrag erhöht. Dabei kommt es allerdings nicht nur aufs Geld an: Auch die einzelnen Leistungen der Kassen variieren.