Beben beim Autobauer - VW-Fertigung in Deutschland viel zu teuer – ohne harte Einschnitte geht es nicht
Volkswagen muss sparen – deutlich mehr sparen als ehemals befürchtet. Der größte Autobauer Europas verkündete am gestrigen Tage einen harten Sparkurs. Selbst Werksschließungen und Kündigungen werden mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen. So langsam scheinen die Verantwortlichen aufzuwachen. Doch wie kaum anders zu erwarten, kündigten Betriebsrat und Gewerkschaften weder sachlichen Konsens oder Unterstützung, sondern harte Gegenwehr an.
Da die Einflüsse beider Strömungen nicht nur bei der Kernmarke Volkswagen, sondern auch bei den anderen Herstellern im Verbund gigantisch sind, dürften schnelle Erfolge bei den dringend nötigen Kostendämpfungsprogrammen daher kaum zu erwarten sein.
Das größte Problem bei VW sind verkrustete Strukturen
Die Probleme liegen dabei keinesfalls nur in der Kaufzurückhaltung bei Elektroautos oder den jüngsten Umstellungen der großen Werke in Wolfsburg, Emden oder Eisenach. Das größte Problem bei VW sind verkrustete Strukturen, ein ausuferndes Lohnniveau und Entwicklungskosten, über die sich gerade die Konkurrenz aus China, aber auch der Wettbewerb in anderen Ländern, geradezu amüsiert. Bereits der vor zwei Jahren ausgeschiedene Konzern-CEO Herbert Diess hatte – von BMW als harter Sparer bekannt – immer wieder mahnend darauf hingewiesen, dass es innerhalb des Konzerns deutlich zu viele Produktionsstätten gäbe und die gigantische Mitarbeiterzahl von seinerzeit mehr als 650.000 Personen nennenswert reduziert werden müsse. Doch sämtliche Effizienzprogramme wurden immer wieder torpediert und eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl sollte, wenn überhaupt, allein durch die demographische Entwicklung erfolgen.
Seit langem steht für die Verantwortlichen jedoch fest, dass dies nicht ausreicht und deutlich härtere Sparmaßnahmen nötig sind, um den VW-Konzern mit seinem Verbund an internationalen Marken wieder in die Spur zu bringen. Viele Jahre konnten die Probleme von zahllosen Modellen, milliardenteuren Entwicklungen und mehr als 100 Produktionsstätten in aller Welt durch gute Verkäufe und insbesondere nennenswerte Erträge kaschiert werden. Doch der Weg in die Elektromobilität ließ die Margen sinken, während zeitgleich die Kosten explodierten. IT-Firmen wie die hauseigene Cariad oder eigene Batteriefabriken brachten Volkswagen derart in Schieflage, dass der Volkswagen nicht nur den Platz eins des größten Autobauers weltweit und auf dem wichtigsten Einzelmarkt in China verlor, sondern nunmehr schmerzhaft aus der Wohlfühlzone gleitet.
Gegenwind zeigt sich in den VW-Kennzahlen
„Im ersten Halbjahr haben wir in der Brand Group Core Fortschritte bei unseren Performance Programmen erzielt. Jedoch gilt trotz aller bereits laufenden Kostensparmaßnahmen: Wir müssen unsere Fixkosten noch weiter senken, um in diesem schwierigen Marktumfeld nachhaltig auf Kurs zu bleiben“, teile Thomas Schäfer, CEO der Kernmarke Volkswagen, bereits Anfang August mit, „der zusätzliche Gegenwind zeigt sich deutlich in unseren Kennzahlen, speziell bei der Marke Volkswagen: In der ersten Jahreshälfte sind die Fixkosten gestiegen - und konnten nicht durch Fahrzeugabsätze und Umsatzerlöse ausgeglichen werden.“