Schüsse „auf drei Gestalten“: Israels Soldaten hielten Hilferufe von Geiseln für Hamas-Falle
Israels Militär legt einen Bericht zur versehentlichen Tötung dreier Hamas-Geiseln vor. Die Todesopfer „hätten verhindert werden können.“
Tel Aviv - Dass Israels Armee drei Geiseln im Gaza-Streifen erschossen hat, hätte „verhindert werden können“ - das ist das Fazit eines Berichts, den das israelische Militär jetzt vorgelegt hat. Bei den Angriffen auf den Gaza-Streifen nach der Attacke der Hamas auf überwiegend israelische Zivilistinnen und Zivilisten am 7. Oktober waren Mitte Dezember drei Männer erschossen worden, die die Hamas aus Israel entführt und als Geiseln genommen hatte.
Wie die Agentur AFP berichtet, erklärte der israelische Generalstabschef Herzi Halevi, die Armee sei in diesem Fall bei der Rettung der Geiseln gescheitert. Die Soldaten hätten aber „nach ihrem besten Urteilsvermögen“ gehandelt und es gebe keinen Vorsatz bei diesem Vorfall im Israel-Krieg.
Israelischer Untersuchungsbericht: Soldaten hören „Geiseln“-Rufe auf Hebräisch
Israelische Soldaten haben dem Bericht zufolge auf die Geiseln geschossen, nachdem sie die drei Männer fälschlicherweise als Bedrohung eingestuft hatten. Dabei hatten sie auch Hilferufe ignoriert, sowie „Geiseln“-Rufe auf Hebräisch gehört. Dies sei von den Soldaten jedoch als „terroristischer Täuschungsversuch“ von Kämpfern der islamistischen Hamas interpretiert worden, um sie in ein Gebäude in der Stadt Gaza zu locken.
Wie n-tv berichtet, waren die drei Geiseln den Armeeangaben zufolge ohne Oberbekleidung unterwegs, um zu zeigen, dass sie keine Sprenggürtel tragen, einer der Männer habe eine Art weiße Flagge geschwenkt. Neuere Erkenntnisse würden demnach auch auf Luftaufnahmen basieren. Die hätten gezeigt, dass der Soldat, der zwei Geiseln tötete, nur eingeschränkte Sicht auf die Geiseln hatte.
Dem Bericht zufolge gingen die Soldaten davon aus, dass im Gebäude Sprengstoff war. Fünf Hamas-Kämpfer, die versucht hätten, zu fliehen, seien getötet worden. Die Geiseln flohen der Untersuchung nach wahrscheinlich ebenfalls aus dem Gebäude. Laut der israelischen Armee schoss ein Soldat zunächst „auf drei Gestalten, die als Bedrohung identifiziert wurden“. Zwei von ihnen wurden demnach sofort getötet, die dritte Geisel entkam zunächst.
Israelische Soldaten hörten Befehl der Kommandeure im Lärm eines Panzers nicht
Daraufhin hätten die Soldaten den Befehl erhalten, nicht zu schießen und die Geisel zu identifizieren. „Hilfe“ und „Sie schießen auf mich“ hörend, forderten israelische Kommandeure die überlebende Geisel auf, auf die Soldaten zuzugehen. Laut n-tv lagen dazwischen 15 Minuten. Zwei Soldaten hörten den Befehl wegen des Lärms von einem Panzer in der Nähe jedoch nicht und erschossen die Geisel.
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Nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums wurden im Gaza-Streifen seit den Angriffen Israels nach der Terrorattacke mehr als 21.300 Menschen getötet. Noch immer befinden sich 129 Geiseln aus Israel in dem Palästinensergebiet. Am Donnerstag hatten Hunderte Menschen in Israel für ein Ende der Gewalt und die Freilassung aller Geiseln demonstriert.
Bei Angriffen auf das Al-Amal-Krankenhauses in der einst 230.000 Einwohner fassenden Stadt Chan Junis, wurden am Donnerstag dem palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond zufolge zehn Menschen getötet und zwölf weitere verletzt. Entwicklungen zum Krieg zwischen Israel und der Hamas lesen Sie in hier im Ticker. Trotz internationalem Druck wollen Israel Premierminister Benjamin Netanjahu und israelische Militärkommandeure weiterkämpfen lassen und die Angriffe ausweiten. (AFP/kat)