Russland schlägt eine Verlängerung des New Start-Vertrags vor. Putin sieht den Westen als Schuldigen für die Situation. Die USA müssen mitziehen.
Moskau – Russlands Präsident Wladimir Putin hat den USA eine Verlängerung des atomaren Abrüstungsvertrags New START vorgeschlagen. Damit könnte Russland sich für ein weiteres Jahr zur Einhaltung Abrüstungsvertrags verpflichten, der 2026 auslaufen sollte. Gleichzeitig hat Putin dem Westen beim Treffen des UN-Sicherheitsrates schwere Vorwürfe gemacht.
Man wolle ein neues Wettrüsten bei strategischen Atomwaffen zu verhindern und Sicherheit zu gewährleisten. „Darum ist Russland bereit, sich nach dem 5. Februar 2026 ein Jahr lang an die zahlenmäßig zentralen Beschränkungen des Vertrags zu halten“, sagte Putin laut der dpa während einer im staatlichen Fernsehen übertragenen Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats. Eine komplette Ablehnung des Abkommens halte Putin laut Medienberichten für „kurzsichtig“.
Russlands Präsident Putin macht Westen schwere Vorwürfe: „Destruktives“ Vorgehen
Bedingung sei jedoch, dass sich auch die USA ebenfalls zu einer Verlängerung verpflichteten. Putin betonte laut der russischen Nachrichtenagentur Tass, dass sich Waffenabkommen zwischen Russland und den USA „fast vollständig aufgelöst“ hätten. Die Schuld daran gibt Putin offenbar dem Westen.
Der habe „destruktive“ Schritte unternommen, die „die Grundlagen für konstruktive Beziehungen und praktische Zusammenarbeit zwischen Atomwaffenstaaten“ untergraben hätten, sagte Putin laut der staatlichen Nachrichtenagentur der Türkei, Anadolu Agency.
Der russische Präsident warf dem Westen außerdem vor, „absolute, überwältigende Überlegenheit“ in der globalen Arena erzielen zu wollen. Russland selbst präferiere angeblich „politische und diplomatische Methoden, um internationalen Frieden zu erhalten“. Der Ukraine-Krieg läuft seit nun mehr drei Jahren, diplomatische Initiativen waren bisher nicht von Erfolg gekrönt.
Putin droht Westen mit militärischer Reaktion – NATO-Mitgliedsstaaten antworten mit scharfer Kritik
Bei der Rede im UN-Sicherheitsrat drohte Putin: Russland sei vorbereitet, Drohungen „nicht mit Wörtern, sondern mit militärischen und technologischen Maßnahmen“ zu begegnen. Ob beispielsweise auch das von der EU geplante 19. Sanktionspaket unter solche Drohungen fallen könnte, ist unklar. Angeblich sei der russische Präsident allerdings „nicht daran interessiert, die Spannungen weiter zu verschärfen oder ein Wettrüsten anzuheizen“.
Anders sah das die britische Außenministerin Yvette Cooper. Vor dem Hintergrund der kürzlichen russischen Luftraumverletzungen fand sie laut The Guardian im UN-Sicherheitsrat scharfe Worte: „Russlands imperialistische Kriegstreiberei ist eine Bedrohung für den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit.“ Der polnische Außenminister Radosław Sikorski forderte Moskau auf, „nicht zu jammern“, wenn Polen das nächste Mal Kriegsgerät abschieße, das in den polnischen Luftraum eindringt.
Russland setzte Teilnahme an Atomwaffen-Vertrag schon kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs aus
Der Vertrag New START wurde 2010 von Moskau und Washington geschlossen. Er begrenzt die Zahl strategischer Nuklearsprengköpfe auf jeweils 1.550 sowie die Zahl der Interkontinentalraketen und ihrer Trägersysteme. Zudem enthält er Regelungen für gegenseitige Kontrollen. New Start setzt den früheren START-Vertrag fort, den Sowjetpräsident Michail Gorbatschow und US-Präsident George Bush unterzeichnet hatten.
Offiziell läuft New START 2026 aus. Russland hat seine aktive Teilnahme jedoch seit 2023 ausgesetzt – rund ein Jahr nach Beginn von Putins Ukraine-Krieg. Zur Begründung verwies Putin darauf, dass Inspekteure der NATO die russischen Atomwaffenarsenale nicht mehr überprüfen könnten, da der Westen die ukrainischen Angriffe auf strategische Ziele in Russland steuere.
Gleichzeitig betonte er, dass sich Russland weiterhin an die vereinbarten Obergrenzen halte. Laut der Federation of American Scientists lag die Anzahl strategischer Nuklearsprengköpfe im Juni 2025 bei 1.718 für Russland und 1.670 für die USA. Dabei handelt es sich allerdings um Schätzungen, da die genaue Anzahl nicht öffentlich bekanntgegeben ist. (Quellen: dpa, Anadolu Agency, Tass, The Guardian, eigene Recherche)(lismah)