Chaos in Russland steigt: Putins System wankt – Experten ziehen vernichtendes Fazit

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Wladimir Putin sitzt im goldenen Zaren-Palast in Moskau. Doch Russland steckt zunehmend in wirtschaftlichen Problemen. (Archivbild) © Vladimir Astapkovich/dpa

Russlands Wirtschaft rutscht immer weiter in die Krise. Die Korruption nimmt laut Zahlen massiv zu. Wladimir Putins eigenes System wird ihm zunehmend zum Verhängnis.

Moskau – Es sind turbulente Zeiten für Wladimir Putin. Im Ukraine-Krieg scheint Russland aktuell auf dem Vormarsch zu sein. Gleichzeitig muss der Kreml-Machthaber durch den Assad-Sturz in Syrien einen herben Dämpfer seiner internationalen Machtpolitik hinnehmen. Unterdessen kämpft Putin im eigenen Land mit den Folgen seiner Kriegspolitik: Die Wirtschaft rutscht immer weiter ab. Das System Putin kommt langsam ins Wanken.

Das Machtsystem Wladimir Putins basiert zu einem großen Teil auch darauf, Macht und Geld gezielt unter Vertrauten zu verteilen. So entmachtete der Sankt Petersburger viele Oligarchen der 90er Jahre nach und nach – und verschenkte deren Firmen und Vermögen oftmals an Vertraute aus dem eigenen Kreis. Doch der Ukraine-Krieg bringt aktuell die gesamte Wirtschaft Russlands ins Wanken. Die weit verbreitete Korruption nimmt zu und wird immer mehr zu einem großen Problem.

Russlands Wirtschaft wankt: Putins eigenes Macht-System fällt ihm auf die Füße

Die Umstellung auf die Kriegswirtschaft verdeckte lange Zeit die wirtschaftlichen Probleme in Russland. So sah es lange so aus, als würden die westlichen Sanktionen nur bedingt wirken. Doch zunehmend wird klar, dass Russland Probleme bekommt. Der Rubel stürzte aktuell in ein tiefes Tal. Es war von „Panik“ in Russland die Rede. Auch die Bevölkerung spürt die Inflation und steht laut Berichten nicht mehr komplett hinter der Ukraine-Invasion. Russlands Zentralbank hatte zuletzt Maßnahmen angekündigt und will ihre Deviseneinkäufe einstellen. Wie groß die Probleme sind, zeigte sich auch daran, dass ein russischer Banker einen offenen Brief veröffentlichte und die Lage an den Pranger stellte. Ein heikler Schritt in einem Land, dessen Medien komplett kontrolliert werden.

In dieser zunehmend prekären wirtschaftlichen Lage wird nun auch die Korruption in Russland zunehmend zum großen Problem. Und Putins Apparat reagiert. Gerade in den Behörden nimmt diese offenbar immer mehr zu – oder wird jetzt stärker verfolgt. Das belegen Aussagen des russischen Generalstaatsanwalts Igor Krasnow aus der vergangenen Woche. Die Zahl der entdeckten Fälle von Beamten-Bestechung stieg 2024 sprunghaft um ganze 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Nach Tass-Angaben wurden 2024 fast 30.000 Beamte nach Kontrollen wegen Verstößen gegen Antikorruptionsvorschriften zur Rechenschaft gezogen. In den meisten Fällen ging es demnach um Geld-Bestechungen.

Russland in der Korruptions-Falle: Putins Reich versinkt im Chaos

Russland greift jetzt hart gegen die Korruption durch: In den letzten fünf Jahren hätten die Behörden laut Krasnow Vermögenswerte im Wert von 760 Milliarden Rubel (knapp sieben Milliarden Euro) von korrupten Angestellten beschlagnahmt. Daneben wurden allein im ersten Halbjahr 2024 knapp 200 Unternehmen mit Geldstrafen belegt. Sie hatten versucht, Beamte zu bestechen.

In der angespannten wirtschaftlichen Lage ein großes Problem für Russland. Laut dem ukrainischen Zentrum Bekämpfung von Desinformation, dass die liquiden Mittel Russlands in seinem Nationalen Wohlfahrtsfonds von 140 Milliarden Dollar im Februar 2022 auf 53,8 Milliarden Dollar am 1. Dezember 2024 gesunken sind. Zur Deckung seines Haushaltsdefizits soll Russland zunehmend auch auf chinesische Yuan-Reserven und Goldverkäufe zurückgreifen. Ein Drittel seines Staatshaushalts plant Russland demnach bis 2027 für Verteidigungsausgaben ein. Was zeigt, wie stark Putin das Land auf Kriegswirtschaft ausgerichtet hat. Für die Experten des Institute for the Study of War eine „nicht nachhaltige Priorisierung des Krieges auf Kosten der wirtschaftlichen Stabilität“. Nach US-Angaben hat Russland seit Kriegsbeginn knapp 190 Milliarden Euro für den Ukraine-Feldzug ausgegeben: „Russland hat einen erschütternden Preis für Putins Wahnsinn bezahlt“ sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin zuletzt.

Die Korruption im Land verschärft die Lage laut den US-Experten deutlich: „Der zunehmende wirtschaftliche Druck auf Russland aufgrund des Krieges, gepaart mit weit verbreiteter Korruption, Arbeitskräftemangel und Ineffizienzen in Russlands DIB, wird wahrscheinlich die Kosten des Krieges für Russland erhöhen und seine Fähigkeit, den Betrieb der DIB effektiv aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die wirtschaftliche Stabilität zu wahren, weiter untergraben.“ Besonders das Verteidigungsministerium und das Militär steht immer wieder im Fokus, wenn es um Korruption in Russland geht. Allein in diesem Jahr wurden etliche hochrangige Beamte der Korruption beschuldigt – so auch der ehemalige stellvertretende Verteidigungsminister.

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