Der große Brexit-Kater - Briten hadern mit EU-Austritt
Vier Jahre nach dem offiziellen Austritt aus der Europäischen Union sieht sich Großbritannien mit ernüchternden Brexit-Folgen konfrontiert, berichtet die „Tagesschau“. Anstelle des erhofften Wirtschaftsaufschwungs stehen sinkendes Wachstum, fehlende Handelsabkommen und steigende Lebensmittelkosten an der Tagesordnung.
Brexit-Versprechen bröckeln
Befürworter des Brexits, darunter auch der damalige Premierminister Boris Johnson, versprachen der Bevölkerung Souveränität und profitable Handelsabkommen außerhalb der EU. Unter dem Slogan „Take Back Control“ sollten bilaterale Abkommen mit besserem Konditionen die bisherigen EU-Handelsverträge ersetzen. Doch dieser Optimismus scheint angesichts der aktuellen Lage weit entfernt. Zum vierten Jahrestag des Brexits musste das Scheitern von Freihandelsgesprächen zwischen Großbritannien und Kanada vermeldet werden, so die Tagesschau.
Geringer Handelsgewinn durch neue Fernabkommen
Auch die Zahl der geschlossenen Handelsabkommen ist enttäuschend. Nach Einführung von hohen Importzöllen auf Käse und Autos durch Kanada hat das Vereinigte Königreich lediglich bilaterale Handelsabkommen mit Australien und Neuseeland geschlossen und ist dem Pazifikpakt CPTTP beigetreten. „Einige Vorteile mag es durch die Abkommen geben, aber diese Länder sind allesamt weit weg. Die Regierung selbst schätzt jeden Vertrag auf ein Volumen von 0,1% des Bruttoinlandsprodukts. Das gleicht die Verluste durch den Wegfall des Zugangs zum EU-Binnenmarkt in keiner Weise aus“, erklärt Thomas Sampson, Wirtschaftswissenschaftler an der London School of Economics.
Post-Brexit-Krise: Lebensmittel verteuern sich, Einwanderungszahlen steigen
Preiserhöhungen für Lebensmittel und Einwanderungsrekorde treiben die Post-Brexit-Probleme weiter in die Höhe. Grenzkontrollen für Nahrungsmittelimporte aus der EU, die nun endgültig in Kraft getreten sind, erhöhen den bürokratischen Aufwand und die Importkosten, was zu Preisanstiegen führen wird. Im Jahr 2022 erreichte die Nettoeinwanderung mit 745.000 Menschen einen neuen Höchststand, weit über der von der konservativen Regierung anvisierten Zahl von 212.000 Einwanderern pro Jahr.
Brexit-Bilanz nach vier Jahren: Mehrheit der Briten sieht Misserfolg
Die Bilanz vier Jahre nach dem Brexit fällt demnach ernüchternd aus. Umfragen zeigen, dass 63% der Briten den Brexit als Misserfolg bewerten, während nur 12% einen Erfolg sehen. Unternehmer Richard Walker, Chef der britischen Discount-Supermarktkette Iceland und damaliger Brexit-Befürworter, sieht das ähnlich: „Die Chancen des Brexits seien einfach nicht genutzt worden. Das Ergebnis sei lächerlich.“