Ältester Eiskern der Welt bietet großartigen Einblick in 1,2 Millionen Jahre Klimageschichte
Ein Eiskern aus der Antarktis könnte ein wichtiges Klima-Rätsel lösen. Forscher messen uralte Treibhausgase. Die internationale Zusammenarbeit ist entscheidend.
Im Jahr 2019 begann das Beyond EPICA – Oldest Ice Projekt auf dem Hochplateau in der Ostantarktis. Das Ziel war, einen sehr alten Eiskern zu bohren – älter als 1,2 Millionen Jahre. Das gelang. Die Forscher – unter anderem des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven – wollen damit herausfinden, was während einer wichtigen Zeit im Klima der Erde passiert ist, nämlich dem Mittel-Pleistozän-Übergang. Damals änderten sich die Eiszeiten: Statt alle 41.000 Jahre kamen sie plötzlich nur noch alle 100.000 Jahre. Warum das so ist, wissen die Wissenschaftler bis heute nicht genau.
Transport nach Bremerhaven stellte sich als eine logistische Herausforderung heraus
Der Eiskern bietet durch die in ihm eingeschlossenen Luftblasen eine einzigartige Möglichkeit, Treibhausgase der Vergangenheit direkt zu messen. Diese Messungen sind entscheidend, um den Zusammenhang zwischen dem Kohlenstoffkreislauf und der Temperatur unseres Planeten zu verstehen. Die gewonnenen Daten sollen helfen, Klimamodelle zu verbessern und die Frequenz der Eiszeitzyklen besser zu verstehen.
Der Transport des Eiskerns nach Bremerhaven stellte eine erhebliche logistische Herausforderung dar. Der Eiskern wurde in Teilstücken an Bord eines Eisbrechers transportiert, wobei eine strikte Kühlkette von minus 50 Grad eingehalten werden musste. Spezielle Kühlcontainer wurden dafür entwickelt, um die empfindlichen Proben sicher zum Alfred-Wegener-Institut (AWI) zu bringen.
In Bremerhaven findet die Analyse des Eisbohrkkerns statt
Im AWI-Labor in Bremerhaven wird der Eiskern in einem aufwendigen Prozess analysiert. Die Proben werden zersägt, geschliffen und gescannt, um die Schichtung des Eises und seine Struktur zu dokumentieren. Staubpartikel und andere Verunreinigungen geben Aufschluss über vergangene Kalt- und Warmzeiten. Die Proben werden zudem an andere Forschungszentren in Europa verschickt, um dort weiter untersucht zu werden.
Das Projekt Beyond EPICA – Oldest Ice wird im Rahmen des Horizon 2020 Programms der Europäischen Union gefördert. Es vereint Forscher aus verschiedenen Ländern wie Italien, Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und weiteren. Diese internationale Zusammenarbeit ist entscheidend, um die komplexen Fragen der Klimaforschung zu beantworten und die Lücke des Mittel-Pleistozän-Übergangs zu schließen.