Immer mehr Schimmelpilzgifte in Lebensmitteln – Welche Produkte besonders betroffen sind

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Schimmelpilze im Essen bedrohen unsere Gesundheit. Die Umweltagentur der Europäischen Union hat eine Warnung ausgesprochen. Woran man die Toxine erkennt.

Brüssel – Mykotoxine sind giftige Substanzen, die von Pilzen produziert werden und sowohl Nutzpflanzen als auch Lebens- und Futtermittel befallen können. Diese Toxine gelangen durch Einatmen, Hautkontakt, Wasser oder den Verdauungstrakt in den Körper und stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar. Die EU-Umweltagentur (EEA) warnt nun vor ihrer zunehmenden Verbreitung und gibt Hinweise, wie man den Kontakt vermeiden kann.

Altes und zum Teil verschimmeltes Brot. Deutschland Lebensmittel zunehmend durch Schimmelpilztoxine belastet
Nicht immer zeigt sich ein Befall so deutlich: Die EU-Umweltagentur warnt vor zunehmender Schimmelpilz-Belastung von Lebensmitteln. (Symbolbild) © mhphoto/Imago

Klimawandel beschleunigt Verbreitung von Schimmelpilzen in Lebensmitteln

Die EU-Umweltagentur weist darauf hin, dass sich Europa seit 1980 doppelt so schnell erwärmt wie der globale Durchschnitt. Höhere Bodentemperaturen und mehr Feuchtigkeit begünstigen die Verbreitung von Pilzen und ihren Giftstoffen in Anbauprodukten wie Weizen, Mais und Reis. Auch Insekten finden bessere Lebensbedingungen und verbreiten sich zunehmend in gemäßigten Klimazonen wie Mitteleuropa, wo sie Krankheiten übertragen können.

Auf EU-Ebene sorgen Produktkontrollen dafür, dass die Mykotoxin-Grenzwerte eingehalten werden. Die Europäische Umweltbehörde EEA beobachtet jedoch mit Besorgnis, dass Mykotoxine in Europa weiter zunehmen. Bereits 25 Prozent der Produkte überschreiten die Grenzwerte, und 60 bis 80 Prozent der landwirtschaftlichen Kulturen sind kontaminiert.

Schimmelpilzgifte in Lebensmitteln auf dem Vormarsch: Wer besonders davon betroffen ist

Das Bundeszentrum für Ernährung (BzfE) erklärt, dass Schimmelpilze unter mäßigen bis hohen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und schlechter Belüftung besonders gut gedeihen. Dadurch produzieren sie vermehrt Giftstoffe. Weder Kochen noch Backen oder Braten können die schädlichen Wirkungen dieser Pilzgifte beseitigen. Bitterer Geschmack oder Verfärbungen sind typische Hinweise auf Mykotoxine in Lebensmitteln.

Mykotoxine können das endokrine System stören, das zentrale Nervensystem beeinträchtigen und sogar Krebs verursachen. Schon in kleinen Mengen können sie die Leber schädigen und zu Durchfall oder Erbrechen führen.

Kinder, schwangere Frauen und Arbeiter in der Lebensmittelproduktion gehören zur Risikogruppe, da Schimmelpilzgifte mittlerweile auch in Babynahrung auf Getreidebasis und in Tomatenprodukten vorkommen. Diese Gifte verbreiten sich über die Landwirtschaft auch im Trinkwasser. Aufgrund ihres geringeren Körpergewichts im Verhältnis zur Kalorienaufnahme sind Kinder besonders gefährdet.

EU warnt vor zunehmender Verbreitung von Schimmelpilztoxinen: In diesem Produkt sind sie oft zu finden

Nüsse aus feuchtwarmen Regionen sind laut BzfE besonders häufig von Schimmel betroffen. Meist handelt es sich um das Pilzgift Aflatoxin B1, auch bekannt als „Lagerschimmel“. Erdnüsse, Haselnüsse, Paranüsse, Mandeln und Pistazien sind besonders gefährdet, während Walnüsse seltener betroffen sind, da sie vorwiegend in Europa und den USA angebaut werden. Trotz dieser Risiken bleiben Nüsse bis zu einer bestimmten Menge ein gesunder Snack.

Nussmischung auf einem grauen Tisch, Haselnüsse, Cheshewnüsse, Wallnüsse, Mandeln, 14.1.2017
Besonders Nüsse sind von Schimmelpilzen betroffen. © Dreamstime Vertmedia/IMAGO

Um Nüsse vor Schimmel zu schützen, sollten sie luftdicht und trocken gelagert werden, idealerweise an einem dunklen Ort in einem Stoffbeutel. Plastik kann die Feuchtigkeitsbildung fördern. Die optimale Lagertemperatur liegt bei kühlen 18 Grad. Ungeschälte Nüsse sind länger haltbar als geschälte. Haselnüsse halten sich geschält und getrocknet am besten eingefroren. Auch Reis ist anfällig für Schimmelpilze, und Schadstoffe finden sich in vielen weiteren Lebensmitteln.

Schimmelpilze in der EU: Diese Länder sind besonders gefährdet

Ein EU-weites Biomonitoring-Projekt (HBM4EU) von 2014 bis 2021 untersuchte die Chemikalienkonzentrationen im menschlichen Körper. Es zeigte, dass 14 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Europa einer gesundheitsgefährdenden Menge des Mykotoxins Deoxynivalenol (DON) ausgesetzt sind. Besonders in Polen und in geringerem Maße in Luxemburg, Frankreich und Portugal besteht ein erhebliches Risiko. In Deutschland lagen die Werte unter dem Grenzwert.

Um die Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit zu reduzieren, soll das One-Health-Konzept die Verunreinigung von EU-Lebensmitteln auf Null senken. Dr. Eckart von Hirschhausen (57) setzt sich für dieses Konzept ein, das unter anderem vom Bundesentwicklungsministerium (BMZ) gefördert wird. Studien zufolge könnte eine bestimmte Gewohnheit jährlich 30.000 Krebsfälle verhindern.

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