Kundenkönig von FOCUS online - Ansturm auf den deutschen Pass! Termine für Einbürgerungstest oft für 2024 ausgebucht

Camile ist 41 Jahre alt und lebt seit über 30 Jahren in Deutschland. Da sie für einen internationalen Pharmakonzern arbeitet, muss sie oft ins Ausland reisen. In diesem Jahr verpasste sie eine wichtige Konferenz, weil das französische Konsulat ihr zu spät ein Visum ausgestellt hatte. Nachdem sie von ihrem Arbeitgeber dafür gerügt wurde, beschloss sie, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen.

„Ich habe lange mit dem Gedanken gespielt, hatte aber Angst vor der Bürokratie“, sagt die zweifache Mutter im Gespräch mit dem FOCUS-online-Kundenkönig. Ende April hat sie ihren ersten Antrag gestellt.

Gründe für den deutschen Pass sieht sie viele: „Ich habe mehr deutsche Freunde, habe kaum Vermögen in Frankreich, zahle nur in Deutschland Steuern und habe mit meinem Mann auch ein Häuschen in Augsburg gekauft. Hier werden wir auch unseren Lebensabend verbringen“, sagt Camile. Gleichzeitig reist sie viel ins Ausland, nach Australien, in die USA oder nach Asien.   

Anfangs dachte sie, den deutschen Pass würde sie ohne Probleme bekommen. Doch ausgerechnet der Einbürgerungstest macht ihr einen Strich durch die Rechnung - und zwar nicht, weil sie die Fragen nicht beantworten kann.

Sondern weil die Termine ausgebucht sind. „Ich müsste den Termin bei der Volkshochschule machen. Tatsächlich stellt sich heraus: Wer heute einen Termin in München machen will, muss fünf Monate warten! Der nächste freie Termin wäre der 13. November. Doch der Termin ist nicht fix. „Die Prüfungsbestätigung und den genauen Termin erhalten Sie per Post“, heißt es auf Nachfrage beim Kundenservice.

Kein Einzelfall! Auch in anderen Städten wie Stuttgart, Frankfurt oder Hamburg gibt es erhebliche Wartezeiten. Teilweise gibt es kaum noch Termine für 2024. „Man kann sich noch auf die Warteliste setzen lassen“, heißt es etwa in Köln. Springt ein Bürger ab, rücken Wartende einfach nach. Chaotischer geht es in Berlin zu. Statt sich digital anzumelden, müssen Interessierte dort persönlich bei der Volkshochschule vorsprechen. Mitarbeiter vergeben dann Wartenummern. Wer eine bekommt, hat seinen Termin sicher. Sind die violetten Wartenummern aufgebraucht, muss man am nächsten Tag wiederkommen. Da sich vor den Volkshochschulen in den Morgenstunden endlose Schlangen bilden, muss oft Sicherheitspersonal eingesetzt werden.

Warum wird auf eine digitale Lösung verzichtet und unnötig Personal mit der Ausgabe von Wartemarken statt mit der Bearbeitung von Anträgen beschäftigt? Völlig unverständlich.

Lange Fahrtzeiten für einen Termin zur Einbürgerung

Auch deshalb verzeichnen die Volkshochschulen in den umliegenden Städten eine höhere Nachfrage. Statt beispielsweise auf einen Termin in München zu warten, wenden sich viele Interessenten nach Fürstenfeldbruck, Ingolstadt, Rosenheim oder auch Starnberg. Auch Camile hat sich für Fürstenfeldbruck entschieden. „Dort habe ich bereits Anfang Juli einen Termin. Wenn alles klappt, kann ich die Einbürgerung bis September abschließen.“

Das hängt aber auch davon ab, wie schnell der Test ausgewertet wird. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) schicken die Volkshochschulen die Anmeldung zum Test an die Behörde. Diese stellt dann den Fragenkatalog zusammen. Aus 300 Fragen wählt das BAMF 33 für die Kandidaten aus und schickt sie an die Volkshochschule zurück. Am Prüfungstag haben die Kandidaten dann eine Stunde Zeit, um mindestens 17 Fragen richtig zu beantworten. Nur dann gilt die Prüfung als bestanden. Die Auswertung erfolgt jedoch nicht durch die Volkshochschule, sondern durch das BAMF. Die Wartezeit beträgt daher in der Regel bis zu zwei Monate.

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