Mond oder Mars? – Wie Trump und Musk die US-Raumfahrt verändern könnten
Mit Elon Musk als Berater könnte Trumps zweite Amtszeit die Raumfahrt verändern. Doch es gibt auch Bedenken und Sorgen – wegen Interessenskonflikten.
Washington D.C. – Die Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten könnte in den Vereinigten Staaten weitreichende Veränderungen mit sich bringen, einschließlich in der Raumfahrt. Dies liegt zum einen an Trumps Begeisterung für die Raumfahrt und zum anderen an der Beteiligung von Elon Musk, dem Chef des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX, der in Trumps Auftrag Gelder einsparen soll.
George Nield, der Präsident von Commercial Space Technologies, einer Beratungsgruppe für die private Raumfahrtindustrie, prognostiziert gegenüber AFP: „Es wird ein wilder Ritt. Die Leute schnallen sich an und hoffen das Beste.“
Donald Trump will wieder Menschen auf dem Mond landen lassen
Während Trumps erster Amtszeit wurde das Ziel festgelegt, dass bis 2024 wieder Menschen auf dem Mond landen sollen. Dies führte zur Entstehung des „Artemis“-Programms. Nach Trumps Wahlniederlage 2020 wurde das Programm von der Biden-Regierung übernommen und fortgesetzt. Allerdings hat sich das Datum der nächsten Mondlandung immer wieder verschoben – zuletzt auf frühestens September 2026.

Doch seit Trumps erster Amtszeit hat sich in der Raumfahrt viel getan: Die neue Nasa-Rakete Space Launch System (SLS) wurde eingeführt und hat die unbemannte Mission „Artemis 1“ auf ihren Weg um den Mond gebracht. SpaceX hat sich zu einem der wichtigsten Unternehmen in der US-Raumfahrt entwickelt. Mit der zuverlässigen „Falcon 9“-Rakete befördert es Menschen zur Internationalen Raumstation ISS und private und staatliche Satelliten sowie die firmeneigenen „Starlink“-Satelliten ins Weltall. Gleichzeitig arbeitet SpaceX an der Entwicklung der Riesenrakete „Starship“. Diese soll eines Tages Menschen zum Mond und zum Mars befördern. Der nächste Testflug ist für Dienstag, den 19. November, geplant.
Fachleute sind besorgt: Elon Musk könnte seine Raumfahrt-Projekte bevorzugen
Die Beteiligung von Elon Musk in der Politik und seine Rolle bei der Einsparung von Geldern bei US-Behörden wird von vielen Experten mit Besorgnis beobachtet. Musk und andere SpaceX-Mitarbeiter haben in der Vergangenheit immer wieder Kritik an der Flugbehörde FAA geäußert, die ihrer Meinung nach zu langsam arbeitet und den Fortschritt des „Starships“ behindert. Auch die Kritik an den tausenden „Starlink“-Satelliten, die die Erde teils gut sichtbar umkreisen, wird an US-Behörden gerichtet – zuletzt an die Federal Communications Commission (FCC – zuständig für den Kommunikationsweg Satellit). Es ist durchaus möglich, dass Musk den nötigen Einfluss hat, um seinen Raumfahrt-Projekten die Stolpersteine aus dem Weg zu räumen.
Die Nasa-Rakete SLS könnte gefährdet sein. Sie wird von Kritikern als zu teuer und veraltet angesehen. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen, die wiederverwendbare Raketen bauen, ist die riesige SLS immer noch nicht recyclebar und verwendet außerdem Triebwerke aus dem eingestellten „Space Shuttle“-Programm. Manche Fachleute munkeln, SLS werde nur am Leben gehalten, weil das Programm zehntausende Jobs in mehreren US-Bundesstaaten sichert. Ein Start des Kolosses soll etwa zwei Milliarden US-Dollar kosten.
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Nasa-Rakete SLS könnte von Elon Musk gekippt werden – zu Gunsten des „Starships“
Elon Musk könnte das SLS-Programm jedoch nicht nur aus Kostengründen ins Visier nehmen. Die Rakete soll künftig US-Astronauten zum Mond befördern. In der Mond-Umlaufbahn sollen sie dann in ein „Starship“ von SpaceX umsteigen und mit diesem auf dem Mond landen. Das „Starship“ wäre jedoch wohl auch in der Lage, die Astronauten von der Erde aus zum Mond zu fliegen und dort zu landen. Hier könnte Elon Musk im Rahmen seines Spar-Auftrags einen lukrativen und prestigeträchtigen neuen Nasa-Auftrag für sein Unternehmen ermöglichen.
Nield, der einst für die FAA tätig war, vermutet: „Die Chancen stehen gut, dass das ‚Artemis‘-Programm zumindest überdacht wird – sei es, dass man es beschleunigt oder sogar den Mond auslässt, um sich auf den Mars zu konzentrieren“. Tatsächlich hat Donald Trump während seiner ersten Amtszeit viel über den Mars gesprochen, während seine Regierung den Fokus auf den Mond richtete. Und mit Elon Musk an seiner Seite scheint der Mars immer weiter in den Fokus zu rücken. „Elon, bring die Raketen zum Laufen, denn wir wollen den Mars noch vor Ende meiner Amtszeit erreichen“, sagte Trump im September 2024.
Fachmann ist sicher: Mond wird im Fokus der Trump-Präsidentschaft bleiben
Im gleichen Zeitraum kündigte Musk an, dass bereits 2026 unbemannte Flüge des „Starships“ zum Mars starten könnten, Raketenstarts mit Menschen an Bord sieht der Milliardär bereits zwei Jahre später, also 2028. Dabei zeigen Studien, dass der menschliche Körper unter solchen langen Weltraum-Reisen sehr leiden würde.
Casey Dreier, Leiter der Raumfahrtpolitik der Planetary Society, glaubt trotz Musks Beteiligung, dass der Mond während der Trump-Präsidentschaft im Fokus bleiben wird. „Ich gehe davon aus, dass der Mond das wichtigste Ziel für die bemannte Raumfahrt der Nasa bleiben wird. Dies liegt zum einen daran, dass bereits so viel in den Aufbau einer neuen cis-lunaren Wirtschaft investiert wurde, und zum anderen daran, dass Chinas offene Ambitionen, auf dem Mond zu landen, von den Vereinigten Staaten nicht übertroffen werden können. Das schließt jedoch nicht aus, dass andere Ziele hinzukommen“, so Dreier.
Elon Musk und SpaceX könnten erneute Milliardengeschäfte der US-Regierung erhalten
Für SpaceX sind die staatlichen Aufträge bereits jetzt ein Milliardengeschäft – und es könnten noch mehr Aufträge dazukommen, vermutet der Experte. „SpaceX könnte der Nutznießer eines neuen Nasa-Vertrags und von Bundesmitteln in Milliardenhöhe für eine schnelle Erforschung des Mars sein“, schreibt Dreier.
Er glaubt auch, dass ganze Nasa-Programme zur Disposition stehen könnten: „Musk könnte auch große Nasa-Programme zur Streichung vorschlagen. Das Space Launch System, Gateway, Orion und Mars Sample Return könnten alle leicht ins Visier genommen werden, ungeachtet der enormen Interessenkonflikte, die Musk hat, wenn er vorschlägt, Programme zu streichen, die im Wesentlichen mit SpaceX-Projekten konkurrieren.“ (tab)