Hebammen-Vermittlung am Landratsamt? Skeptische Reaktionen auf Vorschlag

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Der Landkreis denkt darüber nach, eine Hebammenvermittlung am Landratsamt zu etablieren. Umsetzung soll frühestens 2025 erfolgen © Seidel/dpa

Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen unterstützt Hebammen durch Fördermittel. Nun gibt es Überlegungen, an der Vorgehensweise etwas zu ändern.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Der Landkreis unterstützt durch das Aufstocken staatlicher Fördermittel seit 2018 Hebammen im Landkreis, die sich in einem bestimmten Umfang in der Wochenbettbetreuung engagieren. 15 Geburtshelferinnen kamen im vergangenen Jahr in den Genuss dieser Zuwendung, die zwischen 1056 und 2113 Euro liegt. Insgesamt wurden knapp 27 500 Euro ausgeschüttet. Zehn Prozent davon steuert der Landkreis bei. Jetzt hat sich allerdings die Förderrichtlinie geändert. Daher regt die Verwaltung an, dass auch der Landkreis überdenken könnte, wie seine Hebammenunterstützung künftig aussehen soll.

Vorschlag: Hebammenvermittlung am Landratsamt

Der Kreisausschuss befasste sich in seiner jüngsten Sitzung mit dem Thema. „Nicht alle Hebammen sind in der Wochenbettbetreuung tätig, manche erreichen auch die geforderten Zahlen nicht“, zeigte Abteilungsleiter Wolfgang Krause einen der Problempunkte auf. Die Förderung habe auch nicht dazu geführt, dass sich weitere Hebammen im Landkreis niedergelassen hätten. „Daher würden wir vielleicht in Richtung Hebammenvermittlung umschwenken, die hier am Landratsamt angesiedelt ist“, sagte Krause. Die Stelle könnte werdenden Müttern, die sich mitunter schwer tun, eine Hebamme zu finden, jemand Passendes vermitteln. Vergleichbares gebe es mittlerweile auch in umliegenden Landkreisen. Dass dafür Bedarf bestehe, sei auch eine der Erkenntnisse aus der Hebammensprechstunde, die zuletzt aber eingestellt worden war.

Die Umsetzung soll frühestens 2025 erfolgen. Die Schaffung einer halben Stelle wäre dafür notwendig. Dass sich der Kreisausschuss schon jetzt mit dem Thema befassen musste, hat einen einfachen Grund: Die staatliche Förderung dafür müsste bereits heuer beantragt werden.

Gute Erfahrungen mit Hebammen-Vermittlung in anderen Landkreisen

Werner Weindl (CSU) war skeptisch. „Denkt eine Schwangere als erstes ans Landratsamt, wenn sie eine Hebamme sucht oder doch eher an den Frauenarzt oder die Klinik?“, fragte er. Die Frage habe er sich auch gestellt, sagte Landrat Josef Niedermaier (FW). Tatsächlich hätten aber umliegende Landkreise gute Erfahrungen gemacht. Auch Barbara Schwendner (Grüne) hält das für „sinnvoll. Der Bedarf ist auf jeden Fall da“. Allerdings haderte sie ein wenig damit, die bisherige Förderung der Wochenbettbetreuung dafür zu opfern. „Ich sehe eher einen zusätzlichen Bedarf.“ Mit Blick auf die Haushaltslage sei es natürlich schwierig, sich mit zusätzlichen Ausgaben zu belasten.

Susanne Merk (FW) tat sich schwer damit, auf die Schnelle eine Entscheidung zu fassen. „Dürfen wir das noch mal diskutieren?“, fragte sie. Tatsächlich muss das Ganze wohlüberlegt sein. Denn wie es mit der aktuellen Geburtshilferichtlinie des Freistaats ab 2026 weitergeht, ist offen. Für den Fall, dass diese nicht verlängert wird, bleibt die Finanzierung der halben Stelle für die Vermittlungsstelle dann komplett am Landkreis hängen. „Wir haben aber keine zeitliche Not“, betonte Krause mit Blick auf den Vertagungswunsch.

Mehrheitlich votierte der Kreisausschuss dafür, die Entscheidung, wie mit der Hebammenförderung künftig umgegangen wird, auf eine der nächsten Sitzungen zu verschieben. (va)

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