„Geborener Kanzlerkandidat“? Merz räumt Zweifel ein – und preist Draht zu Söder

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Merz will sich der K-Frage „mit Respekt und Demut“ nähern – er sieht auch Argumente gegen seine Kandidatur. Einen Kampf wie 2021 will er nicht wiederholen.

Berlin – Ist der Kampf um die Kanzlerkandidatur zwischen Friedrich Merz und Markus Söder beendet, bevor er begonnen hat? Merz, der Vorsitzende der CDU, glaubt fest daran: Er und CSU-Chef Söder hätten eine persönliche Beziehung, die solche Auseinandersetzungen verhindere, versicherte Merz der dpa in einem am Freitag (29. Dezember) veröffentlichten Gespräch:

„Dafür verstehen Markus Söder und ich uns einfach auch persönlich zu gut“, betonte Merz. Söder wisse, „dass wir das nicht so wiederholen werden und auch nicht wollen wie 2021.“ Der CDU-Vorsitzende fügte hinzu: „Ich werde es auch nicht zulassen, dass so etwas noch einmal geschieht.“

Die Frage der dpa, ob er bei einer Neuwahl des Bundestages der „geborene Kanzlerkandidat“ sei, beantwortete Merz auffallend vorsichtig: „Darüber sprechen wir in der Union zwischen CDU und CSU. Erst die Parteivorsitzenden, dann selbstverständlich auch die Landesvorsitzenden. Wenn es so weit ist. Und daran halten wir uns.“ Er wolle auch mit seiner Familie über eine solche Entscheidung sprechen.

Merz betrachtet mögliche Kanzlerkandidatur „mit Demut“:

Merz betonte, er gehe „mit einer großen Demut und einem ganz großen Respekt an diese Frage heran“: „Weil ich weiß, dass dieses Amt das wichtigste Amt ist, das in der Bundesrepublik Deutschland politisch zu vergeben ist.“ Nötig seien eine hohe Präsenz und Respekt auch auf internationaler Ebene. Es gebe eine „Reihe von Faktoren“, über die er auch erst einmal selbst reflektieren wolle, erklärte der CDU-Chef.

Merz (l), Wüst (m) und Söder (r) bei einer gemeinsamen Präsidiumssitzung.
Merz, Söder und Wüst sind die drei mögliche Kanzlerkandidaten der Union. © picture alliance/dpa | Oliver Berg

Merz räumte auch die Existenz von Argumenten gegen eine mögliche Kanzlerkandidatur ein. Mögliche Bedenken schilderte er etwa mit Blick auf die anzusprechenden Wählergruppen. Als demnächst 70-Jähriger wäre er nach dem ersten CDU-Kanzler Konrad Adenauer der älteste Kanzlerkandidat in der Geschichte Bundesrepublik, räumte Merz ein.

Das Alter der Favoriten auf die Präsidentschaftskandidatur in den USA ist für Merz dabei nach eigenen Angaben „eher ein warnender Hinweis“ als eine Erleichterung: Er fühle sich fit, aber es sei nicht selbstverständlich, das Amt des Bundeskanzlers ausführen zu können. Als er kürzlich mit einem Eurofighter der Bundeswehr mitfliegen wollte, sei er aber im Flugmedizinischen Zentrum der Bundeswehr „sieben Stunden lang durchgecheckt worden - und es hat keine Beanstandung gegeben“.

Merz erklärt Unions-Kanzlerkandidatenkür: Zwei Faktoren entscheiden

Merz erklärte, die Entscheidung der Union über die Kanzlerkandidatur hänge von zwei Hauptfaktoren ab: Vom Zeitpunkt der Bundestagswahl und der nötigen Vorlaufzeit für einen Kandidaten. Für eine planmäßige Wahl sei ein Jahr Vorbereitungszeit nötig. Für den regulären Bundestagswahl-Termin im Herbst 2025 müsste Merz zufolge eine Entscheidung also im Herbst 2024 getroffen werden.

Zu Söders Vorschlag, die Kanzlerkandidatur erst nach den Landtagswahlen im September 2024 zu klären, erklärte Merz: „Das könnte nach diesen Landtagswahlen sein im Osten, das könnte auch vorher sein. Das ist eine Frage der politischen Einschätzung der Lage und die werden wir gemeinsam vornehmen.“ Er betonte, dass ganz grundsätzlich sowohl der CDU- als auch der CSU-Vorsitzende potenzielle Kandidaten seien. Aktuell sind das Söder und Merz.

Söder strebte zuletzt eine weitere Amtszeit als Ministerpräsident an, punktete aber in Kanzlerkandidatur-Umfragen gegen Merz und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst.

Merz „ist so, wie er ist“ – inklusive spitzer Formulierungen

Merz hatte 2023 immer wieder Schlagzeilen mit drastischen Formulierungen gemacht, sei es die Rede von „kleinen Paschas“ im ZDF-Talk „Markus Lanz“ oder die Bezeichnung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) als „Klempner der Macht“. Für ihr sei das ein Mittel, um als Oppositionsführer „ein Thema zum Thema“ zu machen, sagte Merz nun. Das geschehe erst durch Widerspruch. Das werde er auch zukünftig tun: „Ich werde mich nicht grundlegend verändern und verstellen. Ich bin so, wie ich bin, mit allen meinen Stärken und meinen Schwächen. Das gehört dazu.“

Ob die Stärken und Schwächen des CDU-Vorsitzenden im Ringen um die Kanzlerkandidatur überzeugen, wird sich zeigen. Neben Merz und Söder ist auch Wüst konstant als Kandidat im Gespräch. SPD-Chefin Saskia Esken äußerte keine Präferenz: „Das ist eine Entscheidung, die CDU und CSU zu treffen haben.“ Die SPD sei für jede Entscheidung gerüstet, sagte Esken der dpa. (dpa/LisMah)

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