Kranzberg-Dämmerung nach dem Horror-Winter

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Frühjahrstristesse: Früher lag Anfang März noch ordentlich Schnee auf den Kranzberg-Pisten. Doch jetzt schaut Benedikt Wurmer, der Sohn des Liftbetreibers, nur mehr auf grün-braune Flächen. © Peter Kornatz

Mit voller Wucht haben die Liftbetreiber auf dem Mittenwalder Sonnenberg die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommen. Wie soll’s weitergehen dort oben? Eine Frage, die nicht zum ersten Mal im Tourismusort gestellt wird. Nun soll ein Symposium Klarheit darüber bringen.

Mittenwald – Wanderoase, Bergsport-El-Dorado, Almgebiet, Arbeitsplatz, wirtschaftliche Existenz – der Kranzberg erfüllt viele Aufgaben. In erster Linie ist er aber für die Mittenwalder eines: ein Heiligtum, ein Sehnsuchtsort. Ein Bürgermeister, der dort oben eine moderne Vierer-Sesselbahn realisieren wollte, bekam das möglicherweise bei einer Kommunalwahl zu spüren. Keine Experimente auf dem Kranzberg – so lautet seit jeher die Losung. Aber ist sie noch zukunftsfähig?

Diese Frage soll am kommenden Donnerstag bei einem vom SPD-Ortsverein initiierten Symposium im Hotel Post erörtert werden. „Der Kranzberg in Zeiten des Klimawandels – was tun?“ lautet der Titel. „Ich finde das nicht verkehrt“, so das Urteil von Bürgermeister Enrico Corongiu (SPD) zu diesem Forum.

Wir wollen kein Disneyland draus machen.

„Mal schauen, wer da alles mitmacht“, äußert sich Klaus Wurmer eher zurückhaltend. Der langjährige Betreiber der Luttensee- und Wildenseelifte hat einen Horrorwinter mit desaströsen Umsatzzahlen auf dem Kranzberg erlebt. Für ihn und seine Familie, die seit über 50 Jahren dort oben ein Familien-Skiparadies geschaffen hat, geht es mehr denn je um die nackte Existenz. Die künftige Nutzung des Mittenwalder Naturjuwels – möglicherweise auch im Sommer – stellt für Wurmer daher die Frage schlechthin dar. Doch Veränderungen, wie etwa ein Flow-Trail für Mountainbiker, müssen im Einklang mit der Umwelt stehen. „Wir wollen kein Disneyland draus machen.“

Was auch gar nicht im Sinne der Initiatoren des Symposiums wäre. „Denn für uns spielt der Naturschutz eine wichtige Rolle“, bekräftigt SPD-Gemeinderätin Ursula Seydel. Gleichwohl sieht auch sie die Herausforderungen des Klimawandels. „Naheliegend ist vor diesem Hintergrund, sich Konzepte einer Winternutzung bei Schneemangel und einer Sommernutzung zu überlegen“, schreibt die Architektin in der Einladung. „Hierbei stehen sich Ausbaupläne, die einen wirtschaftlichen Erfolg versprechen, dem Ansinnen, den Erhalt der Kulturlandschaft und den Belangen des Naturschutzes den Vorrang einzuräumen, gegenüber.“ Das Symposium solle dazu dienen, „dass alle Interessierte ihre jeweiligen Standpunkte darlegen können“. Späteres Ziel ist ein Nutzungskonzept für den Kranzberg, denn dort hat die Zukunft längst begonnen.

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