„Garantie für Rente auf Armutsniveau“: Lohn-Statistik zeigt entscheidende Gehalts-Schwelle

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Immer mehr Menschen in Deutschland droht Altersarmut. Neue Zahlen zeigen das Ausmaß – und wie viel Einkommen es für eine gute Rente braucht.

Berlin – In Deutschland ist Altersarmut unter Rentnern weit verbreitet. Laut EU-Daten war im letzten Jahr fast jede fünfte Person über 65 Jahren von Armut bedroht. Die Tagesschau berichtet, dass diese Zahl in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. Eine aktuelle Antwort der Bundesregierung an den Linken-Abgeordneten Dietmar Bartsch, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, verdeutlicht, dass dieses Problem Millionen Menschen im Alter betreffen könnte.

Rente: Wie hoch muss das Einkommen sein, um Altersarmut zu vermeiden?

Etwa 4,6 Millionen Vollzeitbeschäftigte in Deutschland verdienen weniger als 2.750 Euro brutto im Monat. 40 Prozent, das sind rund 9,2 Millionen Menschen, liegen unter 3.500 Euro. Bartsch betont, dass niedrige Löhne gravierende Auswirkungen auf die spätere Rente haben. „Eine politische und soziale Unverschämtheit ist es, dass genau diejenigen die Armutsrentner von morgen sein werden“, äußerte er.

Eine Rentnerin schiebt am Freitag 10 04 2015 in Loitz Landkreis Vorpommern Greifswald ihren Rollator
Immer mehr Menschen in Deutschland droht Altersarmut. (Symbolbild) © BildFunkMV/IMAGO

Laut der Linken ist ein Monatsbruttolohn von mehr als 3.300 Euro erforderlich, um eine gesetzliche Rente auf dem Niveau der Armutsrisiko-Schwelle zu erreichen. Andere Altersvorsorgeformen sind dabei nicht berücksichtigt.

Das Statistische Bundesamt definiert eine Person als armutsgefährdet, wenn ihr Nettoeinkommen unter 1.378 Euro im Monat liegt. Davon sind 15,5 Prozent der Bevölkerung betroffen, was etwa 13,1 Millionen Menschen entspricht. Der Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands zeigt, dass 19 Prozent der Ruheständler überproportional von Armut bedroht sind.

Bartsch: „Löhne unter 3.500 Euro sind faktisch eine Garantie für Renten auf Armutsniveau“

„Löhne unter 3.500 Euro sind faktisch eine Garantie für Renten auf Armutsniveau“, so Bartsch. Bereits im Juli hatte er erfragt, wie viele Menschen weniger aus der gesetzlichen Rentenkasse erhalten, als für eine Rente oberhalb der Armutsgefährdungsschwelle nötig ist. Zum 31. Dezember 2024 erhalten mehr als ein Viertel derjenigen mit mindestens 45 Jahren in der Rentenversicherung unter 1.300 Euro Rente.

Der jüngste Alterssicherungsbericht zeigt, dass die gesetzliche Rente nur 53 Prozent des Bruttoeinkommens der über 65-Jährigen ausmacht. Betriebsrenten tragen sieben Prozent bei, weiteres Erwerbseinkommen 13 Prozent, private Vorsorge sechs Prozent und Transferleistungen sowie andere Einkünfte 21 Prozent.

Einkommen: Wie sich das Gehalt einordnen lässt

Das Statistische Bundesamt bietet eine Orientierungshilfe, wenn man sein Einkommen einordnen möchte. Die Lohnspreizung in Deutschland reicht von 20 Prozent der Vollzeitbeschäftigten, die jährlich 77.000 Euro oder mehr verdienen, bis zu zehn Prozent, die 32.500 Euro oder weniger erhalten.

Wer 42.000 Euro verdient, liegt im Bereich von 30 Prozent der Vollzeitbeschäftigten, die gleich viel oder weniger verdienen. Mit einem Einkommen von 66.000 Euro gehört man zu den 30 Prozent mit den höchsten Verdiensten. Ein Prozent der Vollzeitbeschäftigten verdiente im Jahr 2024 mehr als 213.286 Euro brutto.

Niedriglohn und Altersarmut: Bartsch fordert höheren Mindestlohn

Bartsch zieht aus der Lohnstruktur den Schluss: „Deutschlands Beschäftigte brauchen eine ernsthafte Lohnoffensive.“ Er kritisiert die schwarz-rote Regierung dafür, keinen Mindestlohn von 15 Euro als unterste Lohngrenze festgelegt zu haben, was dem Lohnniveau insgesamt schade.

Bartsch bezieht sich darauf, dass die Bundesregierung die bevorstehende Mindestlohnerhöhung nicht gesetzlich festlegen will. Die Mindestlohnkommission, bestehend aus Spitzenvertretern der Gewerkschaften und Arbeitgeber, hat beschlossen, den Mindestlohn in Deutschland bis zum 1. Januar 2027 in zwei Stufen auf 14,60 Euro pro Stunde anzuheben. Anfang des kommenden Jahres soll er von derzeit 12,82 auf 13,90 Euro steigen. Die Regierung plant, diese Empfehlung umzusetzen. (lma mit dpa)

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