Hamburger Rentner - Jens (67) bleibt von Mini-Rente fast nix übrig: Nun hat er düstere Vorahnung
Es ist kaum ein Jahr her, da starben die schwerkranken Eltern von Jens (67). Das stürzte ihn nicht nur in große Trauer, sondern in noch größere finanzielle Schwierigkeiten, als der Rentner sie ohnehin schon hatte: „Wir wohnten gemeinsam in einem Reihenhaus, das ich alleine nicht mehr finanzieren kann“, berichtet er der Mopo.
„Nach Abzug der Schuldenraten bleiben mir nur noch 200 Euro von der Rente zum Leben. Das reicht nicht, um die Miete zu bezahlen.“
Jens (67): Vermieter wird mich rausschmeißen
Nächsten oder übernächsten Monat werde ihn sein Vermieter wohl rausschmeißen, prognostiziert er. Er bekommt Unterstützung von ehrenamtlichen Organisationen, die ihm auch vor Gericht helfen wollen.
Eine seiner Unterstützerinnen ist Monika Kelting, die seit 15 Jahren ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz arbeitet. Die 78-Jährige ist selbst Rentnerin und bei den Bedürftigen dieser Stadt bekannt. Während jüngere Obdachlose und Bedürftige die Hilfe gerne annehmen, würden Rentner sich oft zurückhalten, berichtet sie.
„Bei von Altersarmut Betroffenen muss man viel Überzeugungsarbeit leisten. Sie schämen sich oder glauben, dass ihnen Unterstützung nicht zusteht.“ Das sei natürlich Quatsch. Kelting beobachtet die Entwicklung dennoch mit Sorge: „Es kommen mittlerweile so viele Rentner zu uns. Der Staat muss einfach eingreifen.“
Auch Maria (74) konnte sich eigentlich niemals vorstellen, dass sie mal Flaschen sammeln gehen würde. „Aber ja, mittlerweile muss ich“, sagt sie im Gespräch mit der MOPO.
„Die Rente ist so knapp bemessen und leider wurde meine Tochter schwerkrank. Die 14 Operationen, Medikamente, außerdem mein Herzschrittmacher und meine Zahnprobleme – nicht alles wird von der Kasse übernommen. Ich bin auf ehrenamtliche Unterstützung angewiesen, da das Geld oft nicht für Lebensmittel reicht.“
„Dabei haben wir so viel geleistet und wollen doch einfach nur genug zum Leben haben“
Laut dem Hamburger Landesverband des Sozialverbands Deutschland sind 2024 allein in der Hansetstadt 32.000 Menschen über 65 (9,4 Prozent) auf Grundsicherung angewiesen, weil die Rente nicht zum Leben reicht – fast 2000 mehr als im Vorjahr. „Ältere, die wenig haben, sind von vielen Möglichkeiten der Teilhabe ausgeschlossen, sei es der ÖPNV, die Kultur oder Freizeit. Viele bleiben zu Hause, weil sie sich nichts leisten können, das ist der direkte Weg in die Einsamkeit“, sagt Klaus Wicher, Landesvorsitzender des Verbandes.
Ein kleiner Lichtblick ist für Maria, Jens und etwa 450 andere das „Barbecue für Bedürftige“, das kürzlich auf einem Supermarkt-Parkdeck in Altona stattfand. Hier gab es Grillgut, Lebensmittel und Tiernahrung zum Mitnehmen, Live-Musik und vor allem: Gesellschaft. „Wir Bedürftigen erfahren oft Ablehnung, auch wir Rentner“, sagt Jens. „Dabei haben wir so viel geleistet und wollen doch einfach nur genug zum Leben haben.“
Das Barbecue für Bedürftige ist die Sommerausgabe von „Mehr als eine warme Mahlzeit“ – hier bekommen am 26. November 450 Obdachlose und Bedürftige ein Drei–Gänge-Menü in der Fischauktionshalle serviert. Außer Freiwilligen helfen 40 Promis beim Kellnern und Bedienen. Es werden aber noch Freiwillige gesucht: Diese können sich beim Organisator „Friends Cup“ unter melden.
Von Pauline Reibe