20 Jahre Gmundart: Eine Feier der Kunst und Freundschaft im Jagerhaus

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Freuen sich übers Jubiläum: Die 20. Gmundart eröffnete Hans Weidinger (l.) unter anderem mit Reinhard Obermeir (r.), Vorsitzender des Kulturvereins Achensee. Dort wird die Ausstellung im Juni zu sehen sein. © Steffen Gerber

Die 20. Ausgabe der Gmundart-Ausstellung präsentiert eine beeindruckende Sammlung von 70 Kunstwerken. Diese Ausstellung ist das Ergebnis langjähriger Freundschaften und künstlerischer Zusammenarbeit über Grenzen hinweg. Ein Highlight ist die Verbindung von lokalen und Tiroler Künstlern, die ihre Werke gemeinsam präsentieren.

Gmund – Eigentlich müsste die Jubiläumsschau „Gmundart & Friends“ heißen. Denn die Gmunder Künstler feiern nicht allein ihre 20. Frühjahrsausstellung Gmundart im Jagerhaus, sie feiern die Künstlerfreundschaften, die sie seit zwei Jahrzehnten untereinander pflegen, aber auch mit Künstlerkollegen vom Kulturverein Achensee geschlossen haben. Die insgesamt knapp 70 Kunstwerke aus Malerei, Grafik, Skulptur und Fotografie, die in einem Verhältnis von 2:1 von einheimischen Künstlern und Kunstschaffenden aus Tirol stammen, sind so eng verzahnt durchkuratiert, dass sie sich quasi gegenseitig, wenn nicht kommentieren, so doch bedingen.

In allen sechs (frisch sanierten) Ausstellungsräumen des Jagerhauses inklusive Flur treffen sich die Werke entweder grenz- oder generationenüberschreitend, um miteinander zu wirken. In Ausstellungsraum 1 beispielsweise üben unter den „Gewitterwolken“ von Herbert Beck (1920-2010), der mit seiner Kunst die Geschehnisse während des Zweiten Weltkriegs aufarbeitete, Ursula-Maren Fitz und Pia von Miller Kritik an der Nachfolge-Generation.

Fitz nimmt mit ihrer Glaskunst die Kirche unter Beschuss: Die Werke sind wie Miniatur-Sprengbomben geformt und in einem alten Munitionskoffer auf Holzwolle gebettet – zwischen zwei Fotocollagen in Kruzifix-Form. Sie zeigen Priester zusammen mit Nazigrößen in trauter Eintracht. Von Miller hat ein rüschiges Paradekissen retromäßig in Tannenberg’scher Schriftart mit dem braunroten Slogan „Nie wieder“ bestickt. Das Garn aus dem Punkt dahinter ist indes nicht abgeschnitten, sondern läuft quasi unendlich in ein Knäuel weiter. Für sie ist der Spruch „Nie wieder“ alt und abgedroschen.

In Raum 2 korrespondieren das Buch „Oh Deer my Dear“ aus Blei- und Acrylfarbe und Metall des libanesischen Architekten Imad Bechara mit den Gemälden von Werner Gruß. Im großen Raum 5, in dem zwei Marmor-Plastiken aus Estremoz-Marmor stehen, geht es um Anfang und Ende. Eine, von Vater Wolfram Felder, sieht aus wie eine sich teilende Eizelle, die andere, von Sohn Linus Felder wie ein Schädel. Sie sind umkreist von Werken, die vom Leben künden: ein verlorenes, auf dem Boden liegendes Baby von Maria Bichler aus Laaser Mamor, die Trachtenjugend auf Ekaterina Zacharovas Ölgemälde „Seefest“, Landschaften (Acryl auf Leinwand) von Hans Weidinger, Hans Schneider oder Kurt Gmeineder oder aus Wolle gefilzt („Afrika“) von Priska Büttel, eine Bronze-Plastik von Professor Richard Agreiter „Das freie Spiel der Kräfte“, die an drei überdimensionierte, martialische Äxte erinnern. Ein jeder Raum, ein jedes einzelne Werk der 33 erzählt seine Geschichte.

Glaubt man Reinhard Obermeir, Vorsitzender des Kulturvereins Achensee Altes Widum Achenkirch, der die Laudatio auf die Gmundart hielt und gerade die „erzählerische Funktion“ der Gmundart hervorhob, die geradezu immanent sei für die Ausstellung in ihrer 20-jährigen Tradition. Der Name „Gmundart“ sei deshalb so treffend, weil er die Begriffe „Gmund“, „Mundart“ im Sinne von narrativem Dialekt, und „Art“, wie im Englischen „Kunst“ in sich berge. Er ließ nicht nur die Geschichte und ihr Prosperieren über die Landesgrenzen hinaus zum Beispiel bei den „Tre-Laghi-Ausstellungen in Achenkirch und in Brenzone am Gardasee Revue passieren. Er lobte den künstlerischen Austausch und die veritablen künstlerischen Freundschaften in der Folge. „Die grenzüberschreitende künstlerische Zusammenarbeit, die sich daraus ergab, ist das, was die EU immer predigt“, meinte Obermeir und freute sich, verkünden zu können, dass die Gmundart, die bis 12. Mai im Gmunder Jagerhaus und vom 15. bis 30. Juni im Alten Widum in Achenkirch zu sehen ist, erstmals von der Euregio gefördert ist.

Gmunds Dritte Bürgermeisterin Christine Zierer, die die rund 90 Gäste bei der Vernissage willkommen hieß, sagte: „Wir sind stolz auf unsere Künstler.“ Dass so viel junge nachkommen, begeisterte sie besonders. Sie wünschte der 20. Frühjahrsausstellung und ihren Organisatoren viel Erfolg.

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