Sie behandelt Thomas Gottschalk: Top-Ärztin erklärt, wie die Therapie läuft – „Tägliche Termine“
Im Kampf gegen den Krebs wird Thomas Gottschalk jetzt bestrahlt. Seine Ärztin erklärt, wie Strahlen selbst winzige Tumorherde ausschalten können.
München – Das Krebs-Drama um Thomas Gottschalk – nach der Schocknachricht schlägt dem beliebten Showmaster eine Welle des Mitgefühls entgegen. Großen Halt gibt ihm seine Ehefrau Karina. Aber auch medizinisch ist der 75-Jährige in den besten Händen. Gottschalk wird im TUM Klinikum Rechts der Isar behandelt. Dort konnte der renommierte Krebsspezialist und Urologe Professor Jürgen Gschwend das epitheloides Angiosarkom in zwei Operationen erfolgreich entfernen. Dieser Weichteiltumor, der sich in den Blutgefäßen bildet und theoretisch überall im Körper vorkommen kann, hatte sich im Bereich der Harnblase angesiedelt. Auf diesem Gebiet besitzt Gschwend besonders viel Erfahrung. Nachdem Thommy die erste Hürde im Kampf gegen den Krebs erfolgreich genommen hat, steht nun eine adjuvante, also nachgelagerte Strahlentherapie an.
Krebs-Diagnose: Thomas Gottschalk wird im TUM Klinikum Rechts der Isar bestrahlt
Gottschalk wird im TUM Klinikum Rechts der Isar bestrahlt, das gemeinsam mit dem LMU Klinikum das Münchner Krebszentrum CCC Munich bildet. Die Allianz aus den beiden Münchner Unikliniken genießt auch international einen hervorragenden Ruf. Und sie ist technisch optimal ausgestattet – auch in der Klinik für Strahlentherapie an der Ismaninger Straße, die von Professor Stefanie E. Combs geleitet wird. Die erfahrene Radioonkologin steht – nicht nur im Fall Gottschalk – in engem Austausch mit ihren operativen Kollegen. Auch mit Professor Jürgen Gschwend berät sie sich permanent in einem sogenannten Tumorboard. „Darin werden die Fälle fachübergreifend besprochen. Das ist ein entscheidender Faktor, um die besten Behandlungschancen für die Patienten zu erreichen“, erklärt die 49-Jährige in einem Gespräch mit Münchner Merkur und tz.
Deshalb ist die adjuvante Strahlentherapie auch bei Thomas Gottschalk nötig
Die Strahlentherapie ist erforderlich geworden, weil Gottschalks aggressiver Tumor ein nicht unerhebliches Rückfallrisiko in sich birgt. Zwar ist der Showmaster sehr erfolgreich operiert worden, aber die Ärzte wollen unbedingt auf Nummer sicher gehen. Zum Hintergrund: „Theoretisch reicht eine Tumorzelle aus, um das Tumorwachstum wieder in Gang zu setzen. Die große Gefahr besteht darin, dass sich ein sogenanntes lokales Rezidiv bildet – also ein neuer Krebsherd in dem Bereich, in dem der Tumor operativ entfernt wurde. Das wollen wir mit der Strahlentherapie verhindern“, erklärt Combs.
So läuft die radioonkologische Behandlung ab
Bei einem epitheloides Angiosarkom werden die Patienten über mehrere Wochen täglich bestrahlt. Für Gottschalk bedeutet das konkret: Er muss montags bis freitags ins Klinikum kommen, am Wochenende ist Therapiepause. Die eigentliche Bestrahlung dauert jedes Mal nur wenige Minuten. „Die Patienten spüren die Bestrahlung nicht, haben keine Schmerzen und brauchen auch keine Narkose. Ein Team aus Ärzten und speziell geschulten Mitarbeitern sorgt für ein Höchstmaß an Sicherheit“, schildert Klinikchefin Combs.
Dank des technischen Fortschritts sind die Behandlungsmöglichkeiten in den vergangenen Jahren immer besser geworden. So liegt etwa das Risiko, dass man durch eine Strahlentherapie, erneut oder neu an Krebs erkranken kann, in einem extrem geringen Bereich von prozentualen Bruchteilen.“ Das Team um Prof. Combs arbeitet mit allerhöchster Präzision. „Dazu nutzen wir Bildgebungsverfahren der neuesten Generation wie Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET) auch in dreidimensionaler Darstellung“, berichtet die Strahlentherapeutin.
Top-Wissenschaftlerin mit Empathie: Das ist die Ärztin, die Thomas Gottschalk behandelt
Sie gehört zu den führenden Radioonkologen der Republik: Professor Stephanie E. Combs leitet seit bereits seit mehr als zehn Jahren die Klinik für Strahlentherapie im TUM Klinikum Rechts der Isar. Darüber hinaus ist sie Dekanin der medizinischen Fakultät der Technischen Universität München, koordiniert als exzellente Netzwerkerin die medizinischen Fachgebiete. Zu den Spezialgebieten der Expertin für Hochpräzisionsstrahlentherapie gehören unter anderem Krebsherde im urologischen Bereich und Gehirntumore. Combs, die unter anderem in den USA studierte und vom Uniklinikum Heidelberg nach München wechselte, gilt im Medizinbetrieb auch über München hinaus als Top-Wissenschaftlerin. Sie ist gefragte Referentin auf internationalen Kongressen. Bei ihrer täglichen Arbeit mit den Patienten gilt die 49-Jährige als empathische Ärztin mit einem Gespür für Menschen in Ausnahmesituationen, die komplexe Zusammenhänge auch Laien gut erklären kann.
Präzise Bestrahlung mit einem Sicherheitssaum von wenigen Milimetern
Wie Gottschalk profitieren am TUM Klinikum jedes Jahr tausende Patienten von den Vorteilen der Hochpräzisionsbestrahlung. „Weil wir modernste Technik einsetzen, können wir gezielt den Tumor angreifen, das gesunde Gewebe maximal schonen und die Nebenwirkungen gering halten“, erklärt Combs im Interview mit Münchner Merkur und tz. Die heilenden Strahlen werden mit einem Sicherheitssaum von wenigen Millimetern aufs ehemalige Tumorbett gelenkt – also in den Bereich, in dem der Krebsherd entfernt wurde.
Thommy muss sich auf Nebenwirkungen einstellen, die aber überschaubar ausfallen dürften. „Grundsätzlich sind Nebenwirkungen in der Strahlentherapie heute gut beherrschbar. Art und Ausmaß hängen von der behandelten Region ab“, errläutert Combs. „So können beispielsweise Patienten, die im Bereich des Beckens und der Blase bestrahlt werden, vorübergehend ein Brennen beim Wasserlassen verspüren. Bei Bestrahlungen am Kopf können Kopfschmerzen oder Müdigkeit auftreten. Die Haut in der bestrahlten Region kann sich röten.“
Bei Behandlung in zertifizierten Krebszentren bessere Überlebenschancen
Wie Gottschalk erhalten jedes Jahr mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland die Schockdiagnose Krebs. Ihre Prognose hängt auch von der Klinikwahl ab. Darauf weistr neben Strahlentherapeutin Combs auch der Chef des Neuro-Kopf-Zentrums im TUM Klinikum, Professor Bernhard Meyer, hin. „Wer sich in einem zertifizierten Krebszentrum behandeln lässt, der hat bessere Überlebenschancen. Das haben mehrere Studien eindeutig bewiesen“, sagte der international renommierte Neurochirurg in einem Gespräch mit Münchner Merkur und tz. „Der Vorteil dieser Zentren besteht neben der hohen fachlichen Expertise darin, dass die Fälle in interdisziplinären Tumorboards besprochen werden, dem Spezialisten aus allen relevanten medizinischen Fachgebieten angehören.“ Dies sei ein Schlüssel, um die Therapiechancen zu erhöhen, bestätigt Radioonkologin Combs und erläutert: „Zentren werden von der deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. Auf der Homepage kann man Adressen und ergänzende Informationen abrufen. Die Krebszentren weisen in der Regel auch selbst darauf hin, dass sie zertifiziert sind.“