Für die Bayrischzeller ist es keine gute Nachricht: Ihre Postfiliale schließt dauerhaft. Eine Poststation könnte nun als Notlösung folgen.
„Liebe Kunden, die Postfiliale bleibt leider dauerhaft geschlossen! Vielen Dank für die schöne Zeit.“ Zu lesen ist das auf der Bürotür der Firma BS-Products Blood Bank Equipment. Wie berichtet, hat der Laden an der Schlierseer Straße, nachdem der Elektrofachhandel Berger im September 2023 sein Geschäft aufgegeben hatte, die bis dato dort untergebrachte Poststelle im selben Jahr noch übernommen. Doch jetzt ist sie auch dort dicht.
In der Gemeinderatssitzung am Montagabend bestätigte Bürgermeister Georg Kittenrainer (CSU) die Meldung: „Die bisherige Postfiliale, die erst seit Kurzem in Betrieb ist, stellt den Betrieb wieder ein“, sagte er. „Das ist nicht sehr erfreulich“. Kittenrainer lobte die Geschäftsführerin der Firma, Sonja Artmeier: „Das hat super funktioniert.“ Aber aus bestimmten Gründen könne sie den Laden in Bayrischzell jetzt nicht mehr weiterführen.
Ein weiteres Problem sei, dass die Nutzung der Filiale aufgrund der geringen Einwohnerzahl sehr überschaubar ist. Die Post habe ein einheitliches Vergütungssystem, das per Vorgaben vom Filialbetreiber einen fixen Betrag bekomme. Was funktioniert, wenn in einem dauerhaften Geschäftsbetrieb ohnehin Personal vor Ort sei, berichtete Kittenrainer, der sich mit der Post ausgetauscht hatte. Kurzum: Das Unternehmen ist nicht mehr bereit, noch mal einen Filialbetreiber in Bayrischzell zu suchen. Kittenrainer: „Sie haben mir ganz klar gesagt: Der verdient bei den paar Vorgängen so wenig, dass es sich nicht rentiert.“
Daher will die Post jetzt auf eine Poststation in Bayrischzell umsatteln. An den großen gelben Kästen können Kunden Briefmarken kaufen sowie Briefe und Pakete bargeldlos frankieren, versenden und empfangen. „Alles an einem Ort, rund um die Uhr“, wirbt das Unternehmen. Eine Person vor Ort gibt es dann nicht mehr – dafür ein Terminal, über das sich Kunden über eine Sprechanlage auch beraten lassen können. „Es ist ein Digitalisierungsschritt“, stellte Kittenrainer fest. „Man kann alles machen, was auch in einer normalen Postfiliale möglich ist.“ Allerdings dann „nicht mehr so menschlich wie früher“.
Die Verwaltung schlug vor, die neue Poststation am hinteren Rathauseingang beim Fahrradstellplatz aufzustellen. Da dort der Zugang auch barrierefrei ist und es nahegelegene Kurzzeitstellplätze gibt. „Da ist es unproblematisch.“ Der Vorschlag von Albert Jupé (FW), den großen gelben Kasten auf der grünen Wiese in einen kleinen Holzbau verschalt aufzustellen, verwarf Kittenrainer sofort: „Dafür brauchen wir ein zusätzliches Gebäude, müssen dorthin Schneeräumen und auch die Leitungen entsprechend verlegen.“ Der Mehraufwand werde auch nicht gezahlt, ergänzte Geschäftsleiter Josef Acher. Egid Stadler (CSU) sah es ähnlich: „An der Hauswand ist es wettergeschützt.“
„Schade, aber besser als nichts“, sagte Regina Bleier (CSU) zur Entwicklung hin zur Poststation. Klaus Weilbach (CSU) empfand es dagegen als Vorteil, nicht mehr auf Öffnungszeiten angewiesen zu sein. Als Wermutstropfen empfindet er, dass sich insbesondere die ältere Bevölkerung mit der digitalen Bedienung des Terminals schwertun könnte. „Das geniert mich auch“, erwiderte Kittenrainer. „Das sind diejenigen, die bei solchen Umstellungen und dem Gefühl der Selbstständigkeit hinten herunterfallen. Das Problem können wir leider nicht lösen.“
Der Gemeinderat stimmte der Aufstellung einer Poststation am Rathaus einhellig zu, um eine Grundversorgung mit Postdienstleistungen sicherzustellen. Der Bürgermeister wurde zum Abschluss der entsprechenden Verträge mit der Deutschen Post ermächtigt.