Tiefer geht es nicht mehr
Die deutsche Nationalmannschaft schließt das Länderspieljahr 2023 mit der nächsten Niederlage ab. Die DFB-Elf gibt ein verheerendes Bild ab.
Wer sich wirklich noch gefragt hat, wie es um den Zustand der deutschen Nationalmannschaft im November 2023 bestellt ist, sollte sich die Szene rund um die Rote Karte von Leroy Sané noch einmal genau anschauen. Dieser Frust, diese Verzweiflung, diese Wut in Sanés Gesicht – sie sprechen Bände.
Dass dem Bayern-Star ein so krasser Kontrollverlust nicht passieren darf, ist klar. Der Vorfall ist aber mehr als ein individueller Aussetzer. Er offenbart die schockierende Hilflosigkeit aller Nationalspieler – und was im DFB-Team alles falsch läuft. Deutschland hat im Jahr 2023 elf Länderspiele absolviert, davon hat die Elf genau drei gewonnen – mit drei verschiedenen Trainern (Flick, Völler, Nagelsmann). Nach dem Prinzip: Jeder durfte einmal jubeln. Das war`s aber auch schon.
- Nächste Pleite: Deutschland verliert Test in Österreich – Bayern-Star sieht Rot
Und das war es wirklich. Wer allen Ernstes geglaubt hat – und davon gab es zuletzt noch so einige –, dass die deutsche Nationalmannschaft neun Jahre nach dem letzten Weltmeistertitel noch zur Weltklasse gehört, ist auf dem Holzweg. Dagegen sprechen nicht nur die Statistiken, sondern auch der gesunde Menschenverstand. Ja, ein Teil der deutschen Spieler gehört vielleicht zur Weltklasse – aber eben nicht im Trikot der deutschen Mannschaft.
Hansi Flick ist es nicht gelungen, aus elf Spielern ein Team zu formen. Und auch Julian Nagelsmann hat damit offensichtlich riesige Probleme. Der ehemalige Bayern-Trainer hat jetzt vier Spiele als Bundestrainer absolviert, zwei davon verloren und eines unentschieden gespielt. Eine Bilanz, die eine große Frage aufwirft: Hat Nagelsmann seine Aufgabe unterschätzt?
In einem halben Jahr findet die Heim-EM in Deutschland statt. Mit Nagelsmann sollte alles besser werden. Man wollte die Fans auf seine Seite ziehen, gute Stimmung verbreiten – alles sollte besser werden. Wurde es nicht, es blieb gleich schlecht. Es läuft etwas Grundlegendes falsch beim DFB – und auch bei den Spielern selbst. Dabei geht es nicht mehr um Systemfragen oder darum, dass man mal "einen schlechten Tag gehabt" hat. Es geht darum, dass man den Eindruck hat, die immergleichen leeren Erklärungen zu hören, warum es schon wieder nicht geklappt hat.
Das neueste Thema: Die Frage nach der Emotionalität. Nagelsmann stellte sie nach der Türkei-Pleite, Kapitän Ilkay Gündogan nach dem Österreich-Debakel. Wenn man diese Frage wirklich stellen muss, hat man eigentlich schon verloren – und den Beruf des Fußballprofis verfehlt.
Man muss es sagen, wie es ist: Die Stimmung rund um die deutsche Nationalmannschaft im Jahr 2023 ist auf dem absoluten Tiefpunkt. So tief, tiefer geht es eigentlich gar nicht.
Ob es wieder besser werden wird? Nach Jahren der Tristesse, Verzweiflung und Ergebnissen wie diesem gegen Österreich, die einen an den Grundfesten des Fußballs zweifeln lassen?
Irgendwann wird immer alles wieder besser, so viel sei gesagt. Aber ob das mit dieser oder erst der nächsten Generation an Nationalspielern passieren wird – es ist ganz schwer, da eine Prognose abzugeben.
Im März trifft sich die Nationalmannschaft wieder. Dann bleiben Julian Nagelsmann und Co. genau noch zwei Spiele, bevor die heiße Phase Richtung EM eingeläutet wird. Dass es dann die große Kehrtwende gibt – man will es hoffen, aber man glaubt längst nicht mehr dran.