900 Kilometer Distanz: Ungewöhnliches Homeoffice bei Haushamer Firma
900 Kilometer trennen den stellvertretenden Fertigungsleiter der Haushamer Firma T&O Display Solutions von seinem Arbeitsplatz. Möglich macht‘s ein innovatives Hybrid-Job-Modell.
Hausham – Eigentlich hatte das Haushamer Unternehmen T&O Display Solutions nicht vor, einen Teil seiner Produktion nach Norddeutschland auszulagern. Doch dann stand plötzlich der stellvertretende Fertigungsleiter Markus Quinz im Büro von Geschäftsführer Thomas Schubert und berichtete von seinen Umzugsplänen. Zusammen mit seiner Freundin habe er sich für den Kauf einer Immobilie entschieden. Dies aber nicht in seiner oberbayerischen Heimat, sondern im niedersächsischen Emden. Künftiger Arbeitsweg: 900 Kilometer einfach.
Wo in vielen anderen Firmen eine Kündigung quasi alternativlos gewesen wäre, steckten sie bei T&O die Köpfe zusammen und entwickelten ein neuartiges, hybrides Arbeitsmodell. Und das in einem Job, der auf den ersten Blick so gar nicht fürs Homeoffice geeignet ist, wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung stolz berichtet. Mit dem Ergebnis, dass Quinz nun in seiner eigenen Werkstatt in Emden Panel-PCs produziert und repariert.
Mitarbeiter und Arbeitgeber gleichermaßen an Lösung interessiert
„Ich bin ein loyaler Mensch, und mein Arbeitgeber sowie meine Aufgaben sind mir in all den Jahren sehr ans Herz gewachsen“, erklärt der 25-Jährige. Seit zehn Jahren sei er für T&O tätig und dabei vom Lehrling zum Elektroniker für Geräte und Systeme und später zum stellvertretenden Fertigungsleiter aufgestiegen. Auch Geschäftsführer Schubert wollte Quinz unbedingt im Unternehmen halten. „Es wäre ein großer Fehler, so einen hochqualifizierten, engagierten und menschlich einwandfreien Mitarbeiter einfach ziehen zu lassen.“ Insgesamt 20 Mitarbeiter beschäftigt die 1990 als Display 2000 gegründete mittelständische Firma. Sie hat sich auf Konstruktion, Design, Beratung, Montage und Reparatur von Human Machine Interface (HMI)-Systemen, allgemeinen Anzeigesystemen und Industrierechnern für Firmen aus dem Anlagenbau, der Lebensmittelindustrie und der Militärtechnik spezialisiert.
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Ob in der Garantiezeit oder später: Quinz kennt den technischen Aufbau der Modelle, repariert die Hardware im Handumdrehen und aktualisiert die Firmware. Grund genug, ihm in seiner neuen Heimat einen „ergonomischen Arbeitsplatz mit professioneller Werkstatt“ einzurichten. Die von den Kunden zur Überarbeitung eingesandten Rechner würden zusammen mit den benötigten Teilen per Paketdienst nach Emden und wieder zurückgeschickt, teilt das Unternehmen mit. So erledige Quinz in diesem „hybriden Jobmodell“ Aufgaben in der praktischen Fertigung und der administrativen EDV in Norddeutschland, aber auch in einigen Präsenzzeiten am Firmensitz in Hausham.
Geschäftsführer will weitere moderne Arbeitsmodelle entwickeln
Für Geschäftsführer Thomas Schubert geradezu ein Ansporn, weitere moderne Arbeitsmodelle für „verschiedene Lebenswelten“ in einer immer „bunteren, flexibleren und variableren Welt“ zu entwickeln. Nur so könne man sicherstellen, für bestehende Arbeitnehmer und potenzielle Bewerber weiter attraktiv zu sein und damit die Unternehmensziele auch in den kommenden Jahren zu erreichen.
sg